Können nur Getaufte in den Himmel kommen?

Hallo Nemo,

Mein Gegenargument war, dass ja eine Menge Menschen sterben,
die nie im Leben etwas vom christlichen Glauben gehört haben.

Mein Pfarrer beharrte auf seiner Meinung und ich dachte: „Das
ist ja irgendwie doof!“

Da war er wohl schlecht informiert, denn die offizielle Lehrmeinung ist, dass man zumindest einmal von Jesus gehört haben muss. Sonst kann man sich ja auch nicht „für ihn entscheiden“.

Erste Zweifel an Gott wurden dadurch bei mir verstärkt.

Zweifel an Gott? Wieso das denn? Weil ein Pfarrer Unsinn redet?
Bei mir wird da eher die Überzeugung verstärkt, dass Gott nicht so sein kann, wie ihn sich die Kirche vorstellt. Mit anderen Worten: Die Kirche hat Unrecht, denn Gott ist gütig und gerecht.

Wenn ein Mensch, ohne eigenes Verschulden, ungetauft stirbt,
kommt der dann in die Hölle?

Nun ja, was heißt schon „ohne eigenes Verschulden“? Jemand, der eine andere Religion hat, ist ja trotzdem „selber schuld“, dass er sich nicht taufen lässt.

Wer glauben möchte, dass diese Menschen alle in die Hölle kommen, kann das tun. Ich glaube das nicht mehr.

Wenn ja, dann entspräche das keiner göttlichen Gerechtigkeit.

Eben.

Wenn nein, wozu dann die Nottaufe?

Hm, sicher ist sicher?

Schöne Grüße

Petra

Hallo Gläubige und Ungläubige!

Auch ich fühle mich angesprochen, aber dass ich im rechten Mass gläubig wäre, kann ich nicht behaupten.

Oben steht die Frage, die ich mal mit ca. acht Jahren meinem
Pfarrer gestellt habe.
Seine Antwort war „Ja“.

Nun, die Antwort ist eigentlich verständlich und wurde lange so gelehrt. Sie ergibt sich daraus, dass laut Heiliger Schrift und KKK nur Getaufte die Zusicherung haben, gerettet zu werden, und auch diese nicht mit absoluter und endgültiger Sicherheit, aber doch in so hohem Masse, dass sie grundsätzlich als gerettet zu betrachten sind; Leute im Stande der Gnade, also Getaufte, welche keiner Sünde schuldig sind, weil sie z. B. gerade gebeichtet haben oder mit glühender Liebe Gott zugewandt sind, kommen mit Sicherheit in den Himmel, die Ungetauften haben diese Zusage so nicht bekommen.

Mein Gegenargument war, dass ja eine Menge Menschen sterben,
die nie im Leben etwas vom christlichen Glauben gehört haben.

Wir beten aber im Glaubensbekenntnis: Er [Christus] sei „hinabgestiegen in das Reich des Todes“; dabei, so lautet unsere Vorstellung, habe Er auch die Vorverstorbenen und Unbekannten in die Möglichkeit hereingeholt, Ihn zu lieben und also im Himmel zu sein.

Wenn ein Mensch, ohne eigenes Verschulden, ungetauft stirbt,
kommt der dann in die Hölle?

Das weiss niemand. Da wir aber die Zusage haben, dass, wer glaubt und sich taufen lässt, gerettet wird, dass aber, wer die Botschaft deutlich und in rechter Weise vernimmt und nicht glaubt, verurteilt werde, ja schon verurteilt sei („ist schon gerichtet“ sagt Jesus), da dies so kirchliche Lehre ist, wurde lange Zeit von vielen der Schluss „e contrario“ (aus dem Gegenteil folgernd) gezogen: Wer nicht getauft sei, komme auch nicht in den Himmel. Dies ist nicht kirchliche Lehre, sondern kirchliche Lehre ist lediglich, dass, wer getauft sei und nicht gesündigt habe, mit Sicherheit in den Himmel komme.

