AW: Finale: Pornos in Paarbeziehungen (Version für Männer)
Finale (für Männer)
Version Mann an Frau: - mit Dank an Kraaf (Posting 1)
Hilfe, mein Partner guckt Pornos – das ist für viele Frauen ein Schock und in Paarbeziehungen ein immer wiederkehrendes Thema.
Oft nach langer Zeit, in der sie gedacht hat (und ihr Partner sie bewusst in dem Glauben gelassen hat), dass er es nicht tut (und JA, es gibt Männer, die es tatsächlich nicht oder zumindest nicht regelmäßig tun).
Dieser Text richtet sich an Männer und handelt davon, welche Schwierigkeiten Frauen mit dem Pornokonsum ihrer Partner haben, welches „typische“ Verhalten der Männer Frauen die Sache noch schwerer macht, und wie Paare Lösungen finden können.
Dabei sind wir Frauen natürlich nicht alle gleich, und die Gründe warum Pornos abgelehnt werden, variieren oder sind zumindest für verschiedene Frauen verschieden wichtig. Ich habe mich bemüht dabei ein recht breites Spektrum zu erfassen, aber es bleibt natürlich subjektiv. Und Verallgemeinerungen lassen sich nicht vermeiden.
Teil I: Warum haben Frauen Schwierigkeiten mit dem Pornokonsum des Partners?
- Es hat etwas von „Fremdgehen“.
Klar, Porno gucken ist nicht das gleiche wie ein Betrug.
Aber immerhin ein Aufgeilen an den Körpern anderer Frauen.
Es beeinträchtigt das Gefühl, die Eine für den Partner zu sein – und dieses Gefühl ist für die meisten nun einmal unerlässlich für eine Liebesbeziehung.
Und der Pornokonsum verletzt und kratzt am Selbstvertrauen und führt zur Grübelei: „Was haben die, was ich nicht habe?“
- Pornos sind primitiv, schmutzig, unästhetisch, niveaulos, erniedrigend
Unter dieser Überschrift verbirgt sich eine Vielfalt von Empfindungen.
Und Pornos als „schmutzig“ zu empfinden, bedeutet nicht, Sex generell als schmutzig zu empfinden oder „verklemmt“ zu sein. Schließlich hat jeder (Scham-)-Grenzen beim Sex und empfindet zu niveaulose Dinge als „schmutzig“ oder zumindest „blöd“.
Und wir wollen keinen Partner, der sich auf dieses Niveau begibt.
- Auswirkungen auf den Sex des Paares
Auch wenn hoffentlich jeder weiß, dass Pornos keine Gebrauchsanweisungen sind, haben doch viele Frauen den Eindruck, dass der Pornokonsum Einfluss auf das Verhalten des Mannes, seine Erregbarkeit und seine „Anspruchshaltung“ hat.
Die Beobachtung bzw. Befürchtung ist, dass sich Bilder eines simplen Sex im Kopf festsetzen, z.B. die jederzeitige Bereitschaft und Geilheit von Frauen. Dass Praktiken, an die sich früher ein Paar langsam herantastete, jetzt zum Grundrepertoire gehören sollen und der entsprechende Anspruch an Frauen gestellt wird. Und dass es eine Abstumpfung gibt, dass der Kick immer größer sein muss.
Während Punkt 1 und 2 nicht diskutiert werden können, weil es um Gefühle geht, ist dieser Grund prinzipiell einer rationalen Auseinandersetzung zugänglich. In den Diskussionen wird der Einfluss von Pornos auf den Paarsex aber von den meisten Männern absolut bestritten.
In der BriCom gibt es durchaus einige Threads, in denen Männer solche Effekte zugeben bzw. beschreiben. Aber komischerweise nie in Pornothreads, sondern immer in Threads, in denen Sexprobleme anderer Paare diskutiert werden.
Und nicht nur Frauen, die Pornos ablehnen, sondern auch solche, die Pornos insgesamt positiv oder neutral gegenüberstehen, berichten von solchen Effekten.
Und auch von der Frau aus kann es negative Effekte auf den gemeinsamen Sex geben. Das Gefühl, nicht zu genügen, ist nicht gerade anturnend.
