Hallo FraLang,
ich mische mich wirklich hier sehr ungern ein. Habe oft genug hier geschrieben, dass ich das Thema Teufel und Sünde für überbewertet und/oder falsch interpretiert halte. Ich formuliere es lieber umgekehrt. Definieren wir aus christlicher Sicht (auch mit den Unterschieden zwischen den Konfessionen) was richtig und wichtig ist, dann ergibt sich im Umkehrschluss was nicht richtig/schlecht/Sünde oder meinetwegen Teufelszeug ist. Ich brauche dazu den Teufel nicht zu personifizieren.
Ich fürchte, Ihr redet hier wie so oft aneinander vorbei. Übrigens - Theologie (auch Ethik) ist hier auch ein Thema der Brettbeschreibung. Man DARF erklären (wenn man will .
Es ist nun wirklich schon oft gesagt worden, dass die Evangelien (wie die ganze Bibel) nicht wortwörtlich zu verstehen sind, aber, das hatten wir beide ja erst kürzlich hier dachte ich übereinstimmend festgestellt, dass es gerade deshalb für alle Menschen sehr schwer ist, die Authentizität der Bibel zu erkennen, wenn man sich immer Fragen muss, was ist definitiv falsch, was ist wahrscheinlich falsch, was ist anders und wie gemeint und was kann wörtlich genommen werden, denn an was als den Worten machen wir den Glauben fest?
Ich denke unabhängig von diesen berechtigten Fragen ergibt sich ein Sinn aus dem NT und der ist leicht erkennbar. Der Wahrheitsgehalt dieser Botschaft ist erkennbar, nicht aufgrund der Tatsache, dass die Worte so genau gesagt wurden oder Ereignisse sich genau so abgespielt haben, sondern im Zusammenhang des gesamten NT wird das Wesentliche immer wieder auf verschiedene Weise umschrieben und konkretisiert und die Bedeutung dieses Gesamtbildes der wesentlichen Botschaft macht uns klar, dass es einen Sinn für unser Leben ergibt. Das - und nur das - „legitimiert“ das NT als die richtige Botschaft. Diese wesentliche Botschaft ist die Antwort auf unsere Frage nach dem Sinn des Lebens, nach „humanem/göttlichen“ Zusammenleben und Gerechtigkeit nach unseren menschlichen/irdischen Maßstäben (wenn wir davon ausgehen, dass Gottes Reich etwas mit unseren irdischen Wertmaßstäben zu tun hat).
Das ist das Entscheidende.
Rolf spricht davon, dass die Evangelien nicht wortwörtlich genommen werden können und nicht Tatsachenberichte sind. Das heißt nicht, dass sich gar nichts so abgespielt hat, wie beschrieben und das heißt schon gar nicht, dass der Inhalt der Worte und Werke und Gleichnisse Jesu ohne jeden historischen Bezug ist. Wir werden das nicht abschließend klären können, aber wir können wie oben gesagt den Sinn der wesentlichen Botschaft (gewiss nicht jeden Nebensatz) dieser Worte des NT erkennen, da sie unserem tief in uns verankerten Wertesystem entsprechen. Und daher dürfen wir sie getrost als Leitsätze für unser Leben ansetzen. Ich denke ich muss nicht mehr ausführen, was das Wesentliche des NT bedeutet. Es sind eigentlich wenige Passagen, die aber immer wieder durch Werke, Gleichnisse und Aussagen konkretisiert, komplettiert und bestätigt werden.
Alleine die Bergpredigt zu lesen, berührt die Menschen. Sie spüren, dass der Wahrheitsgehalt dieser Botschaft viel weiter geht, als die Frage ob das GENAU die Worte Jesu waren und wann und wie sich das genau abgespielt hat. Ja selbst wenn es eine Romanfigur wäre, wäre der Wert dieser Botschaft zu erkennen (wie übrigens die besten Romane ja autobiografischen Hintergrund haben .
Dies zum Thema Authentizität der Ereignisse und Authentizität des wesentlichen Inhalts!
Nur noch abschließend. Wenn Rolf also schreibt
Für Markus - wenn man von dieser Geschichte aus das Evangelium interpretiert - sind Rom, sein Militär, seine wirtschaftliche Macht und die Strukturen des römiscvhen Markts (als Wirtschaftssystem verstanden) dämonisch.
dann geht er wie viele Bibelforscher davon aus, dass der Evangelist Markus Jesus seine in seinen Augen Gegner in einer Geschichte gegenüber stellen wollte und diese „dömonisiert“ hat. Sind daher ALLE Geschichten des NT unwahr? Ist alles erfunden? Das weiß niemand, aber das glauben auch Christen nicht, ist aber wie oben beschrieben vielleicht auch gar nicht entscheidend.
Übrigens gibt es auch zu den Dämonen unterschiedliche Interpretationen. So z.B. Prof. Bauernfeind in seinem Buch „Die Worte der Dämonen im Markusevangelium“, der meint, ein Gott habe es überhaupt nicht nötig durch befohlene Dämonenvertreibung seine Macht zu demonstrieren. Teufelsaustreibung (hier wird seines Erachtens sehr wohl eine Verbindung vom „Satanischen“ zum „Dämonischen“ hergestellt) darf seiner Meinung nach kein Zeugnis für Gott sein, vielmehr sieht er die tröstliche Botschaft für uns Menschen im Vordergrund, dass selbst Gottes Sohn mit den Dämonen/dem Satanischen konfrontiert wurde (und wir daher nicht verzweifeln sollen, dass es uns auch so geht).
Ein Teufel taucht ja in Mt 4 auf. Zeugen waren in dieser Geschichte sowieso nicht dabei (es sei denn Jesus oder der Teufel selber hätte sie weiter erzählt).
Christen glauben an die Authentizität Jesu. Meine Empfehlung, entdecke den Wert des NT nicht unter der Bedingung, dass Du Beweise für die Authentizität der Ereignisse suchst sondern die Authentizität des Sinns der wesentlichen Botschaft als lebendiges Fundament unseres Wertesystems. Und - ich wiederhole mich - vielleicht ist GERADE deshalb nichts beweisbar…
Schönen Gruß von
ikarusfly