Wenn ja, dann entspräche das keiner göttlichen Gerechtigkeit.

Die ohnehin nur in Teilen vernünftig erfassbar, im Ganzen erahnbar, aber nie im irdischen Dasein bis ins Letzte begreifbar sein wird.

Wenn nein, wozu dann die Nottaufe?

Weil die Getauften nach der Taufe im Stand der Gnade sich befinden. Bei schon Getauften, die seit ihrer Taufe wieder gesündigt haben könnten, wird statt dessen die Eucharistie gespendet, welche auch alle Sünden tilgen kann.

Gruß, Nemo.

Gruss
Mike

Abstruse Nachfrage…
Sei jetzt erstmal die Annahme, dass der Pfarrer tatsächlich Recht hätte.

Wenn ein Mensch, ohne eigenes Verschulden, ungetauft stirbt, kommt der dann in die Hölle?

Wie ist das eigentlich, wenn jemand vor der Taufe stirbt?
Konkret:
Ein herzensguter Mensch erachtet Katholik zu werden und werde am 31.12.2019 getauft.
Am 01.01.2020 wird er als erster Astronaut an einem Überlichtgeschwindigkeitsflug teilnehmen.
Leider stirbt er noch vor Ende seiner Reise und segnet so das Zeitliche (sic)
Absolut-chronologisch im Sinne der klassischen Zeitdefinition ist er also gestorben, bevor er getauft wurde.
Relativ-chronologisch im Sinne der Ereignisfolge ist er zuerst getauft worden und dann gestorben.

Wie müßte man denn das aus dieser Sicht beantworten?

Hallo RSNemo,

Ist die Welt nicht schon die Hölle? Vielleicht sind wir bereits „verurteilt“ ohne dies zu merken?

Gruss
mrh

Hi Nemo,

kleines Denkspiel:

Szenario 1:
Auf einer abgeschiedenen kleinen Insel lebe ein Völkchen, das noch nie nicht einen Missionar gesehen, geschweige denn vom Christentum gehört hat. Es lebt in Frieden mit sich und seiner Umgebung, jede Bösartigkeit ist Ihnen fremd, sie tun das, was ihnen Freude macht.
Es ist keine Zwietracht und keine Eifersucht zwischen ihnen, denn die Freude des Nächsten ist ihre eigene Freude. Und sie nehmen sich aus der Natur, was sie benötigen, aber nicht mehr. „Mein“ und „dein“ kennen sie nicht, sie streben nach Wissen, und wer mehr weiß oder hat, der gibt denen, die Bedürfen.
Und es lieben und achten sich Männlein mit Weiblein, Männlein mit Männlein, Weiblein mit Weiblein und manchmal alle zusammen. Man könnte ergänzen: Und sie schämten sich nicht…

Szenario 2:
In einem kleinen Stadtstaat auf einer Halbinsel, die „Stiefel“ genannt wird lebt eine verschworene Gemeinschaft.
Zu ihr kann nur gehören, wer sich der Obrigkeit unterwirft, den Häuptling als unfehlbar anerkennt, sich taufen läßt und sein Menschsein verleugnet, indem er auf den natürlichsten aller Triebe, die Sexualität verzichtet. Das Mitglied muß nicht nur den eigenen Körper verleugnen, es muß auch jede andere Sexualität verdammen, es sei denn, sie dient der Erzeugung neuer Schäfchen. Und weil das eine ganz und gar absurde Forderung ist, werden die Bewohner bisweilen schwach und Mann wie Frau legen Hand an sich selbst - zumindest an die Stelle, die der Hand bedarf…
Das aber hat der unfehlbare Greis für Sünde erklärt, wohlwissend, daß er so mehr Macht und Druck ausüben kann. Und das Völkchen ist arg unglücklich, kann es doch dem natürlichen Trieb nicht entrinnen. Manch einer wird grantelig, etliche sogar bösartig. Sie schmieden selbst Intrigen und dienen sich im Gefüge der Macht nach oben, um Privilegien zu erlangen. Und einige werden unter der Last des Zwangs gar zu Verbrechern und vegreifen sich an Schutzbefohlenen.