Und die Angst, dass er das eigentlich alles life will, auch nicht.
- Das könnte er doch auch alles von mir haben
In diesem Punkt unterscheiden sich die Frauen deutlich.
Die einen lehnen die in Pornos gezeigten Praktiken ab, und es schockiert sie, dass ihrem Partner so etwas gefällt. Andere sind gerade verletzt, weil sie sich abwechslungsreicheren Sex wünschen, der Partner sie aber in seine Phantasien nicht einbezieht und es tatsächlich nur „Blümchensex“ gibt. (Zwischenbemerkung: kommt natürlich auch auf den Porno an).
Hier zeichnet sich ein positiver Effekt des Porno-Konfliktes ab, wenn es dem Paar gelingt, über Sex ins Gespräch zu kommen (siehe unten).
Teil II: Schieflagen
Zusätzlich zu den genannten Effekten, die auch bei (wie auch immer definiertem) normal dosiertem Pornokonsum auftreten, gibt es noch besondere Schieflagen.
- Pornosucht
Hierüber brauchen wir nicht viel zu sagen. Denn jemand, der pornosüchtig ist, wird das i.d.R. nicht zugeben und sich von einem solchen Text nicht beeindrucken lassen.
Aber vielleicht gibt es vor der Sucht auch noch exzessiven Konsum, der vom anderen Leben (und der Partnerin) ziemlich ablenkt.
- Respektlosigkeiten
In der BriCom werden die unglaublichsten Dinge berichtet. Z.B. dass sie nachts im Schlafzimmer liegt und Lust auf ihren Partner hat, und genau weiß, dass er nicht ins Bett kommt, weil er lieber Pornos guckt.
Oder dass der Mann sich mit Filmen aufgeilt, und dann schnell über sie „drüberhuscht“.
Solche Respektlosigkeiten haben nicht direkt mit Pornokonsum zu tun, sondern sind „on top“. Sie hängen aber vielleicht doch mit der leichten Verfügbarkeit und der „Einfachheit“ von Pornos zusammen.
Teil III: Welche Reaktion des Mannes die Sache noch viel schlimmer macht
- Überhaupt nicht drüber reden (wollen).
Das scheint weit verbreitet zu sein, geht aber überhaupt nicht.
Ihr habt da eine Beziehungsbombe – ohne sie zu entschärfen kann man sie nicht einfach unter das Bett kehren.
(Bemerkung: den Ausdruck „Beziehungsbombe“ in diesem Zusammenhang habe ich von einem Mann.)
- Argumente, die Frauen gar nicht einleuchten
a) „Alle Männer machen das.“
Stimmt nicht und tut auch nichts zur Sache.
Ihr müsst als Paar damit zurechtkommen – was kümmert da, was andere machen.
b) „das hat nichts mit Dir zu tun“
Dieses Argument sollte in Beziehungen ein absolutes NoGo sein, in jeder Hinsicht.
Wenn sie sich durch Pornos verletzt fühlt, hat das was mit ihr zu tun.
c) „das nimmt Dir nichts weg“
Und wenn Ihr am Dienstag gar nicht zum Fußball geht, sondern zu Eurer Affäre, nimmt das der Partnerin auch nichts weg?
Pornoschauen ist nicht dasselbe wie Fremdgehen – aber mit Argumenten, die sich eins-zu-eins auf Geliebte übertragen lassen, lässt sich Pornokonsum nicht verteidigen.
d) „Kopfkino kann härter sein, und ist ansonsten das Gleiche“
Klar, die Gedanken sind frei, jeder kann seine Phantasien haben.
Aber Pornos sind eben keine Bilder, die von innen kommen, sondern von außen.
Das ist eben keine Phantasie, das sind Filme von Sex mit anderen Frauen, und die lassen auch keinen Raum für Phantasie.
e) „Aktdarstellungen und Pornohefte gab es schon immer“ – nur die technischen Möglichkeiten sind moderner.
(Untreue gab es übrigens auch schon immer)
Stimmt, aber auch Pornohefte haben die Frauen gestört.
Und ein Bild oder Foto ist nicht dasselbe wie ein Film.
