Das ist nur halbwegs richtig. Richtig daran ist, daß Jungrfräulichkeitsideale und zugehörige Kulte bereits als Merkmale insbesondere antiker Kulturen weltweit verbreitet waren, die auf magischen Vorstellungen basierten. Dementsprechend wurden Jungfräulichkeits-Test auch durch insbesondere magische Verfahren (z.B. Feuerproben, Wasserproben u.a.) durchgeführt. In Europa sogar bis ins Mittelalter. Sie dienten aber Rechts-Konflikten und nicht explizit der Hochzeits-Vorbereitung. Und vor allem: Sie hatten mit Hymen-Beschau überhaupt nichts zu tun. Daß das physiologisch-anatomisch unsinnig war, wußte man bereits z.B. in der altorientalischen Antike.
Schamanismus gab es bei den in Anatolien eingewanderten transaltaischen, oghusischen Seldschuken schon nichr mehr. Der Islam war bereits durchgängig ihre Religion. Schon seit sie in Persien eingefallen waren. Und einige Stämme der byzantinisch orientierten Rum-Seldschuken waren christlich.
Bei den Osmanen, die sich ja aus den Rum-Seldschuken generierten, war der Islam sogar Staatsreligion. Und das - gar nicht von ihnen erfundene - Brautbad (gelin hamami, btw. auch heute noch weitverbreitet) hat per def. nichts mit einer Hymen-Beschau zu tun, abgesehen davon, daß daran ausschließlich naheverwandte bzw. befreundete Frauen beteiligt waren/sind.
Aber, wie gesagt, mit dem Islam hat das gar nichts zu tun. Die Hymenschau speziell wurde im Iraq z.B. auch von christlichen Familien betrieben (ob auch heutzutage noch, weiß ich nicht). Es ist mutmaßlich eine arabische Erfindung, nicht eine islamische.
Insofern ist natürlich eine religionskritische Argumentation gegen diese Sitte absolut unsinnig. Es bleibt aber, daß sie heute, auch außerhalb der Türkei, nur in islamisch orientierten Ländern (z.B. Indonesien) betrieben wird, dort aber nicht nur zur Hochzeitsvorbereitung, sondern zu anderen Zwecken, und dann auch mit dem noch absurderen brutalen Zweifinger-Vaginaltest.
Es bleibt, daß das Ganze, wie a.a.O. bereits erwähnt, jedenfalls im eklatanten Widerspruch zum eigentlich (magisch-kulturell) verstandenen Jungfräulichkeitsideal steht.
Gruß
Metapher