und zwar der 43., juhuu!
Hi Wolfgang,
es sei vorab angemerkt, daß Bush bereits alle Anordnungen Clintons stoppen ließ, die noch nicht rechtskräftig waren. Na ja, hätte ich vielleicht auch so gemacht.
Ich gebe ja gerne zu, daß nicht DER Insider bzgl. der amerikanischen Politik bin. Der Eindruck, den ich bisher von Bush habe, ist nicht gut. Der Mann ist das, was ich als Macher bezeichne: Partielle Wahrnehmung, aber voller Einsatz zwecks Erreichung des aufgrund der partiellen Wahrnehmung selbst unverrückbar festgelegten Ziels. Schlimm wirds dann, wenn bei Machern Macht und Dummheit zusammenkommen. Dumme Menschen sind leicht so zu manipulieren, daß sie es gar nicht merken bzw. fest davon überzeugt sind, selbst die Riesenideen zu haben.
Daß Bush die Berater seines Vaters hat, macht mich auch nicht viel glücklicher. Die haben schon Politikerfahrung (und jetzt sage keiner, Gouverneur in Texas zu sein diene der Erzielung von Politikerfahrung), Kontake und Ziele.
Das amerikanische Regierungssystem ist sehr personenfixiert. Ich denke, wir werden mitunter einen gesteuerten Präsidenten erleben. Das gilt natürlich nicht für die Bereiche, bei denen er schon Meinungen hat. Es ist anzunehmen, daß die, falls mit dem Kongreß möglich, gnadenlos durchgesetzt werden. In dem Zusammenhang erinnere ich mich an eine Karrikatur aus der Zeit um den Regierungswechsel Reagan/Bush. Beide standen vor einer Zielscheibe, die mit Israel beschriftet war. Reagan ballerte wie ein Irrer in alle Richtungen, während Bush eine „Päng!“-Fähnchen-Pistole hatte. Untertitel: Wer trifft besser?
Da sind wir auch schon bei den Problemfeldern: Außenpolitik und Handelspolitik. Da kamen ja schon die ersten Ankündigungen, daß in Zukunft mehr auf die Vorteile der USA geachtet werden soll. Die Handelstreitigkeiten sind unter Clinton auf ein bisher unbekanntes Niveau zurückgegangen. Das kann sich schnell ändern, wenn die Geschäfte mal nicht so gut laufen. Andererseits hat Greenspan (eigentlich auch Republikaner) Bush ja schon zwei kleine Antrittsgeschanke gemacht. Allerdings brauchen geldpolitische Impulse 18-24 Monate bis sie Auswirkungen in der Realwirtschaft haben. In der Zeit kann ein Macher viel anrichten.
Wie es aussieht, mischt Bush erstmal sein eigenes Land auf. Ich hoffe nur, daß er auf internationaler Ebene von seinen Beratern zurückgepfiffen wird. Warten wir Bush´s Auftreten auf internationaler Ebene mal ab. Bleibt zu hoffen, daß er sein Verhalten an seine neue Rolle anpaßt. Ein „major-league asshole“ als Präsident wäre mit Sicherheit kein Fortschritt und führte ruckzuck zu einer Veränderung des internationalen politischen Klimas, das sich ja in den letzten Jahren nicht zuletzt durch einen umsichtigen US-Präsidenten verbessert hat. Das meteorologische Klima hat hingegen noch nie ein US-Präsident nachaltig verbessert. Und um den Kreis zu schließen: Unter den Verordnungen, die jetzt erstmal von Bush gestoppt wurden, waren
- 100 Mio. USD zur Bezahlung von einigen tausend „neuen“ Polizisten.
- Begnadigung von 100 Häftlingen
- Freigabe von Mitteln für irgendwelche Umweltprojekte.
Jetzt raten wir gemeinsam (abgesehen davon, daß wir es aus den Medien nie erfahren werden (noch ein Kreis geschlossen, s. Diskussion n-tv/Daum): 1, 2 oder 3? Was wird als erstes wieder inkraft gesetzt?
Der langen Rede kurzer Sinn: Schaun mer mal. Oder wie ich es bei der Machtergreifung der bunten Regierung sagte: Sei froh, es könnte schlimmer kommen. Und ich war froh, und es kam schlimmer.
Gruß
Christian
P.S.
Sicherheitshalber noch eine Rechtsbehelfsbelehrung, die sich an die richtet, die schon wissen, daß sie gemeint sind.
- Alles meine Meinung. Die war hier gefragt und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Richigkeit oder alleinseligmachende Weisheit.
- Der Text zur bunten Regierung war offtopic und lädt daher nicht zur Diskussion ein.