So, und nun rate:
Wer lebt wohl gottgefälliger?
Wer ist glücklicher?
Wen wirst Du wohl im Himmel treffen?

Gruß
BeLa

und nur Katholiken in die Hölle?
und so trug sich zu, dass ein gar zu lebenslustiger Mensch das Zeitliche segnete…

Luzifer gab sich, ob des doch etwas ausschweifendere Vorleben unseres Kandidaten, höchstpersönlich die Ehre diesen schlimmen Finger abzuholen.

So bestiegen sie zusammen diesen wohlbekannten Fahrstuhl und ab gings nach unten. Es war eine sehr lange und sehr schnelle Fahrt - sozusagen ein Freier Fall.

Nachdem der Fahrstuhl ganz ganz unten angekommen war, öffneten sich die Türen, d.h. diese glitten absolut lautlos zur Seite. Luzifer führte unseren schlimmen Finger durch eine riesige Empfangshalle, welche mit dicken Teppichen ausgelegt war, zur Rezeption.
Eine gar wunderschöne Empfangsdame nahm die Personalien unseres Kandidaten auf - während Luzifer etwas gelangweilt abseits wartete und in der Nase bohrte.
Nach diesem, auch in der Unterwelt unentbehrlichen, Eincheckprocedere geleitete Luzifer unseren Freund zu seiner Suite.
Dessen Überraschung war gar gross, als Luzifer ihm die weite, doppelflügelige Tür zu seiner zukünfigen Unterkunft aufstiess.
Ein wahrlich riesiges Gemach, geschmackvoll und stilsicher eingerichtet und als Bonmont eine wahrhaft gigantischen Fensterfront mit Blick auf eine Bucht mit herrlichen Sandstränden und Palmen.
Etwas verwirrt wollte unser Freund Einwände erheben aber Luzifer schnitt ihm das Wort ab und meinte, dass er schon verstünde und unser Freund möge ihm doch bitte folgen…
Sie folgtem dem Gang bis zu einer Tür.
Nach dieser Tür kam ein weiterer Gang - in der Ausstattung schon etwas weniger opulent. Am fernen Ende war eine weitere Tür.
Sie durchschritten auch diese. Der nun folgende Gang verströmte, mit seinen abgewetzten Teppichen und müdes Licht verbreitenden Wandleuchten, einen gewissen morbiden Charme (in etwas wie in etwas vernachlässigten amerikanischen Billig Absteigen). Und noch eine Tür am Ende des Ganges.
Diese Tür quietsche vernehmlich, als Luzifer sie aufstiess. Der Gang erinnerte an einen Luftschutzbunker. Es wurde etwas zugig.
Dann kam eine Tür aus dickem Holz und mit Eisen beschlagen (so stellen wir uns die Kerkerverliese einer mittelalterlichen Burg vor). Unser Freund musste Luzifer nun tatsächlich beim Aufstemmen der Tür helfen - und schrak zurück.
Sie standen auf einer Balustrade, oberhalb eines gewaltigen Talkessels. Es stank bestialisch und ein gar grosses Gezettere und Wehklagen drangen an ihre Ohren.
Ein mächtiges Zittern der Furcht durchlief unseren Kandidaten.
Luzifer aber lehnte lässig am Geländer, seine Fingernägel betrachtend und meinte nur lakonisch:
„Ach, das sind nur die Katholiken - die wollen das so…“

Und die Moral aus der Geschicht?
Weiss ich doch nicht.

Aber ich weiss, dass es alles nur eine Frage des Glaubens ist.

Wie schon meine Grossmutter meinte:
Wissen ist was anderes und der Glaube gehört in die Kirche!

Hastig zum nächsten Gebet eilend, grüsst gerade noch
Ray

Hallo Petra.

Da war er wohl schlecht informiert, denn die offizielle
Lehrmeinung ist, dass man zumindest einmal von Jesus gehört
haben muss. Sonst kann man sich ja auch nicht „für ihn
entscheiden“.

