nichts zu danken
hi,
Na, da hast du mir doch jetzt aber eine wundervolle Vorlage gegeben. Mit der hätte ich unsereinen ins WM-Finale geschossen, wenn ich denn ein Fuballfan wäre.
Genau dieses Argument: „Wir müssen doch die Knete unserer Funktionäre und MItglieder mit rüber retten ins kapitalistische System“ ist ja der Knaller.
Ich wusste oder hätte wissen müssen, dass das kommt. Aber genau das war doch nicht der Fall, wie auch die Einlassung in Klammern schon angedeutet hat. Die PDS hat de facto keinen Pfennig aus SED-Vermögen für parteieigene Zwecke ausgegeben. Der größte Teil wurde dem Staat als „nicht materiell-rechtsstaatlich erworbenes Vermögen“ ausgehändigt. Viel ist im Treuhand-Fond aufgelöst worden. Vom Rest wurden noch ein paar Gehälter der ehemaligen Parteiangestellten gezahlt (bis zur Kündigung, nehme ich an). Alles in allem war es nur eine Frage der Zeit, bis eben soviel Geld abgewickelt werden konnte. Wer weiß, welcher ominöse Politiker sich sonst mit zwei Koffern außer Landes gemacht hätte?!
Nachzulesen ist die Geschichte des SED-Parteivermögens übrigens auch hier:
Moralisch hätte ich es genannt, wenn die SED sich selbst total aufgelöst hätte und ihre gesamten Rücklagen den überlebenden Opfern des SED-Terrors gesopendet hätte.
Dass das Geld nicht der PDS zu Gute gekommen ist, wurde dargelegt. Aber was ist moralisch daran, einfach alles fallen zu lassen und die Segel zu streichen? Kann die Verantwortung der Aufarbeitung nicht viel besser wahrgenommen werden, wenn man sich ihr kritisch stellt? Und was ist moralisch daran, soviele Mitglieder und nicht zuletzt Angestellte einfach im Stich zu lassen? Die hatten eine geregelte Abwicklung verdient, genau wie jeder Arbeitnehmer in den neuen Bundesländern, der durch die Wende seinen Job verloren hat (die meisten davon wurden allerdings tatsächlich von heute auf morgen auf die Straße gesetzt. Ein bitterer und sehr unterbelichteter Abschnitt der Wiedervereinigung…)
Was ist los? Andere Parteien gründen sich auch neu! Siehe nur die GRÜNEN! Stell dir vor, die NSDAP hätte 1945 gesagt: Hallo Leute, wir können doch nicht einfach so ne neue rechte Partei gründen ohne die Knete der NSDAP.
Gegen eine Neugründung spricht nichts. Die Grünen gingen m.W. aber nicht aus einer 2,4 Millionen starken Partei hervor. Weil es nichts vergleichbares gab, war eine Neugründung zwangsläufig. Und der Vergleich zwischen SED 1989/90 und NSDAP 1945 hinkt an vielen Stellen so gewaltig, dass ich hoffe, du hast es wenigstens halb lustig gemeint.
Entschuldige mal, aber in meiner Generationn haben sich zwischen Euro-Kommunistischen Parteien und grün-alternativen Parteien viele neue Parteien in D, in Italien und F gegründet. Dutschke zählte 1979 zu den Mitgründern der Grünen.
Ich rede nicht von deiner Generation, sondern von hier, heute und Deutschland. Und bitte nochmal um einen vernünftigen Vorschlag zur Etablierung einer linken Partei, ohne den Vorwurf der Verbindung zur ehemaligen DDR und SED. Wie gesagt wirst du nicht verhindern können, das Mitglieder beider Institutionen auch in deiner neuen Partei wieder Fuß fassen.
es geht um die Gesamtgeschichte der SED.
und die muss man aufarbeiten, keine Frage! Ich wäre der letzte, der die SED oder die DDR in rosaroten Farben ausmalen möchte oder hier irgendwas herunterspielen will. Die Aufarbeitung findet ja aber statt und ich wünschte mir, es würde irgendwann der Vorwurf leiser werden, die LINKE ist 100%SED und damit eine Organisation von Verbrechern. Die Gründe für die damalige Lösung, juristisch aus der SED hervorzugehen, habe ich dargelegt, inhaltlich wurde jedoch gründlich getrennt.
Um das noch weiter zu verdeutlichen ein sehr anschauliches Beispiel:
Die Staatsfrage nach 1945, ob und wenn ja in welcher Form das sog. 3.Reich weitergeführt oder aufgelöst werden sollte, beschäftigte ganze Kolonnen von Politikern, Historikern und Wissenschaftlern. Am Ende wurde beschlossen, dass die BRD die Nachfolge bzw. das juristische Erbe des Deutschen Reiches antritt. Die Gründe waren vielfältig, dabei ging es u.a. um die Aufarbeitung und Wiedergutmachung (als souveräner, neuer Staat hätte man sich leichter lossagen können von vergangenen Verbrechen!), aber auch um staatliche Organsisation und nicht zuletzt um Geld (vor allem Schulden, aber auch staatliches Vermögen in Kunst und Rohstoffen). Dazu folgende Passage:
„Mit der Errichtung der Bundesrepublik Deutschland wurde nicht ein neuer westdeutscher Staat gegründet, sondern ein Teil Deutschlands neu organisiert […]. Die Bundesrepublik Deutschland ist also nicht „Rechtsnachfolger“ des Deutschen Reiches, sondern als Staat identisch mit dem Staat „Deutsches Reich““ (aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Reich#Begriff…, zitiert wird das Urteil vom Bundesverfassungsgericht 2 BvF 1/73; BVerfGE 36, 1)
Ich finde das eine sehr gute Parallele. Natürlich darf und muss man auch heute noch über Verbrechen, Schuld und Sühne der Deutschen in der Zeit zwischen 1933-45 reden. Dass wir als Bürger der BRD dafür direkt verantwortlich gemacht werden, ist aber nicht daraus abzuleiten, dass die BRD „identisch mit dem Staat ‚Deutsches Reich‘“ ist. Genauso verhält es sich m.E. mit der Partei die LINKE: Selbstverständlich sollte weiterhin kritisch die Partei SED betrachtet und ihre Taten aufgearbeitet werden, auch und gerade durch die LINKE (diesem Anspruch wird sie gerecht). Aber aus der juristischen Einheit von SED und LINKE abzuleiten, dass jeder Angehörige dieser Partei oder die Partei als ganzes für die damaligen Verbrechen verantwortlich ist, geht zu weit.
Ich hoffe, ich konnte meine Meinung ausführlich darlegen
Grüße, digger