In diesem Satz "unbestraft" durch "ungestraft" ersetzen

Hallo!

Kann/darf man in diesem Satz „unbestraft“ durch „ungestraft“ ersetzen?

Danke

Nicht jeder kann ungestraft seinen Emissionsdreck
in die Atmosphäre abgeben – doch
oftmals sind die Regelungen zu lasch, die Industrien
den Regierungen zu nah, die Lobbys
zu stark. Oder Unternehmen tricksen wie
etwa beim Dieselskandal.

Hallo Nadja,
„unbestraft“ existiert meiner Meinung nach praktisch nicht. Eigentlich wird immer nur „ungestraft“ benutzt.

Gruß
Marius

Hallo Marius,

würdest du das auch für „unbeschadet“ und „ungeschadet“ sagen? Würdest du sagen, dass es auch „unbeschadet“ nicht gibt?

Grüße

Im Gegenteil: Hier gibt es „ungeschadet“ nicht, sondern nur „unbeschadet“!

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Das ist wirklich sehr interessant, was du schreibst

ungeschadet unbeschadet
ungestraft unbestraft

Warum ist das so und ob dir andere Beispiele in diese Richtung einfallen?
Danke

Warum ist das so? Gute Frage! Manches mag durch irgendwelche komplexen Regeln begründet sein, aber teilweise kommt es mir vor, als hätte sich eben einfach die eine Variante durchgesetzt.
Ob jetzt vergleichbar oder nicht, kippe ich hier noch einige Beispiele hin:
unbeholfen, nicht ungeholfen
unbeleckt, nicht ungeleckt
unbenommen, nicht ungenommen
unbescholten, nicht ungescholten
ungesühnt, nicht unbesühnt
ungezogen, nicht unbezogen

Bei den meisten Wörtern stellt sich die Frage auch einfach nicht, weil ohne die Vorsilbe un- schon nur eine Variante existiert.

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Hallo Nadja,

ein einziges in der Gegenrichtung fällt mir ein: Von dem Paar unbeachtet - ungeachtet gibt es beide.

Ein Beleg mehr für meine These, dass die deutsche Sprache nicht auf Regeln, sondern auf Ausnahmen beruht.

Schöne Grüße

MM

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unbeachtet und ungeachtet gibt es zwar beide, diese haben aber recht unterschiedliche Bedeutungen.

Unbeachtet, jemand oder etwas wird einfach nicht beachtet, steht da und jeder rennt an dem vorbei.
Ungeachtet: Andere haben keine Achtung vor Ihm, er wird zwar eventuell beachtet aber nicht geachtet

ja natürlich - sonst gäbe es sie ja nicht beide…

Schöne Grüße

MM

Was ist da verwunderlich? In den Beispielen werden mit dem Negationspräfix „un-“ versehene Verbaladjektive (gebildet aus Partizip Perfekt) nebeneinandergestellt. Die einen haben das Präfix „be-“, die anderen das Präfix „ge-“. und zwar jeweils zum selben Verbstamm. Und nun soll es überraschen, daß nicht zu jedem Verb beide Negations-Versionen im Sprachgebrauch sind?

Nun, es handelt sich bei den verglichenen Formen um ganz verschiedene Verben, denn die Präfixe „be-“ und „ge-“ haben keine vergleichbare morphologische Funktion:
„be-“ ist Präfix mancher untrennbarer Verben…
„ge-“ ist das Präfix, mit dem das Perfekt gebildet wird.

Beispiel:
ein ungeschriebener Brief - Partizip Perfekt zu „schreiben
ein unbeschriebenes Blatt - Partizip Perfekt zu „beschreiben

Weiter:
„unbeachtet“ PP zum Verb „beachten“
„ungeachtet“ PP zum Verb „achten“, außerdem auch Präposition und Adverb

„unbesehen“ PP zum Verb „besehen“, außerdem auch Adverb
„ungesehen“ PP zum Verb „sehen“

Daß diese Verbaladjektive nicht austauschbar sind, sollte unmittelbar einsichtig sein. Und daß das Negationspräfix „un-“ nicht mit jedem Adjektiv verbunden werden kann (was btw. auf alle Präfixe und auch alle Partikel zutrifft), ist ja auch nicht unbekannt.

Gruß
Metapher

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Oh Metapher! Die Sprache ist selbst ein wunder!

Grüße

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