Knigge: Kann ich als Frau einem Mann das "DU" anbieten?

Guten Tag,

in meiner Kirchgemeinde- ich bin dort neu- ist die übliche Anrede das „DU“.
Egal wie groß der Altersunterschied auch sein mag unter den Mitgliedern.
Jetzt zu meiner Frage: In meiner Gemeinde ist auch mein Arzt. Ich denke, dass er mir auch das „DU“ anbieten würde, ihn es jedoch vielleicht abhält mir als Frau das du anzubieten.
Ich bin 13 Jahre jünger als er. Wir kommen ausgezeichnet miteinander aus. Sprechen auch über viel Privates miteinander.
Kann ICH ihm das du anbieten?

Danke für Ihre Antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Hilfsbereit

Das sehe ich heutzutage nicht mehr als ein Problem an.
Ich muss aber dazu sagen, hier im Süden duzt man sich eher als im Norden.

Hallo,

ich würde es nicht tun. Hauptgrund: Er ist Dein Arzt, da sollte es ihm überlassen bleiben, ob das private Du für ihn in Euer Verhältnis passt.
Ansonsten gilt normalerweise: Die/der Ältere (=er) bietet das Du an bzw. die/der Ranghöhere (wenn man so will: er). Auch da Du schreibst, dass Du noch neu dort bist, wäre ich eher zurückhaltend.
Mit Mann-Frau hat das meiner Meinung nach weniger zu tun.

Nun muss man es mit den Formalitäten andererseits auch nicht übertreiben, und natürlich kannst Du. Dann würde ich aber die Schwierigkeit offen ansprechen und sagen: „Ich weiß nicht, ob es in ein Arzt-Patientinnen-Verhältnis passt und wie Sie das sehen - ich bin hier mit vielen schon per Du und könnte mir das auch gut vorstellen. Ist aber auch okay, wenn wir’s lassen, wie es ist!“

Ich bin in beruflichen Zusammenhängen eine Anhängerin des Siezens. Habe auch schon unpassende Duz-Angebote abgelehnt, ohne dass das schlimme Folgen gehabt hätte.

Langer Rede kurzer Sinn: entweder Geduld haben und ihm überlassen oder offen ansprechen und Möglichkeit zum problemlosen Ablehnen lassen.

Viele Grüße,

Jule

Bin auch aus dem Süden.

Ja, ich bin dort zwar neu, jedoch haben mir schon wesentlich ältere Mitglieder aus der Gemeinde- auch Männer- das du angeboten. Und da ich mich nicht ausschließen will, habe ich das angenommen. Ich wurde sogar „ohne Absprache“ gleich am ersten Tag geduzt.
Das was du schreibst- eben das er mein Arzt ist, könnte schon ein in Anführungszeichen Problem für ihn darstellen. Von wegen DISTANZ zum Patienten wahren und so.
Im beruflichen Alltag bin ich für das sie, finde es nur komisch mich mit allen dort zu duzen und nur mit ihm (meinem Doc) dann am Ende noch per sie zu sein.
LG
HILFSBEREIT

Ich würde sagen biete ihm das du an. Zwar hat er als noch einen gewissen Status als Arzt und die Gepflogenheiten verlangen vielleicht das er dir zuerst das Du anbietet. Aber in Zeiten der Emanzipation und der gesellschaftlichen Lockerung sehe ich das Ganze nicht mehr so streng. Heutzutage sind auch Ärzte viel näher mit ihren Patienten in Kontakt und es ist Gang und Gebe eher auf freundschaftlicher Basis mit diesen zu interagieren. Deshalb biete ihm das du an es zeugt für mich nicht von Respektlosigkeit sondern von einer gewissen Wertschätzung gegenüber dem Arzt. Das du ihn sowohl als Mensch als auch als fachlich kompetente Person sehr schätzt.

Ich schätze ihn vor allem als Mensch. Aus diesem Grund wäre es mir auch komisch, ausgerechnet mit ihm, den ich schon lange kenne und ihn mag, am Ende noch als Einzigen mit "SIE"anzusprechen. Alle wissen, dass ich durch ihn in die Gemeinde gekommen bin. Wie sieht das vor den anderen Leuten aus, frage ich mich und ich gehe davon aus, dass die sich auch sehr, sehr wundern würden.

Richtig.

Meinen Arzt habe ich erst richtig kennengelernt bei einem Segeltörn, er war als Gast da und ich Beruflich für das Wohl der Gäste zuständig. Das DU ist auf einem Schiff normal.

In der Praxis ist das DU natürlich nicht präsent.

Wenn er über meine Leberwerte und Lunge sprach, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Naja, der Herr Doktor ist eben auch nur ein Mensch, und über seine Sünden habe ich noch mit niemanden gesprochen.

NB: Die anderen Gäste waren auch alle Ärzte und ich kann nur sagen o lalalalala. Nur vom Feinsten die Herren

Wie hat sich denn Dein Arzt verhalten und wie kann ich Deinen letzten Satz deuten?

