Inhaltliche Debatte

Hallo,

wäre es nicht eine gute Idee, einmal darüber zu diskutieren, welche Vorschläge sinnvoll wären oder welche Schritte einzuleiten wären, um die bestehende Problemlage hinsichtlich der Integration von Teilen der Bevölkerung zu lösen oder zu erleichtern?

Der Tenor der Politikverantwortlichen scheint mir doch zu sein, dass „offensiver über die Erfolge in der Integration geredet werden muss“ (M.Böhmer,03.09.10). Dies erachte ich jedoch als wenig hilfreich.

Wenn ich beispielsweise mein defektes Auto zur Reparatur bringe, dann will ich vom Werkstattmeister hören: „Wir sollten die Zylinderkopfdichtung austauschen“. Wenn er statt dessen sagt: „Das ist aber doch ansonsten ein tolles Auto, die Batterie ist in bestem Zustand, Einspritzpumpe und Lichtmaschine funktionieren, kein Rost - das brauchen wir nicht zu reparieren“, dann trägt dies nichts zur Verbesserung des Zustandes bei.

Welche Ansätze wären sinnvoll und umsetzbar?

MFG Cleaner

Hallo,

wäre es nicht eine gute Idee, einmal darüber zu diskutieren,
welche Vorschläge sinnvoll wären oder welche Schritte
einzuleiten wären, um die bestehende Problemlage hinsichtlich
der Integration von Teilen der Bevölkerung zu lösen oder zu
erleichtern?

Ja, das wäre zweifellos das Beste.

Der Tenor der Politikverantwortlichen scheint mir doch zu
sein, dass „offensiver über die Erfolge in der Integration
geredet werden muss“ (M.Böhmer,03.09.10). Dies erachte ich
jedoch als wenig hilfreich.

Naja, wenn man über Erfolge redet, dann gehört ja auch dazu festzustellen, wie hoch diese sind und mit welchem Aufwand diese erreicht wurden. Dazu müssen freilich erstmal Ziele definiert werden, an denen dann der Maßstab für Erfolg oder eben Nicht-Erfolg angelegt wird.

Welche Ansätze wären sinnvoll und umsetzbar?

Als erstes gehört dazu ganz klar, dass die vorhandenen Defizite erkannt und benannt werden.
Ich denke bis dorthin kann man den Äußerungen Sarrazins noch folgen und zustimmen.
Als nächstes käme dann zwangsläufig eine Ursachenanalyse der identifizierten Probleme.
Diese können äußerst vielschichtig sein. Hier hilft es keineswegs einzelne Beobachtungen zu verallgemeinern oder bei Schuldzuweisungen stehenzubleiben.
Auch wenn es politisch nicht korrekt ist, kann es dann durchaus so sein, dass Gruppen mit verschiedenen Migrationshintergründen auch verschiedene Angebote benötigen. Und möglicherweise müssen auch Städte oder Gebiete mit besonders hohen Ausländeranteilen andere Programme auflegen also solche mit geringen.
Natürlich kann man dazu auch mal über den eigenen Tellerrand hinausschauen und sehen mit welchem Erfolg bestimmte Maßnahmen in anderen Staaten laufen. Allerdings besteht hierbei irgendwie die Gefahr, dass sich die deutschen Politiker solchen positiven Ansätzen verschließen, da sie ja grundsätzlich am schlausten sind und das Rad stets neu erfinden müssen.
Wenn man sich die Schulpolitik in Deutschland ansieht, dann kann man sich so ungefähr denken, was gemeint ist.
Und irgendwie befürchte ich auch, dass genau hier ein Schlüssel für den Intergationserfolg bzw. -misserfolg liegt.

Grüße

OK, setzen wir das Problem mal zusammen:

Hauptintegrationsprobleme existieren vor allem bei der türkischstämmigen Bevölkerungsgruppe, daneben auch bei der italienischschtämmigen (wird gerne vergessen) und Teilen der Japanischen Kolonie (Die integriert sich praktisch gar nicht, ist aber dank der geringen Größe und der hohen Qualifikation unauffällig)

Kaum Integrationsprobleme gibt es bei Südostasiatischen Minoritäten (Vietnam, China etc) Sowie intressanterweise bei der nicht unerheblichen iranischen Gruppe. Ebenso nicht bei den Neuzuwanderern Jüdischen Glaubens aus Osteuropa.