Mh, aber bedeutet das dann nicht, dass die von den Christen so gefeierte Erlösung durch Jesus in Wirklichkeit eine Verschlechterung ist, da man ja nun im Gegensatz zu vorher, nun nicht nur gerecht leben muss, sondern auch noch an Jesus glauben und sich taufen lassen muss?

Anders gefragt, kämen dann nicht mehr Menschen in den Himmel, wenn es Jesus nicht gegeben hätte?

Gruss,
Eli

Liebe „Gemeinde“,

dieses Forum könnte eines der interessantesten und anregensten bei w-w-w sein. Hier könnte theologisches Wissen ausgetauscht werden, hier könnten Juden, Moslems, Christen aller Konfessionen, Agnostiker und Atheisten diskutieren, ohne sich zu verbrennen oder in die Luft zu sprengen. Stattdessen aber übelste egomane Darstellung, Bekehrungszwang, vor allem wenig Hilfe für arglose Fragesteller! So, das musste ich mal loswerden, weil es mir hier keinen Spaß macht mitzudiskutieren.

Nemo hat eine, wie ich finde, kluge Frage gestellt, auch keine Pseudofrage, um irgendwem seine Meinung aufzudrücken, aber alle Antworter wollen nur ihren Senf dazutun, ohne ihm ersteinmal die Wurst zu reichen. Und um die Wurst geht es ja quasi.

Ich gebe in klassischer w-w-w-Manier die Antwort als Zitat. Hier also die römisch-katholische Antwort, gegeben von Dr. theol. habil. Andreas Laun, Weihbischof in Salzburg:

"…Wer kommt in den Himmel? Oder konkreter: Komme ich in den Himmel? Kommt der oder jener Mensch, den ich so sehr liebe, in den Himmel?

Im Himmel, sagt eine halbernste Betrachtung, werden wir uns im Himmel über drei Menschengruppen wundern: Über die, die im Himmel sind, obwohl wir sie nicht erwartet hätten; über die, mit denen wir sicher gerechnet haben, die aber (noch) fehlen; vor allem aber werden wir uns wundern darüber, dass wir selbst im Himmel sind.

Im Katechismus heißt es jedenfalls zu der gestellten Frage, wer denn in den Himmel kommt, lapidar: „Die in der Gnade und Freundschaft Gottes sterben und völlig geläutert sind, leben für immer mit Christus“ (1023). Und: „jene, die an ihn (Christus) geglaubt haben und seinem Willen treu geblieben sind“, nehmen an seiner Herrlichkeit teil (1026).

Das sind nur andere Worte für das „Halten der Gebote“, auf das Jesus den so genannten „reichen Jüngling“ verweist. Sicherheit für den Himmel bietet auch die Antwort Mariens an den Engel: Siehe ich bin die Magd des Herrn - ein Lebensprogramm, das zur Heiligkeit führt.

Aber das ist es ja, werden jetzt viele einwenden: Mein Leben hat doch dem Willen Gottes so oft nicht entsprochen! Ja, das wird schon so sein, aber dann sollten wir uns von Johannes Paul II. an den ersten, von Jesus selbst heilig gesprochenen Mann erinnern lassen, nämlich den Verbrecher, der mit Ihm gekreuzigt war und dem Jesus zugerufen hat: Amen ich sage dir, heute noch wirst du bei mir im Himmel sein.

Übrigens, Gott liebt auch die ungeborenen und ungetauften Embryonen, ebenso die geistig Behinderten, die Ihn nicht erkennen können, und überhaupt will Er das Heil aller Menschen, und zwar wirklich und für jeden, natürlich auch für die, die von Jesus nie gehört haben. Wir wissen nicht, wie die Gnade der Erlösung zu all diesen Menschen gelangt, aber sicher ist: Es gibt kein Heil außer durch das Kreuz Jesu Christi. Der Himmel ist Heimat für alle, die nur irgendwie wollen, auf Gott allein bekannte Weise können auch Menschen in den Himmel kommen, die scheinbar nichts von Ihm wissen. „Die Seelen der abgetriebenen Kinder beten für ihre Eltern“, soll einmal Marte Robin, eine große Mystikerin unseres Jahrhunderts gesagt haben - das liegt ganz auf dieser Linie der Hoffnung und des Glaubens an die Unendlichkeit Seiner Barmherzigkeit.