Dann würde ich ihm erst recht das du anbieten. Er nimmt anscheinend eine sehr wichtige Rolle in deinem Leben und im Bezug auf die Gemeinde an. Eure Beziehung würde ich als freundschaftlich deuten und ihr habt wissentlich auch anscheinend einen guten Draht privater Natur.

Zu dem anderen Kommentar, natürlich ist das in einer Praxis eine andere Situation. Hier würde ich es auch als äußerst suspekt und unautoritär empfinden wenn ich wie beschrieben meine Leberwerte mit einem DU serviert bekommen würde.

In einem privaten Gebrauch find ich es aber komisch bei den Informationen die ich bisher geschildert bekommen habe. Herr Doktor Brückmann wie geht es ihrer Frau z.B… Da doch lieber per DU und das kann von meinem Blickwinkel auch gerne von einer Patientin und Frau ausgehen.

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Ich denke lässt sich in etwa so interpretieren das sowohl teures Essen als auch eine gewisse Menge Schampus geflossen ist. Auf Drogen will ich jetzt lieber nicht zu sprechen kommen. Aber das soll lieber noch selbst beantwortet werden bevor hier Missverständnisse entstehen.

Danke für Deine sehr treffende Analyse.

Kann ich so unterschreiben! Du schätzt die Beziehung richtig ein.

Nachtrag

Anderes Beispiel, auch beim Segeltörn.

Die Herren waren noch an Land. Nach und nach kamen andere dazu.

„Guten Tag Herr Prof. xxx“ etc.

An Bord, Hans Du Drecksack, hast noch kein Bier angezapft?

Nach einer Woche, die Herren wieder von Bord: „Gute Reise Herr Prof. xxx“ etc.

Wie schon erwähnt, Menschen. Auch habe ich mich, obwohl ich darauf hätte bestehen können, nie mit Titel ansprechen lassen und hab das grundsätzlich erwähnt, als Küchenmeister SHL und Ausbilder von 11 Azubis.

In der Berufsschule konnte ich das Du allerdings nicht zulassen gegenüber den Schülern.

Als ich das mit den Drogen gelesen habe, musste ich grinsen…

Nur ein Beispiel zu meiner Frage:
Bei einem anderen Arzt, Zahnarzt, bei dem ich mal in Behandlung war, war es normal, dass er das du gegenüber Bekannten (Patienten) anwandte. Und der war sogar mit seinem Personal nach über 20 jähriger Zusammenarbeit noch per sie.

Nee, ganz normale Menschen. Bis auf…

Doch, Jägermeister, Cognac etc. …und der Koch war immer eingeladen…meistensnach Feierabend. :smiley:
Mittags hatte er aber Feierabend, musste noch einkaufen und traf auf die Herren an Land. Denen war es egal wann und wie es Essen gibt. :kissing_closed_eyes:

Schrieb ich nicht:

Hallo,

wenn Du dort schon eine Weile „neu“ bist und wenn Du sicher bist, dass es auch von ihm aus ein privates, freundschaftliches Verhältnis ist, dann sprich ihn doch offen darauf an mit der Frage, wie Ihr es handhaben wollt. Dann ist es geklärt.
Aber sei nicht sauer, falls er sagt, dass er es gern beim Sie lassen möchte.

Wenn Du erst seit 14 Tagen dort bist, würde ich noch ein bisschen Zeit ins Land gehen lassen und abwarten, was geschieht.

Viele Grüße,

Jule

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Nochmal: hallo,

ich wollte einen Aspekt nochmal stärker machen: Wenn Du zum Arzt gehst, bist Du als Privatperson dort. D.h. für Dich ist der Unterschied nicht so sehr groß, ob Du ihm in der Praxis oder in der Kirchengemeinde begegnest. Du bist beide Male Privatmensch.

Für ihn ist das anders: Er begegnet Dir in der Praxis erstmal nur in seiner professionellen Funktion. Deshalb finde ich, dass Du so darauf achten solltest, dass er die Freiheit hat, den Umgang mit privat - professionell so zu gestalten, wie es für ihn stimmt.

Privat befreundet zu sein und sich in der Praxis zu siezen, als gäbe es kein privates Verhältnis, fände ich dann wieder völlig schräg,

Viele Grüße nochmal,

Jule

Hallo Jule,

in seiner Praxis per „Sie“-
im Gottesdienst dann per „Du“…
Das wäre echt schräg!

Ich werde als emanzipierte Frau die Initiative ergreifen und ihm das Du anbieten.
Stichwort: FRAUEN POWER :wink:

Liebe Grüße
Hilfsbereit

Hi,
Wenn Du Dich auf Knigge beziehen willst: http://www.knigge.de/archiv/ihre-fragen/privat---wer-darf-das-du-anbieten--9577.htm

ich würde allerdings davon abraten (bin aber auch kein Illuminati wie Knigge)
OL

Hallo,
die Seite kenne ich bereits.