Woran liegts?
Der „genetische Intelligenzansatz“ von sarrazin ist ja offensichtlich Bullshit.
**Meiner Meinung nach
handelt es sich im wesentlichen um eine Problem der sozialen Schichtung. Die hergeholten (!!!) Gastarbeiter stammten nicht gerade aus der gebildeten Mittelschicht. Und die Unterschicht ist nun mal nicht besonders Bildungsaffin und auch am häufigsten offen kriminell.
darin unterscheidet sich die Migrationsunterschicht nicht von der Autochthonen.
Nachdem das deutsche Schulsystem auch noch das sozial undurchlässigste überhaupt ist, fördert es den sozialen Aufstieg nicht gerade.
Im Unterschied dazu sind diejenigen, die z.B. nach dem Sturz des Shahs aus dem Iran oder als Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Irak angekommenen Leute eher einer gebildeten Schicht zuzurechnen (Für den Zwiebelbauern aus dem Zagrosgebirge war der politische Druck ja eher gering) genauso waren die Boat people aus Vietnam nicht gerade die Tumbsten, und auch die Kontraktarbeiter aus Vietnam in der DDR waren zumindest Facharbeiter.

Das ist übrigens nicht alles auf meinem Mist gewachsen, sondern beruht unter anderem auf einer
10 JAHRE ALTEN Studie der bekannt gutmenschlichen und linksgerichteten bayerischen Polizei (Warnung: Ironie)
http://www.polizei.bayern.de/content/4/3/7/jungeausl…

Ich Zitiere:
„Analysen zur Lebenssituation ausländischer Jugendlicher zeigen, dass gerade sie in weit überdurchschnittlichem Maße von Armut, sozialer Randlage, Perspektivenlosigkeit sowie der Brüchigkeit von familiären und gemeinschaftlichen Netzwerken, von sozialer Desorganisation betroffen sind: Sie erreichen deutlich niedrigere Bildungsabschlüsse,
sind in weit überdurchschnittlichem Ausmaß von Arbeitslosigkeit und
fehlenden beruflichen Perspektiven betroffen und leben häufig in den städtischen Regionen, in denen sich die Krisenphänomene der modernen Gesellschaft konzentrieren.
Die Befunde der KFN-Schülerbefragung weisen zudem auf das hohe Ausmaß
an innerfamiliärer Gewalterfahrung hin, das vor allem türkische Jugendliche erleben (müssen) und dessen Zusammenhang mit eigener Gewaltbereitschaft offensichtlich ist.“

Mike**

Hallo Cleaner,

Der Tenor der Politikverantwortlichen scheint mir doch zu sein, dass :„offensiver über die Erfolge in der Integration geredet werden muss“ :frowning:M.Böhmer,03.09.10). Dies erachte ich jedoch als wenig hilfreich.

diese Deine Meinung teile ich nicht. Die Erfolge der Integration darzustellen ist ein Signal an die noch nicht Integrierten:
Es funktioniert - wenn ihr auch wollt.

Das soll natürlich nicht von der Notwendigkeit eigener Maßnahmen ablenken, sondern ist ein „zweites Bein“.

Cassius

Woran liegts?
Der „genetische Intelligenzansatz“ von sarrazin ist ja
offensichtlich Bullshit.

Das ist sachlich falsch. Wo hat TS behauptet, das die Gene verantwortlich sind für Integrationsprobleme. Er hat - im Gegenteil - sich klar dazu geäußert, dass seiner Meinung nach diese Probleme einen kulturellen und keinen ethnischen Hintergrund haben.
Aber es werden wieder einmal - wie so oft in stark kontroversen Diskussionen - einzelne Aussagen miteinander verknüpft und Zusammenhänge hergestellt, die es nicht gibt.
Abgesehen davon, wäre ich dir dankbar, wenn du mir eine seriöse Quelle nennen könntest, die belegt, dass seine Aussage bzgl. der Gene falsch ist.