Als einmal, vor Jahren, irgendjemand in der Gegenwart meiner Mutter über meine mögliche Karriere als Theologie-Professor oder vielleicht sogar als Bischof sprach - ich erinnere mich nicht mehr genau -, lächelte sie gütig und abwehrend in einem: Die Hauptsache, sagte sie, meine Kinder kommen in den Himmel, alles andere ist nicht wichtig.

Dem ist, so scheint mir, nichts mehr hinzuzufügen."

Wer jetzt darüber diskutieren mag, bitte.

Gruß,
Andreas

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Elimelech

Mh, aber bedeutet das dann nicht, dass die von den Christen so
gefeierte Erlösung durch Jesus in Wirklichkeit eine
Verschlechterung ist, da man ja nun im Gegensatz zu vorher,
nun nicht nur gerecht leben muss

„gerecht“ im Vollsinn lebt man nur, wenn man Gott mit aller Glut seines Herzens liebt

sondern auch noch an Jesus
glauben und sich taufen lassen muss?

nach christlichem Verständnis liebt man Gott eben dann mit aller Glut des Herzens, wenn es nicht nötig ist, Ihn zu tadeln, wegen des vielen Leids in der Welt. Das wiederum geht nur, wenn Er selbst gelitten hat.

Was die Vorhergeborenen betrifft, so hatten sie eine andere Sicht auf die Dinge. Unser Glaube sagt dazu, dass Jesus sie in Seinem Tod erlöst habe, als Er begraben und noch nicht auferstanden war. Philosophisch kann man dazu anmerken, dass es hier grundverschiedene Sichtweisen der Menschen gibt und somit keiner den andern letztgültig verurteilen kann, es sei denn, er hätte von Gott die Vollmacht dazu (was unsere Kirche bezüglich ihrer Priester behauptet). Vorhergeborene, Zeitgenossen und Nachgeborene haben somit eine jeweils in ihrer Grundlegung völlig andere Sicht auf die Dinge.

Gruss,
Eli

Gruss
Mike

Als ob es „dem da oben“ (wie die Nativen Nordamerikas ihn nennen) wichtig wäre, welchem Glauben man angehört…
Gruß, Susanne

Dieser Frage, mit Verlaub gesagt, lieber Nemo, ist so obsolet, dass ich mich wundere, dass ich überhaupt darauf antworte.

Himmel und Hölle sind Phantasiekonstruckte und nur Hartgläubige glauben noch daran.

Zur Illustration eine Anektode.

Ein Atheist kommt, wieder sein Erwarten, in den Himmel. Petrus führt ihn herum und erklärt Örtlichkeiten und Fazilitäten. Beim Gang durch die elysischen Gefilde kommen sie auch an eine vier Meter hohe Mauer. Dahinter hört man Litaneien (hier substantiviertes Verb) und Psalmodieren.
Auf die erstaunte Frage antwortet Petrus: „Das sind die Hartgläubigen, die glauben, dass nur sie in den Himmel kommen können. Wir haben sie isoliert, damit sie nicht unglücklich sind, wenn sie sehen, dass alle hierher kommen. Und im Himmel soll doch jeder glücklich sein! Also gönnen wir ihnen ihr Glück.“

Gruß Fritz

Noch ein Lektüretipp:
http://www.amazon.de/Stollbergs-Inferno-M-S-Salomon/…

Hi,

ich dachte der Limbus ist abgeschafft??
http://www.focus.de/politik/ausland/theologie_aid_54…

viele Grüße

Susanne

Glaube, Taufe und Erlösung
Die kurze Antwort: Biblisch läßt sich nur belegen, daß wer glaubt und getauft ist, in den Himmel kommt. Nicht jedoch, daß das Fehlen der Taufe ein Hinderungsgrund wäre (siehe Mk 16,16).

