Hallo zusammen,
Ich habe mich gerade angemeldet, weil ich Rat brauche und um jeden hilfreichen Kommentar dankbar wäre.
Gestern hat es unser Pflegehund geschafft, über die Mauer zum Nachbarn zu springen und hat, während die beiden auf der Terrasse sassen, deren Katze entdeckt und sofort getötet. Es war das erste Mal, dass er über diese Mauer ist. Ich hatte ihn rausgelassen und bin dann wieder kurz ins Haus zurück, weil das Telefon klingelte – kurz darauf stand mein Nachbar mit dem Hund vor der Tür…
Ich bin dann gleich mit rüber – die Katze war schon tot, und trotzdem habe ich natürlich versucht nach dem Puls zu fühlen, sie noch zu beatmen. Die Besitzer sind dann gleich mit ihr zum Tierarzt, aber leider vergebens. Ich habe die Zeit, als sie weg waren, draussen, auf ihrem Gartenmäuerchen verbracht und auf sie gewartet, gebeten, gehofft, weil ich da sein wollte, wenn sie zurückkamen. Die beiden hatten sogar noch die Stärke, mich nach diesem Schock zu einem Glas Wein hereinzubeten. Wir sind ziemlich genau vor einem Monat erst hierher gezogen, und kannten diese Nachbarn noch gar nicht. Ich wusste nicht, dass sie eine Katze hatten, aber ich wusste, dass ‘unser’ Hund anderen Tieren gegenüber gefährlich ist. Das macht die Sache natürlich nicht besser – ich weiss, dass es meine Aufgabe gewesen wäre, dafür zu sorgen, in Erfahrung zu bringen, wo hier Katzen sind, und noch wichtiger, dafür zu sorgen, dass er niemals die Gelegenheit erhält, über die Mauer zu gehen.
Es geht mir überhaupt nicht darum, dass das rechtliche Konsequenzen für mich haben könnte – ich bin mir dessen bewusst und weiss, dass der Tod der Katze einzig und alleine meine Schuld ist und niemand ausser mir selbst hätte anders handeln können und müssen ausser ich selbst, damit dieses Unglück nicht geschieht. Ich weiss nicht, wie ich mit dieser Schuld umgehen soll. Ich bin selber mit (Freigänger-)Katzen aufgewachsen und weiss nicht, wie ich reagiert hätte, wenn uns so etwas passiert wäre. Ob ich den Hundehalter noch zu mir einladen hätte können – ich bezweifle es. Ich bin unseren Nachbarn deshalb umso dankbarer für diese starke und versöhnliche Geste.
Es tut mir einfach so unendlich leid.
Ich möchte es so gerne wieder gut machen und es zerreisst mich fast, dass das niemals geschehen wird. Ich werde selbstverständlich alle Kosten übernehmen, aber die beiden meinten gestern, das sei schon in Ordnung und der Tierarzt habe eh nichts haben wollen. Ich wäre auch gerne für die Kremation aufgekommen, aber die beiden möchten die Katze in ihrem Garten begraben. Der Mann ist Steinmetz und wird ihr einen kleinen Grabstein machen. Ich weiss, dass das nur bedingt helfen wird, aber ich werde heute noch bei einem Floristen einen kleinen Kranz kaufen und eine Karte schreiben um nochmal zu sagen wie leid es mir tut und ich ihren Schmerz teile. Der Hund geht wieder ans Tierheim zurück, weil ich es meinen Nachbarn nicht zumuten möchte, ihn tagtäglich wieder sehen zu müssen.
Traurige Grüsse,
Annette