Auch wenn ich Kant lese…
Hallo,
der Begriff „Manipulation“ wird mindestens seit den Alt-Achtundsechziger politisch instrumentalisiert, und zwar so, als würden nur die anderen Gruppen, die politischen Gegner, „manipulieren“ und man selber überhaupt nicht. Das ist aber offensichtlich eine falsche Beurteilung, denn Einfluss nehmen auf das Bewusstsein anderer Lebewesen ist scheinbar ein Grundprinzip des Lebens, das gibt es ja auch schon bei den Tieren, wenn sie ihre Geschlechtspartner suchen…
Meine Katze versteht mich besser zu beeinflussen als ich sie. Und ich bin gegenüber ihr immer der Verlierer, weil sie mich so beeinflusst, dass sie alles bekommt, was SIE will. Sie hat verschiedene Strategien drauf.
Politiker und Religionsvertreter beeinflussen andere Menschen seit Jahrtausenden. Fußballspieler, Boxer und Sportler bieten riesigen Menschenmassen eine inszenierte Show, um sie zu beeinflussen. Auch Schauspieler und Filmemacher zielen darauf ab, ihre Zuschauer zu „manipulieren“. Und wenn ein Popstar bei einem Life-Konzert auftritt, jubeln die Massen genauso, wie wenn der Papst mit goldbestickter Kleidung und einer besonders hohen Mütze die Massen zu begeistern versteht. Auch alle Eltern beeinflussen ihre Kinder, wie auch alle Lehrer und Schriftsteller. Deshalb behaupte ich: Die Verantwortung, von wem man sich beeinflussen lässt, hat letztlich der mündige Bürger selbst. Auch wenn ich Kant lese, liefere ich mich seiner Beeinflussung aus.
Gruß
C.