Gruß, Martinus…

P.S. Es geht auch ein wenig ausführlicher:

Die Frage, ob man nur getauft in den Himmel komme, fragt letztlich nach dem, was im Christentum „Erlösung“ genannt wird. Da lohnt sich ein Blick in die Bibel und vielleicht auch ein theologisches Buch zum Thema. Vorab jedoch die Anmerkung (da es sich hier ja eigentlich um ein „Wissensforum“ handelt): Wissen können wir nur, was irgendwo zu diesem Thema geschrieben wurde. Ob es dann auch tatsächlich so ist, wie geschrieben steht, können wir nur glauben.

Der biblische Befund ist - grob umrissen:
Paulus schreibt im 2. Korintherbrief:
…wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse. (2 Kor 5, 10)

Jeder Mensch muß also nach dem Tod mit einer Abrechnung rechnen, die entweder zur Erlösung oder Verdammnis („Himmel“ oder „Hölle“) führt.

Jesus sagt konkret zur Taufe:
Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. (Mk 16, 16)

Interessanter Weise ist die Taufe nur einseitig heilsfördernd:
Taufe + Glauben => Erlösung
kein Glaube => Verdammnis
Darüber, was ohne Taufe passiert, sagt er nichts (weder hier noch meines Wissens anderswo).

FAZIT Biblischer Befund:
(1)Ein Mensch, der getauft ist und glaubt, wird in den Himmel kommen. (2)Die Taufe alleine nutzt aber ohne Glauben nichts. (3)Das Fehlen der Taufe ist kein definitives Ausschlußkriterium.

Natürlich gibt es Theologische Überlegungen dazu, was mit Menschen passiert, die nicht glauben oder getauft werden konnten. Diese kann man nun mehr oder minder schlüssig oder abwegig finden - wie z.B. die Überlegung: In der Zeit zwischen Kreuzigung und Auferstehung ist Jesus „hinabgestiegen in das Reich des Todes“, um den vor ihm Verstorbenen die Möglichkeit zum Glauben zu geben.
Ich persönlich schließe mich der Aussage von W. Joest (Dogmatik Band 2) an: Die Entscheidung über Himmel und Hölle trifft Gott. Und Gottes Handeln entzieht sich immer wieder unserer Kenntnis - sicher auch, wenn es darum geht darüber zu urteilen, wer erlöst wird und wer nicht.

Wir haben als Christen guten Grund darauf zu vertrauen, daß Gott nicht einen Menschen für seinen „Unglauben“ bestraft, der gar keine Chance zum Glauben hatte. Der Spruch „Unwissen schützt vor Strafe nicht“ mag im irdischen Leben gelten, bei Gott hat er aber vermutlich keine Bedeutung.

Fakt ist jedoch auch: Das sind theologische Gedankenspiele, die für uns interessant sein mögen, aber letzten Endes keine Bedeutung haben. Denn wir haben alle die Möglichkeit, von Jesus Christus zu erfahren und an ihn zu glauben. Damit können wir nicht zu denen gehören, die gar nicht glauben können :wink:.

Hi,

ich dachte der Limbus ist abgeschafft??
http://www.focus.de/politik/ausland/theologie_aid_54…

Richtig, Susanne! Siehe auch: http://www.kreuz.net/article.2512.html

Gruß Fritz

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Nachtrag: Glaube, Taufe und Erlösung

FAZIT Biblischer Befund:
…(3)Das Fehlen der Taufe ist kein definitives Ausschlußkriterium.

Natürlich gibt es Theologische Überlegungen

Die theologische Überlegung der röm.-kath. Kirche dazu lautet:
Die Taufe ist die Eingangspforte zu den Sakramenten; ihr tatsächlicher Empfang oder wenigstens das Verlangen danach ist zum Heil notwendig (CIC 849)

Nur als Ergänzung der Vollständigkeit halber.

