Schön wäre es, aber bei der Bundeswehr gibt es da wie bei
jeder ordentlichen Behörde natürlich Formalia zu
berücksichtigen. Abgesehen davon ist der politische Wille auch
gar nicht da entweder ungeeignetes Personal auf Vordermann zu
bringen (was zumindest körperlich ohne weiteres möglich wäre)
oder zu entlassen.
Und so ein Segelschiff hat es leider an sich, dass man nicht
einfach mal rechts ranfahren kann, um jemanden von Bord gehen
zu lassen.
Und genau deswegen gehören diejenigen, die dort mitgenommen werden, sorgfältig ausgesucht. Dass man sich dabei hinter Formalitäten versteckt kann ich nicht akzeptieren. Beim KSK, den Minentauchern, Jetpiloten etc. schafft man es ja auch, sorgfältig zu selektieren wer ins Portfolio passt und wer nicht.
Das klappt übrigens auch in anderen exponierten Berufsfeldern. Die Lufthansa hat beim Pilotennachwuchs durch den DLR-Test eine Trefferquote von 98%, d. h. von den DLR-Positiven bestehen 98% die Verkehrsfliegerausbildung (und die 2% Ausfallquote beziehen sich regelmäßig auf Gründe, die nichts mit der Fliegerei oder den grundsätzlichen körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Schüler zu tun haben).
Ich könnte noch 100 andere Beispiele nennen, am Ende zeigt es nur eins: es wäre theoretisch kein Problem rundum geeignete Leute auf die Gorch Fock zu schicken. Man müsste sie aber sorgfältig aussuchen.
Sollte sich herausstellen, dass die Vorwürfe gegen die Stammbesatzung richtig sind wäre es ein Beweis dafür, dass die Leute nicht richtig ausgewählt und nicht korrekt geführt wurden.
Da machst du es dir zu einfach. Wer geeignet ist findet man
effektiv oft erst heraus, wenn es zu spät ist
Personalveränderungen durchzuführen. Abgesehen davon ist der
Ausbildungsgang der Offizieranwärtercrews der Marine auch
nicht wirklich geeignet hier großartige Vorausbildung im Sinne
körperlicher Fitness zu leisten, da die Ausbildungsstationen
(unter denen die Gorch Fock eine unter vielen ist) ist
individueller Reihenfolge absolviert werden. Manche Marine
Offizieranwärter gehen an Bord der Gorch Fock, wenn sie erst 2
Monate bei der Bundeswehr sind.
Das ist dennoch ein Systemfehler der Marine. Es gelingt sowohl der Bundeswehr an anderer Stelle als auch diversen Firmen, Stellen mit geeignetem Personal zu besetzen.
Das funktioniert natürlich nur wenn Leute nicht nach Laufbahnvorschriften etc. standardmäßig bestimmte Positionen durchlaufen, sondern vorher die Eignung festgestellt wird.
Da nicht jede Nation ein Segelschulschiff betreibt gehe ich davon aus, dass man auch ohne Gorch Fock-Erfahrung ein fähiger Marineoffizier werden kann. Wenn man aber in Deutschland der Meinung ist, dass die Leute auf sem Segelschulschiff gewesen sein sollen, muss man die Bewerber unter anderem auch unter dem Aspekt der Eignung dafür aussuchen.
Nein, das ist zum einen nicht möglich und zum anderen auch
nicht unbedingt erforderlich. Wir reden beim Soldatenberuf
eben nicht uber den Maurerberuf oder den Bäckerberuf. Ein
gewisses Risiko gehört dazu. Und die Herausforderungen auf der
Gorch Fock sind so in ihrer Art und in ihrem Erziehungs- und
Erfahrungshorizont einmalig und einmalig effektiv. Egal, was
du persönlich davon hältst ist es militärisch sinnvoll diese
Ausbildung für die militärischen Führer von morgen
durchzuführen.
wer der Situation gewachsen ist und wer nicht!
Man machst du es dir einfach…
Wie soll man das denn rausbekommen?
Ich verstehe dein Problem nicht. Es ist in diversen Lebensbereichen absolut gängig, passende Mitarbeiter auszuwählen und vorher zu checken, ob sie den Anforderungen der Aufgabe gewachsen sein werden. Man wird dabei keine 150%ige Sicherheit/Trefferqoute erreichen, es kann trotzdem vereinzelte Ausfälle geben. Aber über was reden wir? Soooooooo extrem ist das Einfügen in die Mannschaft eines Segelschiffs nun auch wieder nicht, dass es nicht möglich sein soll, voerhr zu ergründen wer reinpasst und wer nicht.
