Krankheit als Waffe

Wenn die mal stirbt, kommt dann überhaupt jemand zur
Beerdigung?

Hi, Branden,
schätze mal:

„An ihrem Grab stehn nur der Pfarrer
und die bezahlten Leichenscharrer.“
[Eugen Roth]

Gruß
Eckard

Hi Eckard,

Mittlerweile ist die gute Frau noch mehrere Male „gestorben“ -
Nur glaubt es ihr keiner mehr.

PS: die Frau ist mittlerweile 93 Jahre alt, sie ist
altersgemäß in guter gesundheitlicher Verfassung.

Und wenn es wirklich so weit ist, wird ihrem Geröchel auch keiner mehr glauben?

Einen schönen Tag,

Beate

Hi
moin…

bewusst oder unbewusst? Gings ihm ob des Stresses wirklich mies, oder hat er bewusst simuliert?

Helge

hallo eckard,

Mittlerweile ist die gute Frau noch mehrere Male „gestorben“ -
Nur glaubt es ihr keiner mehr.

warum muß ich jetzt an den hychonder denken, an dessen grab die angehörigen sagten:
„nun übertreibt er aber!“? :smile: (sorry!!!)

schöne grüße
ann (heute ein quatschkopp)

Warum sagt man soetwas?

…weil man genau weiss, dass man sein gegenueber damit reizt…und es somit lenkt.
…oder weil einen das gegenueber so nervt, dass man es loswerden will.

mfg:smile:
rene

hm… es ging ihm sicherlich durchaus mies, aber DAS, was er draus gemacht hat, war denke ich mehr oder weniger beabsichtigt…

Ich würde aber ehrlich gesagt nicht so den Unterschied zwischen „bewusst“ und „unbewusst“ machen… die Wirkung ist es, die den Ausschlag gibt…

Gruß
Demenzia

Oder der:
Herr Doktor, der Simulant von Zimmer sieben ist eben gestorben
Jetzt übertreibt er aber!

Hallo,

Warum sagt man soetwas?

Erpressung!

Gandalf

Hi Weihnachtsmann,

kümmerst du dich den Rest des Jahres um anderweitig Bedürftige? :smile:

Zurück zum Thema. Für solche Äusserungen kann es mehrere Gründe geben. Einmal kann ich mir vorstellen das geistig unbeweglichere Menschen dies ohne große Verknüpfung bestimmter Synapsen im Hirn einfach mal so von sich geben.

Jeder hat sich schon mal gesagt: „Boa, du/der/die/das macht mich krank!“ Zielgerichtet im Gespräch jedoch sollte man sich schon mal eher überlegen, was man da so sagt.

Dann kann es natürlich sein, wie viele hier sagen: Es könnte ein Effekt eintreten und derjenige lernt daraus, das dies das probate Mittel zur Eindämmung aufkeimender Konflikte ist. Und zwar in seinem Sinne! Also immer munter raus mit dem Spruch.

Meine Meinung zu solchen Sprüchen: Äusserst fies sowas! Völliges K.O. Kriterium, denn man kann dazu als Angesprochener ja gar nicht viel sagen.

Und das ist ein weiterer Grund warum man sowas sagt. Die Diskussion ist an der Stelle mehr oder minder schnell beendet, da es keine Argumente gibt, die man austauschen kann.

Das einzige, was man darauf erwidern kann: „Meinst du das wirklich ernst? Du glaubst also, i c h mache euch krank, bzw. an Krankheiten die euch befallen, bin ich persönlich schuld?“ Evtl. wird dann wenigstens mal ein Denkprozess angeregt, denn wenn der Vater darauf wirklich antwortet: „Jawoll, das meine ich ernst!“ dann kann man dies schon eher mal diskutieren.

Gruß
Nita

emotionale Erpressung
Hi,

solche (und noch viel heimtückischere!) Formen emotionaler Erpressung, die mit dem Ausdruck „indirekte Gewalt“ oder „passive Gewalt“ gut charakterisiert sind, spielen in enorm vielen Familien- und anderen Beziehungsgefügen eine bedeutende Rolle.

„Wenn du nicht bist, wie ich dich will, leide ich, und du bist Schuld“.

Das Problem dabei ist, daß Menschen, die in diese Gefüge hineingewachsen sind, selten noch die Möglichkeiten der Abwehr oder Gegenwehr haben. Ihnen fehlen allein die sprachlichen Mittel dafür. Die Kommunikation und Interaktion der betreffenden Familie bzw. Beziehung hat sich dann so eingespielt, daß diese sprachlichen Mittel, die jeder Außenstehende sofort parat hätte, erst gar nicht gelernt werden konnten.

Aber selbst, wenn sie gelernt würden („Ich verbitte mir, mich auf diese Weise unter Druck zusetzen“ usw usw), würden sie nichts mehr nutzen, weil die Vorgabe des „leidenden Aggressors“ bereits internalisiert wurde: „ich mache sie/ihn wirklich krank - daran will ich nicht schuld sein - also unterdrücke ich meine aktuellen Gefühke bzw. passe mein Verhalten ihr/ihm an“.