Hallo Nemo,

„Wasser allein tuts freilich nicht“, schreibt Martin Luther, „sondern das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Worte Gottes im Wasser trauet.“

Das wäre also der Christliche Standpunkt.

Wer nicht an ein Leben nach dem Tode glaubt, und Beweise dafür finden sich keine, dem ist es (zwangs)getauft oder nicht herzlich egal.

Gruß
Eckard

Hallo Nemo!

in aller Kürze:

Mein Pfarrer beharrte auf seiner Meinung und ich dachte: „Das
ist ja irgendwie doof!“

das finde ich auch.
Er hätte sich wenigstens die Mühe machen können und in der Bibel nachlesen.

Und das Meer gab die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken.“ (Offb.20,13)

Da hier steht „nach seinen Werken“ und nicht „ob er getauft ist“, muss es ja etwas anders ablaufen.

Wenn ein Mensch, ohne eigenes Verschulden, ungetauft stirbt,
kommt der dann in die Hölle?

Wenn ja, dann entspräche das keiner göttlichen Gerechtigkeit.
Wenn nein, wozu dann die Nottaufe?

Um die Meinung des Pfarrers zu stützen?

Gruss Harald

Hallo,

so weit ich weiß, wurde auch Martin Luther mit dieser Frage konfrontiert. Der lebte ja zur Zeit der großen geographischen Entdeckungen - auch an ihn wurde die Frage gestellt, wie das ist mit Menschen, die in Regionen leben, in denen sie noch gar nichts vom Christentum gehört haben können.
Und auch Luther hatte seine Zweifel, ob Gott diese Menschen für ihre Unwissenheit bestraft. er glaubte es nicht so recht. Allerdings bekannte er auch, das so genau nicht zu wissen.
Er tat das einzig Vernünftige: Er überlies die Entscheidung Gott - denn dem steht sie schließlich auch zu.

Die ktholische Kirche ist da anders. Die geht echt davon aus, daß ein Nichtgetaufter nicht in den Himmel kommen kann und läßt gar keinen anderen Gedanken zu.

Ich persönlich denke, daß Gott das schon gerecht bewerten wird. Und er wird die Menschen an ihrer Taten messen - da ist die Frage, ob jemand getauft ist, ein Kriterium neben vielen anderen auch.
Und irgendwie finde ich es ja lächerlich, wenn irgendwer auf Erden sich anmßt, da eine Aussage treffen zu wollen. Das ist genau so lächerlich wie die Seelig- oder Heiligsprechung durch den Papst. Als ob Gott sich von irgendwem vorschreiben lassen würde, wer da seelig oder heilig zu sein hat.
Man kann echt nur hoffen, daß Gott sehr viel Humor besitzt an dieser Stelle - ansonsten fürchte ich nämlich, daß man im Himmel keinen Papst treffen wird.

Gernot Geyer

Hallo RSNEmo,

schönen Gruß an den Pfarrer, aber er soll mal die Bibel richtig lesen. NIRGENDS steht etwas zb von Kindstaufe drin oder das man nur in den Himmel kommt wenn man getauft ist (auch als Erwachsener).

Jesus sagt selbst: Niemand kommt zum Vater (in den Himmel) als durch mich. Das heißt ich muss mein Leben Jesus anvertrauen (auch keiner [ehem.] Jungfrau Maria oder irgendwelchen Heiligen.

Dazu braucht man nur mal schauen was Gott mit uns Menschen vorhat: Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft bekommt man durch Beziehung und nicht durch irgendwelche Rituale (wie die Taufe). Dass diese Taufe - ähnlich zb eines Eheringes - für viele ein sichtbares Zeichen der Dazugehörigkeit darstellen kann ist eine ganz andere Frage.

