Könnten Träume immer Ausschnitte aus früheren Leben sein?

Hallo,

hast Du schon geträumt, im Frühling tagelang einen Pflug über einen Acker zu ziehen, zu sähen, zu ernten, im Winter zu frieren und im Frühling zu hungern? Nur Getreide-Gemüsesuppen ohne Salz zu essen?
Nicht?
Wann hast Du dann deine 100 Leben gelebt? Wie bist Du um dieses Standartschicksal des Otto-Normamenschen der vorhergehenden Jahrhunderte herumgekommen?
Oder träumst Du Erfahrungen von Tieren?

Gruß, Paran

Ich bitte um mehr wissenschaftliches Denken!
Was geschieht denn bei der Befruchtung einer menschlichen Eizelle? Es wird in einer einzigen Zelle der Körperbau des entstehenden Menschen festgelegt.
Eine einzige Zelle!
Der gespeicherte Informationsinhalt der zukünftigen Gehirnzellen ist nicht vorhanden. Der bildet sich erst im Laufe des Lebens.
Es ist in doppelter Hinsicht eine Unmöglichkeit, so eine Frage zu stellen.

  1. Ein leerer, sich erst bildender Speicher kann keine Information enthalten.
  2. Ein angeblich früheres „Leben“ kann unmöglich später, wenn der Speicher voll ausgebildet ist, den Speicherinhalt einer verstorbenen Person auf die aktuelle Person übertragen.

Diese eingangs gestellte Frage kann erst beantwortet werden, wenn der Übertragungsweg der Information bekannt ist.
Da es keine physikalische Erkenntnis in dieser Richtung gibt, kann nur die Esoterik herangezogen werden und die ist das Gegenteil von Wissenschaft.

Aus meiner eigenen Erfahrung berichte ich: Träume sind Wiederholungen eigener Erlebnisse, und zwar der kleinen und kleinsten Details dieser Erlebnisse.
In zufälliger Reihung mit anderen Details anderer Erlebnisse entsteht eine „Handlung“, die unter Umständen logisch aussieht, aber vom inhalt her genau so zufällig ist wie ein Textsystem, das zufällige Wörter produziert.

Grundsätzlich bin ich absolut der gleichen Meinung wie Du, Aprilfisch. Das Träumen hat nichts mit früheren Leben zu tun. Aber diese Aussage

"Könnte es nicht sein, dass es eine Wirklichkeit gibt, die ganz anders ist als die von uns wahrgenommene?"

Das ist dann aber keine Philosophie, sondern deren Missbrauch.

ist mir zu stark. Das Höhlengleichnis ist ja gerade urphilosophisch (Platon). Wenn die Philosophie nicht alternative mögliche oder auch mal unmögliche Wirklichkeiten erkundet, wer tut es dann? (Na gut, die Mathematik tut das auch, aber die Philosophie ebenfalls.)

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Ja eben, um genau so eine „andere Art“ der Erinnerung ist ja hier das Thema. Und genau eine solche, nämlich von der Physis - also insbesondere vom Gehirn - völlig unabhängige, eine vielmehr jegliches Erkennnisvermögen begründende steht - als erste komplette Erkenntnistheorie überhaupt, (hat also mit Träumen nichts zu tun) - bereits bei Platon: Menon, Phaidon, Phaidros usw. Allerdings ist dieses über die physische Existenz hinausgehende, also von ihr unabhängige Erkennisvermögen den Philosophen vorbehalten :stuck_out_tongue_closed_eyes: Normale Sterbliche können das nicht :stuck_out_tongue: Für Letztere ist es lediglich die Grundlage für die Erkenntnis sinnlicher Angelegenheiten. Das physische Organ war damals allerdings eh nicht das Gehirn, sondern das Zwerchfell (pronesis = Denken ← phren = Zwerchfell)

Im Gegenteil. Du läufst dabei bereits bei Platon/Sokrates voll gegen den Poller. Es ist Fundament und Anfang der gesamten europäischen Philosophiegeschichte.

Schönen Gruß
Metapher

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Drum fühle ich mich bei Demokrit von Abdera ja auch besser aufgehoben :slight_smile: !

Schöne Grüße

MM

Nun ja, der allerdings noch keinerlei Theorie des Denkens entwickeln konnte. Im Gegensatz übrigens zu seinem älteren Zeitgenossen Anaxagoras, der btw. die Philosophie nach Griechenland brachte.

Mit „gegen den Poller“ meinte ich allerdings auch nur deine starke These

Es sei denn, für dich hört bei den Vorsokratikern die Philosophie auf :wink:

@Timo3681: Es ist ganz einfach. Wenn Du Dir vorstellen kannst, dass die Träume solche Ausschnitte sind, wirst Du einen Philosophen finden, der diese These schon einmal aufgestellt hat.
Falls Du dies nicht glaubst, wirst Du Dich an einen Skeptiker wenden.

Kant hat bewiesen: Die menschliche Vernunft reicht nicht aus, um unsere Existenz vollständig zu erklären. Deshalb ist grundsätzlich alles möglich.

Deine Theorie von den früheren Leben, und dazu noch in dieser konkreten Abgrenzung der „Traumschärfe“ auf die Jahrhunderte, ist allerdings so spezifisch, dass ihre Wahrscheinlichkeit gering ist und es - rein von der Rationalität des Hier und Jetzt gesehen - sehr, sehr unwahrscheinlich ist, dass sie zutrifft.

Die Natur, die uns umgibt, und zu der wir gehören, limitiert unseren Verstand offenbar auf dieses Leben, auf die Realität, auf das Hier und Jetzt. Nur schon dies sollte eigentlich dafür sprechen, die Erfüllung in unserem Leben in den Dingen zu finden, die konkret und nachvollziehbar zu unserer Existenz gehören. Was danach kommt sehen wir noch früh genug !

Vielleicht hat Dir diese Antwort geholfen. Gruss, Thomas