Hauptintegrationsprobleme

Mich würde ernsthaft interessieren, was du unter Integration verstehst. Das kommt aus deinem Post nicht unbedingt hervor.

Zylinderkopfdichtungen
Moin moin,

momentan ist die Diskussion nur etwas in die Extreme geglitten. Um mal bei Deinem Beispiel zu bleiben:

Erst mal ist man sich schon uneinig, ob man das Auto überhaupt reparieren muss. Und Du bist nicht in einer Werkstatt sondern wahlweise in der Autoshow des Herstellers oder bei Greenpeace, die gerade den spritfressenden SUV verteufeln wollen.

Und die öffentlichen Diskussion bewegen sich von:„Das Auto ist Mist, das ist ein Totalschaden“ bis hin zu „Was ist eigentlich los, wir fahren doch, und das mit vielen Teilen, die einen Halbmond haben.“
Fragen nach der Zylinderkopfdichtung, wie Du sie stellst, sind viel zu speziell, es fehlt also die Werkstatt…wer könnte das sein?

Gruß
ALex

Das man sich im Rahmen der geltenden Gesetze verhält, zumindest halbwegs die lokale Sprache lernt, und Toleranz gegenüber den Eigenheiten seiner neuen Heimat zeigt.

Warum kommt dann die Bullshitbemerkung, dass Intelligenz zu 50 -80 % vererblich ist.
Man kann mit etwas Klimmzügen schon sagen, dass der bei optimaler Förderung erreichbare Grad der Intelligenz zum Großen Teil durch gentische Faktoren festgelegt ist, ABER wer wird schon optimal gefördert…
Kinder aus der Unterschicht erhalten wohl kaum die gleiche Förderung wie Kinder aus Bildungsnahem Familien.

Sarrazin ist nicht doof.
Er weiß ganz genau, wenn er schreibt:
„Die Unterschicht vermehrt sich wie die Karnikel und der Musel an sich ist eh ein Bestandteil der Unterschicht, und die Unterschicht kann niemals so intelligent werden wie die Oberschicht, weil sie das einfach wg ihrer Gene nicht draufhat“
dass das einfach zum einen offen rassistisch ist und zum anderen er dann als total durchgeknallt dasteht.

Aber setzten wir doch mal das Puzzle zusammen:
Aussage 1: Intelligenz ist zu 50 - 80 Prozent genetisch bedingt
Aussage 2: Völker lassen sich durch unterschiedliche Gene sicher unterscheiden.
Aussage 3: Manche Völker (z.B. die osteuropäischen Juden) sind intelligenter als andere.

Und wenn ich dann sowas lese, dann frage ich mich schon, ob Herr Sarrazin noch alle Nadeln an der Tanne hat:
„Man könne ja sonst auf die Idee kommen, dass auch Erbfaktoren für das Versagen großer Teile der türkischen Bevölkerung im deutschen Schulsystem verantwortlich sind“
Zitiert nach RP-Online
Das gibt eine Argumentationsassoziation die doch sehr auf genetischen rassismus hinweist.
Wie heiss diese Sache ist zeigt z.B. sein Versuch, ein Interview zu redigieren.
http://www.fr-online.de/politik/-kein-maertyrer-der-…

Daneben folgt die Aussage, dass die „Fruchtbarkeut Muslimischer Frauen“ eine Gefahr für Deutschland darstellt, gleichfalls rassistischen Mustern. Insbesondere da er auf die weise Muslimas von marokko bis Indonesien und von der Unterschicht bis zur Universitätsprofessorin in einen Topf wirft.

Insgesamt könnte man einen Ausschnitt von Treitschkes „Unsere Aussichten“ ziemlich problemlos moderniesieren und von „Jude“ auf „Muslim“ umschreiben, und hätte dann einen perfekten Sarrazin.

Dass er die Unterschichtkinder bereits abgeschrieben hat, zeigt auch seine Anregung, Die geburtenrate bei höhergebildeten Frauen durch eine erhebliche Aufstockung der Finanziellen Förderung für diese Bevölkerungsgruppe zu steigern…
Es wäre vermutlich einfacher, die „Gesamtbildung“ in D zu steigern, wenn man einfach die Klassenstärke in den Schulen drastisch verkleinert.

