Richtige Zahlen und Eigeninitiative
lese gerade bei tagesschau.de dass mal wieder das aller meiste
bei den Familien und ohnehin armen Mitbürgern, die noch etwas
Hartz IV bekommen an Sparmaßnahmen aufgebürdet wird.
Also ich kann das bei tagesschau.de nicht lesen. Nach der Detailübersicht der Sparvorschläge - die auch auf tagesschau.de einzusehen ist - liegen die Einsparungen im Sozialbereich zwischen 3 Mrd. EUR im Jahr 2011 (bei Gesamteinsparungen von 11 Mrd. EUR) und 10,9 Mrd. EUR im Jahr 2014 (bei Gesamteinsparungen von 27,6 Mrd. EUR). Das ist jeweils noch nicht einmal die Hälfte des Sparpakets und schon gar nicht das „allermeiste“. Und mit Blick darauf, dass die Sozialausgaben rund die Hälfte des Bundeshaushalts ausmachen, ist der Anteil der Sozialleistungen am Sparpaket sogar unterproportional.
Was ich bei tagesschau.de (und im Rest der medialen Welt) lediglich sehen kann ist, dass diejenigen Interessenvertreter, die für sich in Anspruch nehmen, die Belange des „kleinen Mannes“ wahrzunehmen, das Sparpaket allein aufgrund der Tatsache, dass es auch die Sozialleistungen betrifft, mit populistischer und polemischer Kritik überziehen. Das war zu erwarten, macht aber die Behauptung, das „allermeiste“ der Einsparungen habe der kleine Mann zu schultern, nicht richtiger und wirft kein allzu gutes Licht auf die Objektivität jener Kritiker. Allerdings, das muß ich fairerweise zugeben, habe ich von diesen Kritikern auch keine Objektivität erwartet.
Insgesamt aber zeigt das, wie wichtig es ist, selbst richtig und sorgfältig zu lesen und nicht stumpf das nachzubeten, was der jeweils genehme Interessenvertreter vorbetet.
Im übrigen mal im Ernst: Wie kann man allen Ernstes erwarten, ein Einsparbedarf in der Größenordnung, wie wir ihn haben, könnte am größten Sachposten des Haushalts, den Sozialleistungen, spurlos vorbeigehen? Das ist absolut unrealistisch.
Wir kann man als einfacher Bürger, der diese himmelschreiende
Ungerechtigkeit einfach nicht mehr ertragen kann, Neuwahlen
erzwingen.
Nein. Aber man kann selbst aktiv werden, z.B. indem man sich in derjenigen Partei einbringt, die den eigenen Interessen am nächsten kommt. Oder indem man mit Gleichgesinnten seinen eigenen Laden aufmacht.
Aber das macht Arbeit. Dazu muß man „den Arsch hochkriegen“ und sich anstrengen. Sofortigen Erfolg gibt’s ebenfalls nicht. Und wenn man wirklich Probleme lösen will, reicht es auch nicht, einfach gegen etwas (oder alles) zu sein; man muß sich realisierbare Alternativen überlegen - und damit meine ich nicht Stammtischparolen und populistische Leerformeln. Da ist es zugegebenermaßen bequemer, sich auf dem Sofa lauthals aufzuregen und auf das unfähige politische Establishment zu schimpfen …
Vielleicht sollte Herr Westerwelle sich mal an eine These
seier Partei halten und mal was arbeiten und nicht nur sich
und den Seinen Zuschustern.
Es mag Dir noch nicht aufgefallen sein, aber jede Partei tut das. Und der Wähler erwartet auch genau das von „seiner“ Partei. Auch der „kleine Mann“. Das „Problem“ ist nur, dass die Parteien, die üblicherweise den „kleinen Mann“ beschenken, in Berlin gerade nicht am Drücker sind, weil sie bei der letzten Wahl nicht die Mehrheit bekommen haben. Wir müssen also zumindest bis zur nächsten Wahl warten, bis der „kleine Mann“ auch wieder was zugeschustert bekommt.