Die Angst davor, den anderen dadurch nun erst recht krank zu machen (und dadurch zum „Täter“ zu werden), anstatt dem anderen (hier den Eltern) endlich die Verantwortung für seine eigene emotionale Selbstregulation zu übergeben, führt so zur Selbstunterdrückung und der eigentliche „passive Täter“ wird in seinem Verhalten bestärkt.

So ziehen sich die Fesseln der Verhaltensfreiheit in diesem Gefüge von selbst immer fester zu …

Gruß

Metapher

Das einzige, was man darauf erwidern kann: „Meinst du das
wirklich ernst? Du glaubst also, i c h mache euch krank, bzw.
an Krankheiten die euch befallen, bin ich persönlich schuld?“
Evtl. wird dann wenigstens mal ein Denkprozess angeregt, denn
wenn der Vater darauf wirklich antwortet: „Jawoll, das meine
ich ernst!“ dann kann man dies schon eher mal diskutieren.

Gruß
Nita

Ist nicht so, daß die Tochter da gar nichts drauf erwidert.
Zuerst wurde sich das von der Tochter zwar immer ohne ein Wort von ihr dazuzusagen angehört. Dann hat sie immer still gelitten, ohne das irgendjemand etwas davon gemerkt hat. Sie hat nicht die beleidigte Leberwurst gespielt und hat sich gar nichts anmerken lassen, wie sehr ihr das weh tut.
Aber irgendwann hat es sie so fertig gemacht, daß sie ausgeflippt ist, sie hat ihn angebrüllt, daß das ja wohl totaler Quatsch wäre u.s.w., daß ihr das total weh tun würde wenn er ihr sowas sagt. Und das jedesmal nach so einem Spruch von dem Vater.
Dann war immer für lange Zeit der größte Krach in der Familie und großes Schweigen, was eher von der Tochter ausgeht, die schon etwas nachtragend ist. Dann tut es dem Vater auch immer leid und sagt „Ach, nun vergiß das doch“ und leidet wirklich unter so einen Streit, denn Streit mit der Tochter möchte er nicht. Aber immer wenn dann wieder alles gut und vergessen ist, dann kommt nach einiger Zeit wieder so ein Spruch. Irgendwann müßte er es doch mal kapieren, daß ihm solche Sprüche nur selber fertig machen, oder?

Gruß

„An ihrem Grab stehn nur der Pfarrer
und die bezahlten Leichenscharrer.“

Das kann ich mir gut vorstellen, Eckard.
Und das ist mal ein schöner kurzer Roth.
Gruß,
Branden

Scotch als Waffe
Ja, Gandalf, den Witz mag ich auch.

By the way: Ich trinke zur Zeit „BOWMORE Mariner Islay Single Malt Scotch“.
Der ist so schön rauchig.
Es grüßt Dich
Branden

Hallo Weihnachtsmann,

Oder Sätze wie: „Wenn Mama krank wird, bist DU schuld“
Warum sagt man soetwas?

Och, so selten kommt das gar nicht vor, dass Eltern auf diese Art und Weise ihre Kinder unter Druck setzen. Es erspart den Elternteilen das Herumdiskutieren mit ihren Kindern.

Beliebt sind auch kolikartige Schmerzen eines Elternteils nachdem das Kind das Zeugnis erhalten hat.
Oder ein Elternteil macht innerhalb eines Gesprächs eine Aussage. Das Kind, und das kann durchaus schon eine ganze Weile erwachsen sein, weiß aber, dass das Elternteil mit dieser Aussage genau das Gegenteil meint, und dass das Elternteil weiß, dass das „Kind“ dies weiß!!! (Ja, es ist wirklich so kompliziert, wie es sich anhört, aber im Laufe mehrerer Jahrzehnte gewöhnt man sich daran :frowning: … )

Das Problem:
das „Kind“ kann mit dem Elternteil nicht über den Inhalt der Aussage diskutieren, weil: das Elternteil hat das doch überhaupt nicht gesagt…

Nachteil solcher Sachen:
das „Kind“ leidet solange unter diesem Verhalten des Elternteils, bis es begreift, was hier abgeht. Hat das „Kind“ das begriffen, wird es einfacher, aber die Elternteil-Kind-Beziehung ist dabei größtenteils draufgegangen.

Vorteil solcher Sachen:
man weiß, was man selber einmal besser machen möchte :smile: Und diesen Vorteil sollte man nicht unterschätzen.

Gruß,
Chamomilla

Hallo Metapher,

Das Problem dabei ist, daß Menschen, die in diese Gefüge
hineingewachsen sind, selten noch die Möglichkeiten der Abwehr
oder Gegenwehr haben. Ihnen fehlen allein die
sprachlichen Mittel dafür.

Nicht immer :smile:

Das Gefüge muss halt entwirrt werden, und das geht vielleicht am besten gemeinsam. Entweder mit Geschwistern, oder mit Personen, die wissen, worum es geht.

Grüße,
Chamomilla

Hallo,

ich stimme dir insoweit zu, als das ein Erwachsener, der auf ein Fehlverhalten oder eine von ihm ausgehende Kränkung hingewiesen wird in der Lage sein sollte diese langfristig abzustellen.

