Nein
Hallo,
Wenn die Molekularstruktur, oder wie sich das auch nennt,
eines Stoffes, dem einer Flüssigkeit entspricht und dieser
Stoff bei höheren Temperaturen fließen kann, muss ich dann
nicht annehmen, dass er diese Fähigkeit auch bei niedrigeren
Temperaturen behält, solange keine wesentliche Änderung in der
Molekularstruktur eintritt?
Gerade das ist ein Denkfehler, weil diese Prozesse nicht
linear gegen Null verlaufen.
Vielmehr ist es so, dass eine Mindestkraftwirkung (in Form
mechanischer Spannung) zwischen den Atomen/Molekülen
wirken muß, damit sich die Bindungen lösen und im Material
verschieben. Bei kristallinen Strukturen ist es klar ein
progressives Aufbrechen des Kritallgitters, das einen eher
schlagartigen Übergang von elastischer zu plastischer
Verformung definiert.
Bei amorphen Materialien ist dieser Übergang nur nicht so
klar. Das kann es erst mal einzelne oder wenige Bindungen
betreffen und mit zunehmender Temp. und Spannung nehmen diese
auch zu.
Unter einem gewissen Spannungspotential wird sich aber rein
gar nix tun. Da bleibt Glas auch in 1 Mio. Jahren stabil,
sofern es nicht durch andere Prozesse (z.B. Strahlung oder
chem. Reaktionen) verändert wird.
Wenn ich es recht sehe, widerlegt der Artikel in der Zeit ja
lediglich einige Beweise, die bisher für das Fließen angeführt
wurden, bringt aber keinen Beweis für das Gegenteil.
(Was allerdings auch schwer sein dürfte.)
Eine Glascherbe für sich alleine ohne äußere Krafteinwirkung
einfach nur da liegt dürfte keinerlei Fließverhalten zeigen.
Eine Glasscheibe unter deutlich größerer Spannung (z.B.
als „Regalbrett“) kann sich auch bei Raumtemp. plastisch verbiegen. Nach ein paar Jahren nimmt man sie heraus und
sie wird dann wohl nicht ganz in ihre ursprüngliche Form
zurück federn.
Müsste die eigentliche Antwort auf die Ursprungsfrage dann
nicht lauten: „Man weiß es nicht.“
Warum soll man es nicht wissen?
Prozesse, die keinen klar definierten Übergang haben, sind
zwar quantitativ schwerer zu fassen, aber qualitativ kann
man das schon begründen.
Gruß Uwi