Ist Faust ein exemplarischer Mensch?

Hallo! Ich habe im Deutschunterricht Faust 1 gelesen und muss nun eine Kurzpräsentation über diese These halten: „Trotz moralischer Schuld verkörpert sich in Faust eine Sehnsucht, über die Grenzen
seines Ichs hinauszuwachsen, und das macht ihn zum exemplarischen Menschen.“
Ich muss mich kritisch mit ihr auseinander setzen und Textbelege verwenden. Ich bin total überfordert, da ich nicht wirklich viel von diesem Drama verstanden habe. Könnte mir vielleicht jemand irgendwie weiter helfen? Jede Information hilft, ich habe schon im Internet gesucht ob es dazu etwas gibt aber habe nichts gefunden.

Hallo,

entgegen der landläufigen Meinung sind die meisten Lehrer weder doof noch im Hinblick auf dieses Internetz irgendwie zurückgeblieben. Der Lehrer kennt Dich im Zweifel schon etwas länger und wird wissen, ob die Worte und Erkenntnisse, die aus Deinem Munde kommen und die Du präsentierst, von Dir selbst stammen oder ob Du die Dir im Internet zusammengeklaubt hast. Im Zweifel wird der Lehrer hinterher auch recherchieren, ob er Teile Deiner Präsentation irgendwo im Netz finden kann.

Auch wird es ihm ein leichtes sein, durch die ein oder andere Frage herauszufinden, ob Du irgendetwas, was Du da erzählst, verstanden oder gar selbst entwickelt hast. Es ist natürlich nicht verboten, sich woanders Anregungen zu holen, aber zu hoffen, daß die Übernahme fremder Texte das eigene Auseinandersetzen mit dem Thema ersetzen kann, ist bestenfalls mutig, im schlimmsten Fall dämlich und für die Note gar nicht gut.

Natürlich kannst Du Dir Interpretationen suchen und so versuchen den Text, den Du noch einmal verständig lesen solltest (eine Interpretation gerne daneben liegen habend), zu verstehen und (im Sinne der Aufgabe) auf Ansätze durchsuchen.

Gruß
C.

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Eher eine Interpretationshilfe, dem Rest stimm ich uneingeschränkt zu. Ich dachte an so etwas:
https://smile.amazon.de/Klett-Lektürehilfen-Goethe-Tagödie-erster/dp/3129231269/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=3C5SIADWABPVT&dchild=1&keywords=faust+interpretationshilfe&qid=1610806007&sprefix=faust+interp%2Caps%2C181&sr=8-1#reader_3129231269

oder auch
https://smile.amazon.de/Königs-Erläuterungen-Interpretation-erforderlichen-Musteraufgaben/dp/3804419437/ref=sr_1_2?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=3C5SIADWABPVT&dchild=1&keywords=faust+interpretationshilfe&qid=1610806007&sprefix=faust+interp%2Caps%2C181&sr=8-2#reader_3804419437

Gibt’s auch gebraucht für weniger Geld.

Dann drösel das einfach mal auf, suche dazu Textstellen aus Faust und schon hast du 80 % fertig, mindestens eine Drei.
1.

Hier erläuterst du seine moralische Schuld (sollte nicht allzu schwer fallen).

Welche Sehnsucht hat Faust? Auch das sollte nicht allzu schwer zu erläutern sein.

Welche Ziele hat er, was treibt ihn an, weswegen geht er den Pakt ein? Kann man auch beantworten.

Hier führst du nun zusammen, was an den Antworten von 1 bis 3 typisch menschlich ist, also nicht einen außergewöhnlichen, sondern einen normalen („exemplarischen“) Menschen ausmacht.

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Hallo @C_Punkt,

ich schätze Deine Beiträge sehr. Aber hier trittst Du aus meiner Sicht einen am Boden liegenden.

