Wie siehts da bei Volksfesten etc. aus? Gehen da ein paar in Tracht? Und wenn ja, wie traditionell wird das angesehen und wie viel prozent sinds überhaupt? Ich mein, es wär doch echt schade wenn nur die Bayern so fesch wärn
Servus,
Trachten stammen nicht, ich wiederhole überhaupts gar nicht aus den Bundesländern.
Die deutschen Bundesländer sind Ende der 1940er bzw. Anfang der 1990er Jahre geschaffene Verwaltungseinheiten, und damit hat es sich.
Es gibt keine Nordrhein-Westfälische Tracht, keine Schleswig-Holsteinische Tracht, keine Sachsen-Anhaltinische Tracht. Das ist alles Mumpitz.
Wenn Du Dir mal die verschiedenen Trachten in Bayern anschaust, wirst Du sehr schnell sehen, dass selbst bei richtig barbarisch grober Zusammenfassung Oberbayern, Niederbayern, das Allgäu, Schwaben, die Oberpfalz, Ober- und Unterfranken ganz verschiedene Trachten haben. Wenn Du das grausame Zeugs meinst, mit dem die Gäste aus Australien auf der Wiesn herumhüpfen: Nein, das sind keine Trachten.
Wenn Du einmal von der Couch herunterhüpfst und ein wenig ins Freie schaust, wirst Du sehen, dass nicht nur bei Volksfesten, sondern zu verschiedensten Anlässen in Deutschland Trachten getragen werden.
Die schönste Frauentracht, die ich je gesehen habe, ist mir mal in Cannstatt auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest begegnet - übrigens keineswegs „fesch“, sondern sehr subtil. Leider hab ich mir nicht gemerkt, woher genau aus dem Hohenlohischen sie stammt: Sie ist ganz in Schwarz- und Grautönen gehalten, wobei keines der schwarzen Stücke gänzlich schwarz ist, sondern mit Grün, Dunkelblau, Karminrot im Kettfaden hinterlegt opalisiert. Die Zöpfe des lang zu tragenden Haupthaars waren dabei mit den sehr langen Schürzenbändeln verflochten - ein Stück soziale Kontrolle: Die Trägerin konnte die Schürzenbändel nicht ohne fremde Hilfe lösen.
Schöne Grüße
MM
– weils so schön ist, noch ein hübsches Exempel (auch für seit dem Völkermord Karls des Großen gelungene Integration der Überlebenden) - hier kann man einige der einzigen slawischen Trachten bewundern, die auf deutschem Territorium beheimatet sind:
http://perspektive89.com/sites/default/files/styles/medium/public/images/DSCF1550.JPG?itok=dkQFA9FK
http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/schulfernsehen/tracht-spreewald-brandenburg100~v-img__16__9__xl-d31c35f8186ebeb80b0cd843a7c267a0e0c81647.jpg?version=0599c
http://dev.haus-der-tausend-teiche.de/sites/haus-der-tausend-teiche.de/files/img_pages/sorben_gr.jpg
Schöne Grüße
MM
Aus mittleren würde ich mir eine aussuchen.
Nee, nicht die Tracht
Ach gibs doch zu, dass Du viel lieber eine von der unteren Etage hättest, die Dir erzählen kann, wo es lang geht.
Schöne Grüße
MM
(ein wenig high von einem Munster fermier als Lapoutroie, vor acht Tagen in Colmar erstanden und seither im banalen heimischen Kühlschrank gereift - den Petit Ballon haben wir übrigens tatsächlich bezwungen, trotz schauderhaften unberechenbar tiefen Pappschnees:)
Ja, es gibt oder gab in jeder Region in Deutschland Trachten.
Eine Tracht ist das, was man zum Arbeiten oder an Feiertagen trug. Eine traditionelle Kleidung also.
Zwischen Arbeit und Feiertag war ein himmelweiter Unterschied.
Wenn Du im Internet unter dem Stichwort Trachten Bilder suchst, kannst Du Dir einen Einblick verschaffen.
Was man nicht verschweigen sollte:
Die billigen pseudo-Dirndl, die man derzeit in Bierzelten sieht, haben nichts mit traditioneller Kleidung zu tun. Weder zum Arbeiten, noch für Feierlichkeiten.
Eine Magd trug früher zum Arbeiten eine Bluse mit Rock und Schürze. In dieser Kleidung wäre sie nie und nimmer auf ein Fest gegangen.
Ein Mann wäre niemals mit einem rot- oder blau-weiß-karierten Baumwollhemd auf ein Dorffest gegangen - es sei denn, er hatte kein anderes. Das wäre dann ein Knecht oder Saisonarbeiter gewesen. Karierte Hemden waren der arbeitenden Bevölkerung vorbehalten.