Maultaschengedicht von Heinz E. Schramm

Hallo ihr lieben Wissenden,

ich hab im Internet ein Gedicht über Maultaschen gefunden, das, glaube ich, beim Abtippen ein bisschen gelitten hat. Kennt jemand das Original?

Das „w“ bei „gschwend“ hab ich schon selber eingeflickt und aus einem „die Fleischwolf“ ein „de F.“ gemacht. In folgender Zeile scheint mir was zu fehlen: „Grad für d’Nudelböd g’richt;“ - das hinkt rhythmisch irgendwie. Was sind eigentlich „Nudelböd“? Und was soll das heißen: „maih ond ‚ditte,“?

Tja, ich merke es ganz deutlich: Schwabe wird man nicht, indem man 43 Jahre lang in der Gegend wohnt …

Maultasche

Hackfloisch, Zwieble, Peitschestecke,
Wassergwoichte Doppelwecke,
Peterleng, Spinat ond Brät,
Älles durch de Fleischwolf dreht,
Oier drüber, Salz ond Pfeffer,
Geit a Toigle, geit en Treffer,
Grad für d’Nudelböd g’richt;
Und schao kriagt dui Sach a Gsicht!
Drufgschmiert, zuadeckt, toilt ond gschnitte.
Net lang gfacklet, maih ond ‚ditte,
Nei end Brüah ond ufkocht gschwend! –
Selber schuld, wer’s Maul verbrennt!

Heinz Eugen Schramm

www.schwaebische-kuechenschaetze.de/anekdoten.htm

Hallo, Edith,

es ist schon hart, dass man seiner Lebtag eine Reigschmeckte bleiben muss, gell?

Das Gedicht ist ziemlich schlecht eingegeben worden. Ich bin mir nicht bei allem sicher.

Das „w“ bei „gschwend“ hab ich schon selber eingeflickt

Das war wohl getan!

aus einem „die Fleischwolf“ ein „de F.“ gemacht.

Besser wäre „dr“.

„Grad für d’Nudelböd g’richt;“ - das hinkt rhythmisch irgendwie.

Ich würde ich lesen: „Grad für d´ Nudelböde g´richt“ und das hieße: „Genau richtig für die Nudelboden“, also für den ausgewellten Nudelteig, auf den die Fleischbrätmasse gestrichen wird.

Und was soll das heißen: „maih ond ‚ditte,“?

Maih = mehr; ditte = auf etwas deuten, hingedeutet, so dass diese Passage in etwa bedeutet: "Also, nicht lange gefackelt, mehr noch (getan) und schau nur da hinein in die Brühe …

So heißt also meine emendierte :wink: Fassung:

Maultasche

Hackfloisch, Zwieble, Peitschestecke,
Wassergwoichte Doppelwecke,
Peterleng, Spinat ond Brät,
Älles durch dr Fleischwolf dreht,
Oier drüber, Salz ond Pfeffer,
Geit a Toigle, geit en Treffer,
Grad für d’Nudelböde g’richt;
Und schao kriagt dui Sach a Gsicht!
Drufgschmiert, zuadeckt, toilt ond gschnitte.
Net lang gfacklet, maih ond ‚ditte,
Nei end Brüah ond ufkocht gschwend! –
Selber schuld, wer’s Maul verbrennt!

Heinz Eugen Schramm

www.schwaebische-kuechenschaetze.de/anekdoten.htm

Aber jetzt bin ich gespannt, ob jemand den Urtext vorlegen kann, denn mich würde nun auch interessieren, wie das Gedicht wirklich geht.:smile:

Fritz

Und ein Nachschlag
Hallo, Edith,

hier:
http://www.petermangold.de/schwab74.htm

findest du diese Lesart:

_ Maultaschen

Hackfloisch, Zwieble, Peitschestecke,
Wassergwoichte Doppelwecke,
Peterleng, Spinat ond Brät,
Älles durch die Fleischwolf dreht,_
auch hier: die?
Oier drüber, Salz ond Pfeffer,
Geit a Toigle, geit en Treffer,
Grad für d’Nudelböda g’richt;
wie ich es dachte
Und schao kriagt dui Sach a Gsicht!
Drufgschmiert, zuadeckt, toilt ond gschnitte.
Net lang gfacklet, maih ond ‚ditte,
Nei end Brüah ond ufkocht gschwend!
wie du schon sagtest
_Selber schuld, wer’s Maul verbrennt!

Heinz Eugen Schramm_

Ich war doch ganz gut mit meiner Emendation, oder etwa nicht?

Auf der Seite von Peter Mangold gibt es noch einiges Beachtens- und Empfehlenswertes!;-]

Gruß Fritz

Vielen Dank!
Dankeschön, lieber Fritz, jetzt hat das Gedicht ein Gesicht!

LG
Edith

Hallo Fritz, hallo Edith,

Und was soll das heißen: „maih ond ‚ditte,“?

Maih = mehr; ditte = auf etwas deuten, hingedeutet, so dass
diese Passage in etwa bedeutet: "Also, nicht lange gefackelt,
mehr noch (getan) und schau nur da hinein in die Brühe …

Ich würde das so deuten:
Net lang gfacklet maih ond ditta (ohne die Kommata)
heißt: nicht mehr lange gefackelt und „drumrumgeredet“, also nicht nur Worte
gemacht, sondern Taten, nicht nur deuten, sondern tun.
Gruß Bolo2L
*Rausgschmeckter* :smile:

Ja, die Kommata störten!
Hallo Bolo2L,

jetzt leuchtet mir die Stelle erst richtig ein: „Nicht mehr lange gefackelt und
gedeutet“. Die Kommata waren im Weg!

LG
Edith