Hebron (lang)
Lieber Raed,
Wir sprechen von dem israel. Geheimdienst. Einem der
staerksten der Welt. Das Kind muss nicht eine guter
Schaspieler sein. Ich schliesse ja nicht aus, dass er sich
tatsaechlich in die Luft sprengen wollte. Aber was ist mit den
Hintermaennern, die ihn geschickt haben? Sie koennten doch die
Ansprechpartnern des israel. Geheimdienstes bei der
Inszenierung dieser Geschichte sein.
…
Könnte - vielleicht. Es könnte auch sein, dass ein palästinensischer Informant den Medien einen Tipp gab, hier würde es etwas zu filmen geben (Kind wird erschossen), die Handlung dann aber einen ungeplanten Verlauf nahm. Verzichten wir auf Spekulationen, sie lassen sich, je nach Gusto in eine beliebige Richtung spinnen, ohne jeglichen Nutzwert.
Liebe Hardey… Die Millitaer und Geheimdienstkraefte, die
die israel. Regierung auf uns hier in den besetzten Gebieten
losslaesst, ist ganz anderes als das Bild der modernen,
zivilisierten israelis, die Man vielleicht im vordergrund
immer sieht. (ich hoffe, dass vielen israelis diese Tatsache
bewusst wird)
Lieber Raed, was du hier ausführst ist zweifelsfrei richtig und ich frage mich, woher ich den Mut nehme, dir zu widersprechen. Ich weiß, dass es in Hebron jüdische Siedler gibt, die sich wie §$&%$§$%&§ *) verhalten. Dass es 2004 in Tel Aviv eine Fotodokumentation über israelische Verfehlungen in Hebron gab, in der israelische Soldaten ihrem Entsetzen über Zustände in der IDF zum Ausdruck brachten. Gerade Hebron ist ein Paradebeispiel, wie die Besatzung die israelische Armee korrumpiert. Zweifellos bekommt ihr mit die hässlichste Fratze zu Gesicht, die Israel aufsetzen könnte. Wie kann ich mich erdreisten, dir vom deutschen Sofa aus Paroli zu bieten.
Der einfache Weg wäre dir entgegenzuhalten, verschwände der palästinensische Terror, so gäbe es auch keinen Grund mehr für repressive Gegenmaßnahmen und sie würden beendet. Doch diesen Weg möchte ich nicht gehen, weil diese Betrachtungsweise wäre zu eindimensional.
Die traurige Vergangenheit hat Israelis und Palästinenser gelehrt, vom Gegenüber nur das Schlechteste zu erwarten. Der Extremismus von beiden Seiten hat einen unendlich tiefen Graben zwischen beiden Seiten gegraben, ein Miteinander gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. Alles was du von Israel siehst, sind Soldaten und radikale Siedler. Für die Israelis sind Palästinenser gleichbedeutend mit Raketen und Selbstmordterroristen. Die Extremisten haben es geschafft, die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern zu definieren.
Eigentlich wäre es angebracht, alle Hoffnungen fahren zu lassen, doch ich weigere mich. Ich weiß von einigen Israelis, dass sie bereit wären, einiges zu opfern, wenn, ja wenn sie sich halbwegs sicher sein könnten, dass es nicht umsonst wäre. Im Prinzip sollte es für die Majorität der Gemäßigten auf beiden Seiten möglich sein, einen Kompromiss für ein gedeihliches Neben- wenn schon nicht Miteinander zu finden, jedoch steht dem ein abgrundtiefes Misstrauen und die felsenfeste Überzeugung, vom anderen getäuscht zu werden, entgegen.
Wie ist dieser Teufelskreis zu durchbrechen? Ich weiß es nicht, und heute sehe ich auch nicht den Ansatzpunkt einer Lösung. Ich hoffe auf charismatische Führungspersönlichkeiten, einen palästinensischen Adenauer und einen israelischen De Gaulle, denen es gelingt, ihre Bevölkerungen in eine Lösung anzuführen.
Gruß
Hardey
*) besser so.