Wenn ein Mensch stirbt ist er noch lange nicht in Himmel oder Hölle. Diese Orte werden erst beim „jüngsten Gericht“ gefüllt. Jeder Mensch muss eine Möglichkeit bekommen sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Diese Entscheidung kann er nur treffen wenn er die Möglichkeit dazu hatte. Ein Baby welches diese Möglichkeit nicht (weil es eben stirbt) hat bekommt diese Möglichkeit eben erst nach dem Tod. Und dort kann sich das Kind immer noch für oder gegen Gott entscheiden.
Diese Entscheidung - die viele im Leben treffen (sehr oft gegen Gott) - ist es letztendlich was uns in die Hölle oder den Himmel bringt.

Außerdem gibt es immer noch Gottes Gnade wo heute absolut keiner sagen kann: der oder jener kommt nicht in den Himmel weil er was auch immer für Verbrechen begangen hat. nicht das sich Gott nicht an seine eigenen Gesetze hält aber manchmal ist der Mensch viel tiefer als man als Mitbürger oberflächlich mitbekommt. Und diese Entscheidung sollten wir tatsächlich Gott überlassen.

Seinen Segen wünsch ich dir
Tobi@s

Hallo Nemo,

und nochmal ein Bisschen Geschichte dazu, damit Du auch den Hintergrund hast.
Die christlichen Urgemeinden vollzogen die Taufe u.a. als Aufnahme in die Gemeinschaft. Der Ritualwert lag also nicht darin begründet, dass sie quasi ein Ticket ins Himmelreich dargestellt hätte, sondern eher im Eintritt in die Gemeinde.
Die Bibel, wie mehrfach angeführt, schert sich relativ wenig um die Taufe in einer solchen Ticketfunktion. Nirgendwo ist defniiert, dass man der Taufe bedarf um in den Himmel zu kommen, wo auch immer der sein mag.
Die Situation änderte sich mit den Christenverfolgungen in Rom. Viele Christen verleugneten ihr Christsein, opferten auf heidnischen Altären und die die es nicht taten endeten oftmals als Gartenfackeln oder im Circus. Nachdem aber das Schlimmste vorbei war (bzw. in den gelegentlichen Pausen), gingen verschiedene „Päpste“ (der Begriff ist für diese Zeit nicht belegt, Bischöfe von Rom mit überirdischem Geltungsdrang) her und verlangten, dass diese Christen, die ihren Glauben verleugnet hatten, nicht so einfach wieder rein konnten in die Gemeinde. Das war gewissermaßen die harte Linie. Wer Christ oder wieder Christ werden wollte, musste sich dann so öffentlich taufen lassen, dass eine spätere Leugnung schlich unmöglich war. Da es mehrere Bischöfe von Rom gab, denen solche Praxis nachgesagt wurde, ist schwer zu sagen, wer der Erfinder war. Vielleicht Viktor I, weil Eleutherus existiert doch sehr im Nebel und alles, was wir wissen ist, dass alles über ihn falsch ist. Vielleicht jedoch bereits Theodotus oder ein noch früherer. Theodotus scheint sich bei der Begründung seiner auch in anderen Punkten harten Linie gegenüber Irenäus auf ältere Bischöfe bezogen zu haben.
Der Effekt ist klar. Spätestens ab Ende des 2.Jahrhunderts gab es mehrere Phasen in denen die öffentliche Taufe als politisches Mittel für die paulinische Kirche wichtig war. Es war eine dieser Wer-nicht-für-uns-ist-Haltungen. Das hatte zwar letzten Endes nur die Auswirkung, gerade die römischen Gemeinden ins Extrem zu verrücken, aber es hinterließ seine Spuren im Zusammenhang mit der theologischen Bewertung der Taufe. Denn der Anspruch war ja, nur wer zu „unserem“ Verein gehört, kommt in den Himmel, die anderen christlichen Richtungen sind alles Häretiker und als solche exkommuniziert und kommen sowieso nicht in den Himmel.
Bis allerdings Dein Pfarrer seine dümmlichen Ansichten aussprach, war wohl in der Priesterausbildung Geschichte vom Lehrplan gestrichen worden …

Gruß
Peter B.

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