Ach ja: vin einem, der sich mit Rassismus richtig gut auskennt
http://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/Histo…

Hallo,

wäre es nicht eine gute Idee, einmal darüber zu diskutieren,
welche Vorschläge sinnvoll wären oder welche Schritte
einzuleiten wären, um die bestehende Problemlage hinsichtlich
der Integration von Teilen der Bevölkerung zu lösen oder zu
erleichtern?

ich wäre dafür, erst mal zu analysieren, ob es ein reales Poblem überhaupt in einem solchen Ausmaß gibt, in welchem Ausmaß Aktionen zur Änderung gerechtfertigt sind.

Wenn dann ein größeres Problem festegestellt wird, wäre eine Ursachenanalyse sinnvoll. Wenn die Ursache nicht abgestellt werden kann oder soll, wird der Kampf gegen die Symptome schwierig.

Der Tenor der Politikverantwortlichen scheint mir doch zu
sein, dass „offensiver über die Erfolge in der Integration
geredet werden muss“ (M.Böhmer,03.09.10). Dies erachte ich
jedoch als wenig hilfreich.

Das kann nicht hilfreich sein, weil das Problem den falschen Namen hat. Jeder kennt die Fernsehsereie ‚Ein Herz und eine Seele‘. Es ist Alfreds ‚Mentalität‘, die da ein ‚Ausländerproblem‘ erzeugt.
Warum haben sich die Italiener nicht geweigert, deutsch zu lernen und sind nicht alle in ein Wohngebiet gezogen, in dem das nicht nötig war? Weil sie auf dem Arbeitsmarkt nicht ausgegrenzt wurden, weil es eine wirtschaftliche Perspektive gab!

Wären die Italiener ende der Sechziger Jahre massenhaft arbeitslos geworden, hätten sich notgedrungen mit der Situation abgefunden und die Anstrenugungen unterlassen, die nötig sind um einen Job zu bekommen, weil es ohnehin fast aussichtslos gewesen wäre, hätten wir die selbe Diskussion mit Italienern statt mit Türken.

Das Problem heißt Arbeitslosigkeit und mangelnde Berufsaussichten durch Ausgrenzung. Das Problem haben u.a. die erzeugt, die es jetzt am lautesten beklagen.

Wenn ich beispielsweise mein defektes Auto zur Reparatur
bringe, dann will ich vom Werkstattmeister hören: „Wir sollten
die Zylinderkopfdichtung austauschen“.

Wwenn die Ursache ein Kostruktionsfehler ist und eine neue Zylinderkopfdichtung nichts nützt, hast Du zwar eine Reparatur und Reparaturkosten, aber noch keinen fehlerfreien Motor. Dann sollte man versuchen den Konstruktionsfehler durch einen geeigneten Umbau auszugleichen und vor allem neue motore besser zu konstruieren um nicht beim nächsten auto das selbe Problem zu bekommen.

Gruß Rainer

Danke für deine ausführliche Antwort, aber mir ging es bei meinem Beitrag nicht darum, den Inhalt des Buches von TS zu diskutieren, sondern ich war in diesem Fall nur an Fakten interessiert.

Warum kommt dann die Bullshitbemerkung, dass Intelligenz zu 50
-80 % vererblich ist.

  1. ist das m.E. kein Bullshit und
  2. hat TS meines Wissens nicht behauptet, dass die Integrationsprobleme
    darauf zurückzuführen sind.

Nu ja, imho haben eine ganze Menge intelligenzforscher und Biologen gemeint, dass die Aussagen von Thilo Sarrazin nicht dem Stand der Forschung entsprechen (links sind geposted)
Übersetzt aus dem Geeksprech der Nawiler in das reale Leben heisst das, dass Sarrazin Mist erzählt.

Und der rassistische Zusammenhang ergibt sich imho aus dem Kontext, insbesondere weil Sarrazin das noch in keinster Weise klargestellt hat.

Ich finde es übrigens intressant, dass hier nicht über die Integrationsproblematik disputiert wird, sondern aufgrund einer flapsigen Bemerkung von mir wieder über sarrazin.
Deshalb ist dies meine letzte Anmerkung zu Sarrazin in diesem Thread.

Mike