Offensichtlich unterhalten sich hier aber alle Erwachsenen auf der Kindebene.

Damit ist auch die Tochter gemeint, die eine Kränkung solange „runterschluckt“ bis ihr der Kragen komplett platzt. Der Erfolg dieser Aktion verführt sie ausserdem dazu, bei erneutem Auftreten der Phrase wieder und wieder „auszurasten“ mit anschließendem stunden-, tage- oder wochenlangem „Schmollen“. Das alles ist leider überhaupt nicht zielführend und führt ja auch offensichtlich nicht zu dem langfristig anhaltenden Ergebnis.

Resultate erzielt man nur wenn man Diskussionen auf der Sachebene führt. Dies gilt auch und vor allen Dingen um eigentlich emotional besetzte Themen. Nur auf der Sachebene können sich zwei gleichwertige Partner treffen und austauschen. Bleibt oder gerät einer der beiden auf eine andere Ebene (z.B. zorniges Kind), dann wird der andere entsprechend reagieren (z.B. beleidigtes Kind) und nichts wird geregelt.

Die Tochter hätte also besser ruhig mit dem Vater gesprochen und ihre Betroffenheit über die Art der Anschuldigung gezeigt. Denn Sachebene bedeutet ja nicht das totale Unterdrücken der Emotionen sondern nur den vernünftigen sachlichen Ton in dem Probleme thematisiert und Emotionen vorgetragen werden.

Man sieht deutlich, das der Vater die Botschaft aus dem Gekreisch seiner Tochter und den handfesten Streits nicht empfangen hat.

Vielleicht ist noch nicht Hopfen und Malz verloren. Aber genau kann man das aus der Ferne natürlich nicht beantworten. Denn Streiten will - wie man inzwischen weiss - gelernt sein.

Gruß
Nita

Ich glaube Chamomilla, ihr habt beide recht!

Hallo,

denn Metapher hat damit recht, das eine Lösung nur erreicht werden könnte, wenn die Parteien überhaupt in der Lage wären ein sachliches Gespräch über das Problem zu führen und das sind sie offenbar nicht.

Und du hast recht, das evtl. ein externer Moderator ein solches Gespräch leiten könnte, damit es nicht immer wieder von der Sachebene abrutscht.

Gruß
Nita

Hallo nita,

Ich glaube Chamomilla, ihr habt beide recht!
denn Metapher hat damit recht, das eine Lösung nur erreicht
werden könnte, wenn die Parteien überhaupt in der Lage wären
ein sachliches Gespräch über das Problem zu führen und das
sind sie offenbar nicht.

Und du hast recht, das evtl. ein externer Moderator ein
solches Gespräch leiten könnte, damit es nicht immer wieder
von der Sachebene abrutscht.

Ich hab gar nicht das Gespräch zwischen Eltern und Kind/ern gemeint. Ich hab da ganz egoistisch mal nur an das „Kind“ gedacht, das die verwirrende Situation einfach einmal verstehen möchte. Allerdings handelt es sich in dem von mir beschriebenen Fall um sehr erwachsene Kinder und um ein sehr betagtes Elternteil. Die Zeit der versuchten Gespräche ist schon eine Weile vorbei. Irgendwann ist nur noch wichtig, dass das „Kind“ mit sich und seinem Leben im Reinen ist.

Gruß, Chamomilla

Hi Weihnachtsmann,

Irgendwann müßte er es doch mal kapieren, daß ihm solche
Sprüche nur selber fertig machen, oder?

also daran habe ich meine Zweifel. Schließlich steckt der Vater ja genauso in seinen Denk- und Kommunikationsgewohnheiten fest wie die Tochter. Und Einsicht wäre auch erst der erste Schritt zur Besserung.

Ich würde eher der Tochter raten, sich da allmählich unabhängig zu machen.

Ich weiß nicht, wie alt sie ist, aber zum Erwachsenwerden gehört es doch, dass man die „Großen“ nach und nach nicht mehr aus der Froschperspektive sieht, sondern ihnen als Mit-Erwachsener auf Augenhöhe begegnet, oder? Vielleicht hilft es ihr, sich einmal vorzustellen, sie hätte es nicht mit ihrem Vater, sondern mit einem Fremden zu tun: Wie würde sie eine solche Person einschätzen? Würde sie solche Äußerungen ernst nehmen, sich davon kontrollieren lassen, oder eher Rückschlüsse auf seinen Charakter ziehen?

Zum Schluss sieht sie dann (hoffentlich) nicht mehr die väterliche Autorität, sondern einfach einen Menschen, der wie alle anderen auch den einen oder anderen Dachschaden hat, wenn auch in diesem Fall einen ziemlich sozialUNnverträglichen. Mit so etwas kann man leben, es gibt dem anderen keine Macht mehr.

Alles Gute,

Beate

Hallo, W’mann,
um diese „Psycho-Spielchen“ besser zu durchlauern, könnte vielleicht dieses Buch einiges klären: http://www.amazon.de/Spiele-Erwachsenen-Psychologie-…
Gruß
Eckard