Hallo Ratgebende,
ich weiß keine Lösung, vielleicht gibt es auch gar keine - oder vielleicht habt ihr Ideen. Aber Vorsicht, der Text wird lang.
Es geht um meinen Vater (81), der rund 500 km weit weg von mir allein in einem großen Haus am Ar*** der Welt lebt. Ich bin sein einziges Kind. In seiner Nähe (Luftlinie nur ca. 6 km aber über Berg und Tal und durch fehlende öffentliche Verkehrsmittel auch nicht so schnell erreichbar) wohnen nur eine Enkelin, die aber alleinerziehend mit zwei Kindern und einem stressigen Job selbst kaum klar kommt.
Heute wurde ich von Nachbarn meines Vater angerufen, weil er gestern Abend in der Dorfkneipe zusammengebrochen war und man ihn mit dem Notarzt ins Kreiskrankenhaus brachte. Dort konnte man nichts feststellen, wollte ihn aber da behalten, um ihn gründlich durchzuchecken. Das hat er abgelehnt sich wurde heute Morgen auf eigene Verantwortung entlassen.
Es ist nicht das erste Mal, dass er irgendwo zusammenbricht. Das letzte Mal war es auf einem Parkplatz. Als er wieder zu sich kam, stand er auf, stieg in sein Auto und fuhr nach Hause. (UNVERANTWORTLICH! Ich weiß!) Auch da hatte er auf eine gründliche Untersuchung verzichtet und war auch Argumenten nicht zugänglich. Jeden Versuch, ihn zu einem anderen Verhalten zu überreden, empfindet er als Bevormundung, Erpressung oder „Schimpfen“.
Das ist noch nicht alles! Er findet sich in seinem klitzekleinen Dorf nicht mehr zurecht. Und er kann wegen seiner kaputten Knie kaum noch laufen. Und wohnt, wie oben erwähnt in einem großen Haus, das er natürlich nicht mehr bewältigen kann. Nicht nur, dass er nötige Reparaturen und Wartungen nicht mehr machen lässt (was er finanziell durchaus könnte) - er verdreckt auch völlig, kocht nichts mehr und lebt von Lebensmitteln, die mich grausen lassen (z.B. angebrochene Lebensmittel, die ihr MHD in früheren Erdzeitaltern haben, Fleisch, das im Sommer tagelang ungekühlt war und buchstäblich schon zum Himmel stinkt usw.)
Dazu kommt, dass mein Vater leider kein besonders netter Mensch ist. Mit Vielen hat er es sich verdorben, weil er sie gekränkt/beschimpft hat. Die Wenigen, die sich noch um ihn sorgen und kümmern, beleidigt er bei jeder Gelegenheit und hält das auch noch für Humor. Er beklagt sich, dass ihn niemand besuchen kommt. Warum wohl …
Ich weiß natürlich, dass es Möglichkeiten gibt, alten Menschen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu erhalten. Aber das habe ich alles schon mit ihm durchgesprochen. Er will noch nicht mal Essen auf Rädern kommen lassen, geschweige denn eine Haushaltshilfe, und der Umzug in eine Seniorenwohnung oder zu mir kommt für ihn schon gar nicht in Frage.
Kurz: Er will, dass alles so bleibt und jammert allen die Ohren voll, dass er so einsam ist.
Auf Anraten einer Freundin hatte ich mich auch schon an den Sozialpsychiatrischen Dienst vor Ort gewandt. Der war auch dort und teilte mir mit, dass jeder Mensch das Recht habe zu verdrecken und zu verlottern und man gegen seinen Willen leider nichts machen könne, solange er sich noch irgendwie selbst versorgen kann.
Ich bin mit meinem Latein am Ende. Dort hinziehen will ich nicht und kann ich nicht.
Muss ich noch erwähnen, dass er noch Auto fährt, seine die Unfälle sich häufen?
Muss ich noch erwähnen, dass er Waffen im Haus hat?
Muss ich noch erwähnen, dass wir kein besonders inniges Verhältnis zueinander haben?
Muss ich noch erwähnen, dass er trotzdem mein Vater ist?
Ratlos
Ann da Cáva