Mir ging es in der Schule ähnlich wie @Hanni8. Auch ich war von den Anforderungen in Bezug auf Literaturanalyse stets überfordert. „Was will uns der Dichter damit sagen?“ war für mich der absolute Horror. (Zumindest bei der Literatur, die mir vorgesetzt wurde. Über philosophische Science Fiction hätte ich stundenlang dozieren können. Aber sowas kam in der Schule nicht dran.)

Ich wäre froh gewesen, wenn ich früher eine Hilfestellung bekommen hätte, wie man sowas anfangen kann. Nein, ich hätte keine komplette Ausarbeitung gewollt, aber sowas wie einen roten Faden, an dem ich mich langhangeln kann.

Aus dieser Sicht finde ich Deine implizierten Vorwürfe sehr unpassend.

Grüße
Pierre

Hallo,

ich hatte mir eigentlich extra viel Mühe gegeben, alles wegzulassen, das nach Vorwurf oder Kritik hätte klingen können. Vielmehr sollte das nur ein Hinweis darauf sein, daß es nicht viel bringt, sich fremder Inhalte zu bemächtigen. Eine Versuchung, der heute viele erliegen, weil Inhalte praktisch zu jedem Thema online verfügbar sind. Einen Lösungsweg hatte ich auch beigefügt, den Christa in einem wichtigen Punkt noch ergänzte bzw. korrigierte.

Wie gesagt: die Lehrer sind auch nicht ganz auf den Kopf gefallen und Schüler und auch Referendare sind immer wieder verblüfft, wenn sie dann mit ihren Missetaten konfrontiert werden. Im übrigen geht es ja auch nicht nur um die bloße Aufgabenerledigung, sondern um die Erlangung einer Kompetenz, die man vielleicht im späteren Leben nicht mehr braucht, aber in der Schulzeit sehr wohl noch das ein oder andere mal.

Gruß
C.

Ich lasse mal die Lehrerin raushängen. :stuck_out_tongue:

Jedes Jahr lasse ich in der 11. Klasse Präsentationen erstellen. Jedes Jahr sage ich der Klasse vorher, sie dürfen im Internet recherchieren, dürfen aber auch gerne eine Bibliothek aufsuchen.Jedes Jahr sage ich ihnen aber auch, ich will nichts aus dem Internet lesen, was nicht als Zitat gekennzeichnet ist, und das eben auch nicht in größerem Maße. Und dass es sonst eine 6 ist. Und dass ich das, was SIE im Internet finden, erst recht auch finde.

Und, rate mal: jedes Jahr habe ich mindestens eine Gruppe, die leider eine 6 bekommen muss.

Eine Kollegin, die das gleiche Fach unterrichtet, mit ähnlichen Erfahrungen, hat mir erzählt, sie hätte mal die Schüler gefragt, warum sie das gemacht haben, obwohl sie sie vorgewarnt hat. Antwort: „Wir haben nicht geglaubt, dass Sie das finden.“ Wie naiv ist das denn?

Ich habe das von @C_Punkt auch nicht als „Tritt eines am Boden Liegenden“ gesehen, sondern als Versuch, @Hanni8 davor zu bewahren, in ihr Unglück zu rennen.

Literaturanalyse habe ich übrigens auch gehasst, aber dafür gibt es hierzulande die erwähnten Interpretationshilfen, ich finde, damit kann man schon ganz gut arbeiten.

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Zumals diese Lehrperson die These, die sie den Schülern da anbietet, selbst aus dem Netz gecopypastet hat. Aus einem 10 Jahre alten wenige Seiten langen unsäglichen Geschreibsel, gespickt mit Grammatik- und Rechtschreibfehlern, in dem zusätzlich nicht einmal - wen wundert es - der Begriff „exemplarischer Mensch“ verstanden wurde. Allein schon die kognitiv defiziente Formulerung

über die Grenzen seines Ichs hinauszuwachsen"

ist ja Aua! Aber sowas von!

Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß diese Person das Ding damals sogar selbst verfasst hat

Gruß
Metapher

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In diesem Fall auch die Lehrperson selbst :slight_smile: Siehe → hier.

Gruß
Metapher

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Na komm, klassische Literatur ändert sich nicht so oft wie irgendwas auf dem Gebiet der Informatik. :stuck_out_tongue:

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Auch wieder wahr :rofl: Erst vor 8 Monaten nämlich wurde dieselbe Frage bei gutefrage eingestellt - und dort gutefrage-konform „beantwortet“. Und dann ebendort nochmal verzweifelt vor ein paar Tagen.

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Das ist leider falsch.
Faust und sein Vater sind mehrfache Mörder.
Und wo soll Sehnsucht sein, wenn sie Frau/Geliebte im Knast landet.
Bitte mal den Text lesen.
Lies auch bitte mal das Gespräch mit Gott.
Hinweis: Schwankende Gestalten.

Hi,

eine so schöne Vorlage kann ich nicht liegen lassen. Der inhalt der Frage (moralische Schuld Fausts, über sein Ich hauswachsen wollen, Faust als exemplarischer Mensch) ist so banal, grundlegend und zentral für den Faust, dass selbst ich als Englischlehrerin, die den Faust vor 30 Jahren in der Schule gelesen hat, dieses Aufsatzthema stellen könnte. Und bevor ich das dem Schüler gebe (der das thema nicht im Ansatz banal finden wird), schaue ich nach, ob er es abkupfern kann oder nicht. Und wenn ich dabei auf passende Formulierungen stoße, so what? Ich muss es dann noch korrigieren und weit mehr leisten, als für die Formulierung eines Themas notwendig ist. Ich würde sogar eins nehmen, das man googlen kann, und wo man einen fertigen Schüleraufsatz findet - dann tu ich mich leichter mit dem Nachweis des Plagiats. Und wenn das Geschreibsel im Netz noch rechter Quark ist, um so besser. Die Schüler sollen selbst denken und nicht abschreiben.

die Franzi

Hi,

Du hast keine Ahnung von Faust, und du hast das Aufsatzthema nicht verstanden. Stichwort: exemplarisch. Da hilft der duden (übrigens dem Schüler auch, der hier gefragt hat. Eines der ersten Dinge, die er tun sollte, ist sicherstellen, dass er jedes Wort in der Frage versteht).

die Franzi

Hi,

dann hilf uns doch mal, wie wir Schülern beibringen, nichts aus dem Internet abzuschreiben, und bei Verwendung von Quellen immer die Quelle anzugeben? Wir verwenden in jeder Klasse mehere Unterrichtsstunden, um das zu erklären, es gibt Tfelbilder, Beispiele von korrekten wissenschaftlichen Arbeiten, Fragen dürfen gestellt werden, die Schüler bekommen das wichtigste als Arbeitsblatt mit nach Hause, und es steht alles online auf der Schulhomepage. Der Stoff wird von allen unseren mehr als 10 Deutschlehrern (unterschiedliche Generationen, unterschiedliche Persönlichkeiten) beigebracht, und in jeder Klasse gibt es jedes Jahr mindestens einen Schüler, der es nicht hinkriegt. Hab ich auch schon gehabt (ich hatte das Zitieren nochmal selbst erklärt, zusätzlich zum Deutschlehrer), und dann hieß es vom Schüler / von der Schülerin: Ach, auch mit so wenigen Wörtern?

