Minimalismus - und dann alles neu kaufen?

Hallo zusammen,

der seit einigen Jahren moderne Minimalismus - Trend mag soll je eigentlich dazu anstiften, Konsum kritisch zu hinterfragen und dauerhaft mit weniger auszukommen.
Mit der Zeit sehe ich es allerdings kritisch: Minimalismus, mit 100 Dingen auskommen, radikal ausmisten - wer wie jeden Trend auch diesen mitmacht, räumt also seine Wohnung (fast) leer um dann nach Tagen, Wochen, Monaten festzustellen: Ein paar Dinge braucht es doch! Und dann kauft man alles neu.
Was für eine geniale Idee der Industrie - besser als Abwrackprämie.

Ich finde, man sollte niht die Zahl der Dinge messen, die man hat, sondern eher die Dinge, die man jährlich neu kauft: Wer es schafft, die dauerhaft gering zu halten, ist sinnvoller Minimalist.

Hallo,

Minimalismus an einer Zahl festzumachen ist natürlich Quatsch.

Es geht darum, sich von den Dingen zu befreien, die einem keinen Nutzen und/oder keine Freude bringen.
Je nach Lebensumständen kommt man da zu extrem unterschiedlichen Ergebnissen. Ein Single Anfang 20 braucht natürlich andere Dinge, als eine Familie mit zwei Kindern.

Eine gute Richtschnur kann die 90/90-Regel von TheMinimalists.com sein: Wenn man etwas die letzten 90 Tage nicht benutzt hat und die nächsten 90 auch keinen Bedarf sieht, weg damit.

Was Neuanschaffungen (über bspw. 100 Euro) angeht, setze ich diese zunächst auf meine Amazon-Wunschliste und schaue dann einen Monat später, ob ich sie immer noch möchte. Wenn ja kaufe ich, wenn nicht wird es einfach gelöscht. So vermeide ich Impuls-Käufe (bspw. Blu-Rays im Angebot), die sich dann doch nur ungenutzt stapeln.

Gruß,
Steve

Also die Weihnachtsdeko, Luftbefeuchter, Austechformen jedes Jahr neu kaufen!

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Solche Sachen besitzt eh kein Minimalist :smiley:

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Das ist doch auch nur mal wieder so eine Mode, die da durchs Dorf getrieben wird. Daran wird sich in zwei Jahren niemand mehr erinnern.

Natürlich muss man einerseits aufpassen, dass einem die Berge an unnütz gewordenem Krempel nicht mal irgendwann auf den Schädel stürzen, und macht eine weniger voll gestellte Bude durchaus auch mehr Spaß, aber andererseits kennt vermutlich jeder das Problem, dass jede auch noch so große Wohnung einen identischen, maximalen Füllgrad hat. Das ist ein Grenzwert, an den man sich über die Jahre annähert, und dessen Überschreiten dann massive Gegenreaktionen bei all denen hervorruft, die sich nicht gerade als Messies bezeichnen lassen wollen. Dann baut man mal massiv ab, und der Spaß geht wieder von vorne los.

Menschen, die alle Kinderkleidung und alles Spielzeug strikt nach Größe und Altersklasse entsorgen, … verzögern dies etwas. Mehr aber auch nicht!

Und andererseits hat dies durchaus auch etwas Gutes. Denn nur so entstehen echte Antiquitäten, hat man Reserven für den Fall, dass diese mal kurzfristig für sich oder andere gebraucht werden, und produziert nicht massenhaft vermeidbaren Müll aus Dingen, die durchaus noch einen Nutzwert haben.

OK, dass wir aktuell angesichts Dachausbau einen ganzen Schiffscontainer voll mit Jugendzimmern und Dachbodenbeständen meiner Holden vor dem Haus stehen haben, hätte jetzt auch nicht unbedingt sein müssen, aber es passiert mir andererseits sehr oft, dass ich mit einem Griff Dinge wieder nutzbar mache, die ggf. jahrelang im Regal gelegen haben, und plötzlich wieder interessant geworden sind (und die man ggf. neu aktuell gar nicht mehr bekommen würde).

D.h. nach einem warmen Sommer die Heizung rausschmeißen? Die Kerzen, die für Stromausfall gedacht sind, die Taschenlampe für den Keller, die Sämerreien vom letzten Jahr, den Entsafter, das Waffeleisen, das Gästebett usw…

Gerade wenn man Haus und Garten und Platz zum Aufheben hat, kann es Sinn machen, Alt für Neu zu verwerten. Macht weniger Müll und weniger Neukauf.

Gruß, Paran

Meine Güte, es ist eine Daumenregel.

Es gibt natürlich Ausnahmen und es ist muss auch niemand danach leben.

Es ist aber eine doofe Daumenregel, weil sie so nahe liegend in vielen Punkten nicht stimmt. Wir haben nur mal einen Jahreslauf, der mit einer Zeitspanne von 180 Tagen überhaupt nicht abgedeckt ist. Es fällt dann sowohl der Bikini als auch der Wintermantel raus.

