Ein recht merkwürdiges Rechtsempfinden hast du da und mit Differenzierung ist es wohl auch nicht weit her - oder?
Es wird wohl keinen hier geben, der nicht der Meinung ist, dass Osama ungeschoren hätte davon kommen sollen.
Ich weiß zwar nicht, woher hier das Bild kommt, da wäre ein (wehrloser) kranker Mann mit Frau und Kind im Bett erschossen worden. So ein anders herum verzerrtes Bild kann man sicher in der Diskussion auch nicht gebrauchen.
Gleichwohl ist aber ein deutlicher Unterschied, ob in der Landshut während einer Geiselnahme die Täter, die in dem Augenblick eine unmittelbare Bedrohung für zahlreiche Geiseln darstellen, gezielt erschossen werden, weil man nicht riskieren kann, dass diese Unschuldige töten - oder im Rahmen einer solchen Aktion ein unbewaffneter gezielt getötet wird, der in dem Augenblick keine derartige Gefahr für Unschuldige darstellt.
Eine Exekution ohne Gerichtsverhandlung bzw. eine Tötung ohne konkrete Notwehrsituaion ist indiskutabel, völlig egal, was der Mann gemacht oder angeordnet hat. Rechtsstaat ist Rechtsstaat!
Dass Osama in dem Augenblick unbewaffnet ist, heißt zwar nicht, dass von ihm keinerlei Gefahr ausging. Und es ist derzeit schwer vorstellbar, dass diese hoch ausgebildeten Einsatzkräfte in dem Augenblick bei einem unbewaffneten Osama keine andere Möglichkeit gesehen haben, ihn kampfunfähig zu machen, als Kopfschuss.
Was genau abgelaufen ist, wissen wir ja immer noch nicht. Die amerikanische Regierung ändert im Augenblick alle paar Stunden die Darstellung des Ablaufs in ganz entscheidenden Details. Sie macht sich damit nicht nur völlig unglaubwürdig. Es ist dieses Verhalten, was ich als zynisch empfinde und außerdem hoch gefährlich. Denn so ein Verhalten führt alle positiven Werte ad absurdum, die es hier angeblich zu verteidigen gilt.
Das Tüpfelchen auf dem I ist dann eine Kanzlerin, die im Namen dieser Werte Freude ob dieser Tötung artikuliert. Sie hätte erleichtert sein können. Aber Freude über den Tod eines Menschen zu empfinden und in die Öffentlichkeit zu tragen, möchte ich nicht als zu verteidigenden oder vorbildlichen Wert verstanden wissen. Denn damit und mit solchen Exekutionskommandos, so es eines gewesen ist, wird die Abgrenzung gegenüber „den Bösen“ aber arg schwierig.