Ok. Nochmal für Dich: Ich habe nur wenig Vorschussvertrauen in die fachliche Kompetenz von leitenden Politikern. Grundsätzlich. Warum? Diese kommen meist nicht in das Amt aufgrund ihrer besonderen Fachkenntnis, sondern weil sie aus parteipolitischen Gründen „dran“ sind. Gut zu erkennen war dieses System, als die Grünen eine Nachfolge für Anne Spiegel suchten. Es schien so, als wären die Zugehörigkeiten zu den „richtigen“ Quoten das wichtigste.
Dann kommen auch mal Personen ins Amt, die später ihre mangelnde fachliche Eignung unter Beweis stellen. Als Beispiele möchte ich Scheuer (Autobahnmaut), Spahn (Digitalisierung der Arztpraxen), die letzten mindestens 4 Verteidigungsminister, von denen eine mindestens 150 Millionen für externe Berater ausgegeben hat, statt auf die Kompetenz im Hause zu setzen oder mit diesem Geld die Kompetenz im Hause zu schaffen - und das alles ohne fassbare Ergebnisse.
Dann gibt es dann noch den „Drehtür“-Effekt. Mal kommen Politiker aus der Wirtschaftslobby, mal gehen sie nach dem Amt dorthin (manchmal aber auch in die produzierende Wirtschaft). Und so manch einer schafft den Turn auch mehrfach. Als Stichwort für die Recherche: die letzten Verkehrsminister, oder Schröder. Ich frage mich, wem dienen solche Politiker im politischen Amt wirklich?
Und wenn ich dann vielen Politikern im Fernsehen zuhöre und zusehe, sehe ich sehr häufig Selbstdarsteller. Ihnen scheint es zum großen Teil darum zu gehen, im Mittelpunkt zu stehen und dass das Auditorium an ihren Lippen klebt.
Und als letztes seien da noch die hauptberuflichen Beeinflusser angeführt, bekannt unter dem schön klingenden Wort „Lobbyisten“ - von denen inzwischen mehr als 10 (statistisch) auf jeden Abgeordneten und Mitglied der Regierung kommen.
Diese Skepsis gegenüber Berufspolitikern, erwachsen aus manigfachen Erfahrungen, kann ich einfach nicht mehr ablegen. Mit ihr begegne ich inzwischen jedem. Viele entsprechen am Ende meinen Vorurteilen, einige sind eine echte positive Überraschung, wie unser Wirtschaftsminister.
Und weil ich selbst als Wissenschaftler in einem wissenschaftlichen Umfeld arbeite, vor einigen Jahren mal einen langen Bericht über die Arbeit des wissenschaftlichen Dienstes las, habe ich in dessen Erkenntnisse mehr vertrauen als in die Meinung unserer Verteidigungsministerin - auch wenn diese Rechtsanwältin ist und im Gegensatz zu manch anderem Politiker sogar in diesem Beruf schöpferisch tätig war.
(Erinnern möchte ich in dem Zusammenhang mal an die Autobahnmaut. Der wissenschaftliche Dienst brachte schwere Bedenken vor, die Dobrindt und später Scheuer einfach vom Tisch wischten. Wer recht hatte, dürfte hinlänglich bekannt sein.)
Ich hoffe, Du hast jetzt ein wenig Verständnis dafür, dass sich Politiker bei mir Vertrauen in ihre Kompetenz erst einmal erarbeiten müssen und dass ich Aussagen von vielen Politikern erstmal mit Skepsis gegenübertrete.
Schönen Abend