Sinnvoller ist die Regel soweit auszudehnen, dass man ein ganzes Jahr betrachtet. Wurscht, ob man 1 Jahr zurückblickt oder je ein halbes vor und zurück. Dann bleiben noch ein paar Ausnahmedinge, bei denen man sich hinterfragen muss und entscheiden kann, wenn man den Platz hat: Schlafsack und Zelt, Ballkleid und Smoking, der Teller- und Geschirrsatz für die große Party mit 20 Personen, etc.

Aber gerade eine Daumenregel sollte gut überlegt sein! Denn in der darin liegenden Verkürzung sollte sich bei einer brauchbaren Daumenregel eine Essenz aus möglichst vielen Einzelaspekten wiederfinden.

Und bezogen auf das Thema „Minimalismus“ ist ganz augenfällig alles, was sich auf unterjährige Fristen bezieht, schon mal großer Quatsch! Denn es gibt ganz viele Dinge, die deutlich längere Zyklen haben. Nur weil ein Sommer schlecht war (und ggf. sogar mal zwei in Reihe), und man diverse Sommerausstattung für Haus und Garten nicht gebrauchen konnte, sollte/wird niemand teure Gartenmöbel, den Pool, … entsorgen (und wer nicht jedes Jahr das modischste neue Fähnchen braucht, der lässt auch die T-Shirts im Schrank). Nur weil es ein Jahr mal beruflich und im nächsten Jahr gesundheitlich mit den Ski-Urlaub nicht gepasst hat, ist das noch lange kein Grund, die Ski-Ausrüstung zu verhökern, …

Wir haben hier Küchen- und Geschirrausstattung wie ein Gastronomiebetrieb. Mal reizt ein Thema wieder besonders, dann mal wieder ein anderes, und oft bleibt leider längerfristig mal gar keine Zeit für Wurst- und Nudelproduktion, Räuchern, Pasteten backen, … Das dazu benötigte Zubehör hat eine Qualität, dass es uns vermutlich zu einem guten Teil noch überleben wird, hat viel Geld gekostet, und wird ganz sicher nicht entsorgt, so lange wir noch irgendwie Spaß am Kochen haben.

Viele Unterlagen müssen/sollten mittel- bis langfristig aufbewahrt und archiviert werden. Und die werden über die Zeit leider nicht weniger, sondern eher mehr. Frisch von der Schule gekommen reicht da noch ein Ordner, Über die Jahre wird das nun mal mehr. Digitale Ablage ist ja ganz nett und platzsparend, aus rechtlichen Gründen jedoch bislang nicht so pauschal zu empfehlen.

Genau das meine ich, mit solchen „Regeln“ macht man sich zum Büttel der Konsumindustrie, und ich fürchte , von dort werden sie auch stark verbreitet.
Wenn ich in meiner Wohnung die Prioritäten sinnvoll setze, habe ich locker Platz, Dinge, dir mir wichtig sind, die ich aber nur ein mal im Jahr oder seltener brauche, aufzuheben. Anstatt jedes Jahr alles wieder neu zu kaufen.

Nochmal zum mitschreiben:

Niemand muss sich nach dieser Regel richten. Sie soll zum Nachdenken anregen, ob man etwas wirklich braucht, oder ob es nur sinnlos rumsteht und Staub sammelt.

Die Industrie hat vermutlich deutlich mehr Interesse an Shows wie „Shopping Queen“ anstatt irgendwelche Minimalismus-Geschichten zu unterstützen und zu hoffen, das die Leute daran in dieser Art scheitern.

noch ein Beispiel dazu:
meine neueste Weihnachtsdeko ist 20 Jahre alt, die älteste über 60 Jahre (Erbstücke), Insgesamt ist das etwa 1 kleine Umzugskiste voll. Die bewahre ich gern, auch wenn ich manches nur alle 3 - 4 Jahre mal benutze. Es ist durch jährlich neu gekauften Plastik-Deko-Müll nicht zu ersetzen…

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Hi,

hier wird die Minimalismus-Lüge enttarnt:

http://www.jetzt.de/besitz/millennials-nehmen-besitz-nicht-mehr-wichtig

Grüße
miamei

Hallo,
Minimalismus sehe ich nicht als sinnvoll denn wer rationell entscheiden kann wird ueberfluessige Dinge sowieso entsorgen bzw. verkaufen oder gar nicht anschaffen.

Die meisten Leute spielen in ihren Wohnungen nicht Fussball - wozu muss dann alles leer sein?

Wenn der Wohnraum knapp ist gibt es sinnvollere Methoden um Platz zu schaffen, z.B. auf das Schlafzimmer verzichten und stattdessen Klappbetten kaufen und in das Wohn- oder Arbeitszimmer stellen. Hab nie verstanden wieso Leute extra eine groessere Wohnung mieten oder kaufen nur damit ein Zimmer von 2 Betten befuellt ist.

Und - belasten Dinge die einfach im Keller stehen und selten gebraucht werden wirklich so sehr?

Gruss
Desperado