Bitte, Christa und ich warten gespannt. Und unsere Kollegen.

die Franzi

Oh, ich wollte hier garkeine so große Diskussion auslösen. Ich wusste einfach nicht genau wie ich vorgehen soll, aus dem Internet abschreiben ist mir sowieso zu heikel, da uns schon für die Klausur eingetrichtert wurde, dass das 0 Punkte bedeutet. Ich hätte nur eine grobe Idee gut gefunden, um zu wissen wie ich vorgehen kann. Ich denke ich habe es doch ganz okay hinbekommen, aber ein Leitfaden ist immer gut. Ich hoffe nur, dass ich nicht total das Thema verfehlt habe, das kann ich immer so schlecht einschätzen, obwohl es offensichtlich sein sollte :smiley:

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Hi Franzi,

Ich wußte nicht, daß @Christa auf irgenwas von mir wartet :sunglasses:

Aber jedenfalls Schülern richtiges Zitieren beibringen ist doch bisher gar nicht Thema in diesem Thread. Oder hab ich da was verpasst?

Schönen Gruß

Hi,

was genau nimmst du denn aus dem, was ich schrieb, als Vorlage?

Irgendwas an dieser Frage, ja. ok. Aber ich bezog mich auf exakt diejenige Formulierung des Themas, die im UP zitiert wird, und die in genau dieser Form im Netz kursiert.

Mein „aua“ bezog sich auf den kryptomentalen Knuddelkit des Ausdrucks „über die Grenzen seines Ichs hinauswachsen“. Es gibt sehr wohl die façon de parler „über sich hinauwachsen“, Auch findet sich in diversen psychologischen, philosophischen und literarischen Kontexten der Topos „Ich-Entgrenzung“ (womit aber etwas völlig anderes gemeint ist!).

Aber „Grenzen des Ichs“? Geht’s noch? Selbst Faust persönlich würde sich da an der Stirn kratzen. Und „Johan Wolfgang Goethe“ (sic! So in dem besagten älteren Schrieb im Netz. Nein ich gebe keinen Link dazu) erst recht.

Ganz abgesehen von dem logischen faux pas „trotz moralischer Schuld“. Wieso kann eine moralische Schuld einen Menschen daran hindern, eine wie auch immer geartete Sehnsucht zu hegen!? In der Formulierung wird das aber als selbstverständlich vorunterstellt.

Und drittens ist in der Formulierung ganz nonchalant vorausgesetzt, daß der Begriff „exemplarischer Mensch“ (der, soviel ich weiß, zuerst von Theodor Lessing zur Sprache gebracht wurde), in seiner Extension völlig transparent ist. Und prompt identifiziert der Verfasser des angedeuteten Schriebs ihn - komplett falsch verstanden - mit „Übermensch“.

Wieviele Deutschlehrer würden sich solch einen dreifachen Klops leisten?

Es ist also gar kein Wunder. daß @Hanni8

ist. Das wäre sie auch dann, wenn sie mehr

hätte, als sie angibt.

Schönen Gruß
Metapher

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Hi,

du hast so ziemlich alles verpasst. Damals in der Schule, als es um das Interpretieren literarischer Texte ging, und als es um wissenschaftliches Arbeiten ging. Und jetzt wieder, als christa davon schrieb, was sie ihren Schülern erklärt und diese Schüler nicht verstehen. Immerhin hast Du fast alles verstanden, was ich geschrieben habe-

die Franzi

Hallo @Hanni8

prima. Und offenbar trotz der bedenklichen kuriosen Formulierung des Themas. Siehe → clickmich.

Vielleicht wäre es eine Idee, daß du deinen Gedankengang hier kurz skizziert? Oder, wenn schon vorhanden, eine Gleiderung? Oder auch die Faust-Zitate, auf die du dich ja vermutlich bezogen haben wirst?

Dann können viele hier dir sicher weitere Tips geben.

Wenn du dir nochmal die Szenen „Nacht“, „Studierzimmer“ (Anfang, die Dialoge mit Mephistopheles) und dann vor allem „Wald und Höhle“ durchliest, bist du über die Grundlage der Themenstellung sicher im Bilde. Dann brauchst du nur noch etwas herauszufinden, was der Themensteller mit „exemplarischer Mensch“ meint.

Schönen Gruß
Metapher

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