Auch für den Maurer- und Bäckerberuf müssen Leute geeignet sein - und es gelingt den meisten Betrieben recht schnell, festzustellen, welcher Azubi in den Laden passt und welcher nicht.
Du stellst es so dar als seien Marineoffiziere Supermänner und Maurer oder Bäcker Heinis, deren Job jeder übernehmen könnte. Eher scheint es ja umgekehrt zu sein. Die Marine ist deiner Aussage nach nicht fähig, geeignete Bewerber auszusuchen und sieht erst auf dem Schiff, wer dorthin passt und wer nicht.
In der Bäckerei und auf dem Bau ist hingegen ganz, ganz schnell klar, wen man da gebrauchen kann und wen nicht.
Natürlich geht das. Du willst da die Verantwortung von einer
Gruppe der Hauptakteure nehmen - das ist natürlich eine höchst
bequeme Einstellung, die hat aber mit der Realität nichts zu
tun. Und mit der Realität muss mancher heutzutage erst einmal
massiv konfrontiert werden, bevor er mit Mitte 20 oder mit 30
merkt, dass ausschließlich er für sein Leben verantwortlich
ist und er selbst es in den Griff bekommen muss.
Gerade beim Bund verlieren die Hauptakteure aber weitgehend die Verantwortung. Vielmehr ist es doch so, dass ihnen die Bundeswehr militärische Umgangsformen, Befehl und Gehorsam sowie Rangordnungen überstülpt - und damit aber auch die Verantwortung übernimmt. Es liegt eben nicht mehr so einfach im Ermessen des Einzelnen, Einfluss auf die Umstände dort zu nehmen. Vielmehr sind es die Vorgesetzten, die den Rahmen setzen und dabei verantwortlich handeln müssen.
Im vorliegenden Falle scheint es weniger ein Problem ungeeigneter Kadetten, sondern einer ungeeigneten Führung zu sein. Denn wenn die ihren Job richtig gemacht hätte gäbe es nicht die vielfältigen Beschwerden über die Vorgänge auf der Gorch Fock.
Es ist völlig egal, was „im Raum“ steht, wenn sich eine
beteiligte Seite zu Wort meldet, die ganz genau weiß, was
passiert ist und was nicht, dann kann diese Seite
selbstverständlich mit einem anderen Hintergrundwissen
agieren. Und vieles aus dem Brief, wie mangelde Fürsorge und
Unterstützung der Stammbesatzung gegenüber ist auch völlig
zurecht kritisiert worden. Und auch wenn du anderes behauptest
bist du schon wieder dabei vorzuverurteilen.
Wenn du schreibst „ist auch völlig zurecht kritisiert worden“ ist das auch eine Vorverurteilung.
Das ist sehr wohl miteinander vergleichbar und es mag dir
nicht ins Weltbild passen, aber kein Soldat muss sich schlecht
oder gar entwürdigend behandeln lassen, denn er hat die drei
oben genannten effektiven Mittel zur Verfügung. Im Zivilen
gibt es diese Mittel so schlicht nicht.
Theorie und Praxis. Korpsgeist, Buckeln vor übergeordneten Instanzen/Rängen, sozialer Druck, Angst als Nestbeschmutzer zu gelten, all das ist beim Militär deutlich ausgeprägter als im zivilen Bereich.
Außerdem ist die Bundeswehr weitgehend männlich geprägt (wie hoch ist die Frauenquote?). Kaum jemand möchte als Weichei dastehen. „Jammern über den Umgangston“ dürfte deutlich seltener salonfähig sein als im zivilen Bereich, wo von vorneherein ein anderer zwischenmenschlicher Umgang vorherrscht.
Nicht zuletzt kultiviert man mit der Gorch Fock bewusst ein Elitedenken: angehende Offiziere, Seeleute auf einem Segelschiff, Drill - es wird bewusst darauf gesetzt, dass Leute durch diese Ausbildung geschliffen werden um neben ihren seefahrerischen Kompetenzen auch einen bestimmten Geist anzunehmen. Das ist nicht gerade das Umfeld, das zu Widerspruch einlädt, auch wenn die Möglichkeiten dazu theoretisch gegeben sind.
In diesen Zusammenhang passt der offene Brief der Stammbesatzung: anstatt sich selbstkritisch mit der eigenen Rolle auseinanderzusetzen wird Kritik als „dumme Sprüche“ herabgewertet und wird der Umgangston als Erfordernis in lauter Umgebung bezeichnet. Jedem Menschen mit ein wenig Lebenserfahrung ist klar, dass das eher peinliche Versuche sind ungute Dinge in ein positives Licht zu rücken.
Gruß,
MecFleih