Während auch ein eindeutiges Foto noch als „phantasieanregend“ durchgehen kann, ist in Filmen alles festgelegt. In anderen Bereichen merke ich an mir, wie ein Film eine viel stärkere Wirkung hat als ein Foto (und sich die Bilder viel stärker im Kopf festsetzen). Man denke nur an Gewaltszenen (in Kinofilmen oder in den Nachrichten) oder an Herz-Schmerz-Szenen.
Das sehen aber nicht alle Frauen so. Diejenigen z.B., die grübeln, was ihr Partner an diesen anderen Frauen findet, sehen wenig Unterschied zwischen Film und Foto.
Das „schon immer“-Argument wird auch bzgl. der pornotypischen Sexpraktiken angeführt. Dass es diese sowohl in der Phantasie wie auch in der Praxis „schon immer“ gab.
Es geht aber (siehe Punkt 3) nicht darum, ob die Pornohersteller die ersten waren, die je so etwas gedacht haben. Sondern darum, welche Praktiken als „normal oder üblich“ in dem Sinne gelten, dass das von Frauen erwartet wird, dass sie das (gerne) mitmachen.
Und da hat sich die Grenze durchaus verschoben.
Teil IV: Und was kann das Paar tun ?
Bzw. der Mann (Frauen schauen in Kraafs Text).
Jedes Paar muss das klären. Und das erste und wichtigste, was der Mann tun kann, ist, überhaupt ein Problem zu sehen, und zwar eines, das etwas mit ihm zu tun hat.
Als Lösungen wird es eine ganze Bandbreite geben – von Trennung bis zu zukünftig gemeinsamem Pornokonsum.
- Ernstnehmen
Ganz zentral: Nehmt die Gefühle Eurer Partnerin ernst.
Das ist nicht dasselbe, wie sich genau danach zu richten.
Aber vom Tisch wischen, ein „das ist Dein Problem“ macht alles noch schlimmer und untergräbt Eure gesamte Beziehung. Und irgendwann explodiert die Bombe.
-
Wenn Ihr meint, dass Punkt 1-6 irrelevant seien – beweist das mit Taten, nicht indem Ihr es immer wieder behauptet.
Wenn Ihr ihr die Bestätigung gebt (nicht nur die plumpe Behauptung), dass sie die Schönste und Einzige ist, muss sie nicht soviel grübeln.
Überprüft, ob das Pornomodell des Sex wirklich nicht in Euren gemeinsamen Sex hineinfunkt. Und hört gut zu, wenn sie das behauptet. Woran macht sie das fest? Was gefällt ihr nicht?
-
Redet.
Und nehmt es zum Anlass, überhaupt über Euren Sex, Eure Wünsche und Phantasien zu reden. Irgendetwas Gutes muss der Streit doch haben.
- Und wie könnte die Lösung sein?
Eure Lösung müsst Ihr schon selbst finden.
Aber ein „Es geht Dich nichts an“ ist keine Lösung.
Manche Paare werden keine gemeinsame Basis finden und sich trennen. Manche werden dahin kommen, gemeinsam Pornos zu schauen. Ist auch denkbar, dass der Mann tatsächlich aufhört oder den Pornokonsum ganz deutlich reduziert? (aber bitte keinesfalls ein Versprechen geben, das Ihr nicht einhalten könnt bzw. wollt, nur um wieder Ruhe zu haben!)
Manche werden Vereinbarungen treffen.
Zum Beispiel: nicht heimlich, aber diskret. Sie weiß, dass er Pornos guckt, schnüffelt und kontrolliert nicht – aber er macht es so, dass sie möglichst nicht direkt konfrontiert wird. Und sowieso so, dass keine Respektlosigkeiten oder Schieflagen auftreten.
Oder: Ok, aber keine Sammlung von Filmen mit immer derselben Frau. Die Porno-Handlung, nicht die Frauen, müssen im Mittelpunkt stehen
(Bem: hierauf hat eine andere Frau das Copyright).
Und jetzt überlasse ich die Sache den einzelnen Paaren und zitiere Kraaf:
Nicht perfekt. Nicht abschliessend. Aber mal der Ansatz einer halbwegs umfassenden, aber natürlich sehr subjektiven Zusammenfassung.
Habe ich auf einer anderen Seite gefunden…