Ok, der Lack ist ab:
Hallo!
Ist der Sturm im Wasserglas bereits zum Erliegen gekommen und Prigoschin macht einen Rückzieher? Wisst ihr Genaues?
Gruß,
Eva
Auf ntv heißt es, dass es eine Vereinbarung gäbe, die durch Lukashenko vermittelt worden sei. Prigoshin emigriert nach Belarus, die Strafverfahren gegen ihn und seine Söldner werden eingestellt. Die Söldner, die schon 200 km vor Moskau gewesen sein sollen, sind auf dem Rückweg und Rostow sei bereits geräumt.
Außerdem sollen die Wagner Einheiten in die Armee eingegliedert werden. Kann mir nicht vorstellen, dass das bei denen gut ankommt. Man darf auch gespannt sein, was mit regulären Einheiten passiert, die sich mehr oder weniger offen hinter Prigoschin gestellt haben.
Im Grunde gibt es ja 3 Fragen:
- Was wird aus Prigoschin?
- Was wird aus seinen Leuten?
- Was wird aus denen, die sich mehr oder weniger offen hinter ihn gestellt haben?
Zu 1.
Der Typ lässt sich ja jetzt nicht in Minsk mit seinem Ersparten nieder. Was also ist ihm versprochen worden bzw. was ist der Plan? Eine Invasion der Ukraine durch die Wagner-Leute von Belarus aus?
Zu 2. und 3.
Absprachen oder gar Verträge weisen in Russland keine besonders hohe Haltbarkeit aus. Der ein oder andere Kommandant wird wahrscheinlich mit einer Tasse Tee aus einem Fenster fallen und die Mannschaften werden sich u.U. auf etwas wiederfinden, das bei Black Adder „Operation Certain Death“ oder so geheißen hätte.
Das passt eventuell hierher:
Das wäre dann auch geklärt:
Zehn Tote bei Flugzeugabsturz in Russland – Prigoschin auf Passagierliste (faz.net)
Vermutlich ein Tässchen Tee für Crew und Besatzung zur letzten Mahlzeit und dann der übliche Sturz aus großer Höhe.
Er war für mich ein toter Mann, als er vor Moskau umgekehrt ist.
Aber so ungeniert und so wie es aussieht eventuell sogar durch die Luftabwehr abgeschossen - das ist schon eine neue Größenordnung.
Jetzt brauchen wir nur noch darauf zu warten, dass die Ukraine dafür verantwortlich gemacht wird.
Ob das das Fass für die Ultra-Nationalisten und Militärs zum Überlaufen bringt?
Aber warum in aller Welt war ihm das selber nicht klar?
Mal sehen, was die Resterampe namens Wagner jetzt macht. Angeblich ist mit Dmitri Utkin auch deren Gründer unter den Toten. Wobei man sich fragen darf, wieso die beiden gemeinsam im einen Flugzeug über Russland sitzen…
Na ja, Prigoschin war sicher nicht die hellste Kerze auf der Torte aber er hatte normalerweise einen guten Instinkt.
Er wird es also vermutet haben aber was sollte er dagegen tun?
Was mich wundert, dass sowohl die politische Führung als auch die militärische Führung (Utkin) der Wagner-Gruppe an Bord war.
Vielleicht war es auch einfach Selbstüberschätzung, das ist in diesen Kreisen ja durchaus üblich.
Gestern gab es ja noch die Meldung, dass das russische Verteidigungsministerium die Vereinbarungen mit Prigoshin nicht einhalte. Und heute einfach das Licht ausgeknipst. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ich hätte gedacht, dass auch einem Prigoschin klar ist: Wenn man sich aus der Deckung wagt und putscht, dann muss man es durchziehen, oder man ist tot.
Staufenberg ist auch nicht auf die Idee gekommen, zu Hitler zu sagen: Ach, das mit der Bombe war nur ein kleiner Scherz, war nicht ernst gemeint.
Der wusste genau: Entweder schafft er, Hitler zu töten, oder es ist vorbei.
Wobei der „Putsch“ bei uns hier im Westen unzulässig aufgebauscht wurde.
Von den angeblich 25000 Wagner Söldnern haben an dem Marsch nach Moskau zum Schluss gerade noch 2500 teilgenommen. Die hätten sich unter den 13 Millionen Moskauer Einwohnern praktisch verloren.
Ein Großteil von diesen Söldnern war zudem durchaus wütend und zwar auf Prigoshin, weil sie den Marsch nach Moskau als Verrat an Russland gesehen haben. Dass er überhaupt durchgeführt werden konnte, lag nur an Utkin, dem militärischen Leiter der Wagner-Gruppe, der die Kolonne anführte.
Prigoschin und Utkin zusammen auszuschalten war aus Sicht Putins absolut notwendig. Also saubere Arbeit.
Wobei Stauffenberg natürlich schon rein vom Charakter her, moralisch und intellektuell ein völlig anderes Format als Prigoshin war – im Prinzip verbietet sich die gemeinsame Nennung dieser beiden in einem Satz.
Mag alles sein, vielleicht war es von Anfang an ein Himmelfahrtskommando, aber wenn man sich offen gegen Putin oder auch nur gegen seine Militärführung stellt und mit Panzern Richtung Moskau fährt…dann ist ein Kipp-Punkt erreicht, an dem es kein zurück mehr gibt. Und dass einem das nicht klar ist - wundert mich.
Und mich, dass man in dem ganzen Kontext auch noch im eigenen Privatflugzeug reist. Da kann man sich auch gleich ein Fadenkreuz auf die Stirn malen.
Offenbar glaubte Prigoshin sich, wie während seinem ganzen Leben, aus allen möglichen Schwierigkeiten herauswinden zu können - dazu nahezu unbegrenzte finanzielle Mittel und die Möglichkeit praktisch jeden Gegner umbringen zu können ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
Da verliert man schon mal den Bezug zur Realität.
Putin wollte offensichtlich absolut sicher gehen und hat die alte Methode (wie bei General Lebed) aus der Schublade geholt. Vielleicht wollte er in dem Zusammenhang auch die Erinnerung bei den Militärs ein bisschen auffrischen.
Im Prinzip scheiterte Prigoshin an seiner eigenen Hybris, ein Schicksal das ich auch für Putin erwarte.
Nachtrag:
Es könnte natürlich auch alles ganz anders sein: Prigoschin ist nicht tot, der Tod wurde nur vorgetäuscht.
Indizien: Prigoschin stieg praktisch nie in das Flugzeug auf dessen Passagierliste er stand und die erste offizielle Verlautbarung zum Tod von Prigoshin kam viel zu schnell. In der Zeit konnte keine genauere Untersuchung (genetisch) stattgefunden haben.
Die Verschwörungstheorien beginnen schon zu sprießen.
Im russischen Internet sind sie inzwischen soweit, dass sie von einer Bombe sprechen die im Fahrwerk angebracht war.
Für andere, besonders putintreue Blogger, sind natürlich die westlichen Sanktionen verantwortlich, weil das Flugzeug nicht ordentlich gewartet werden konnte.
Für mich stellt sich nur noch die Frage, ob es Putin sch…egal ist, was der Rest der Welt über die Angelegenheit denkt, oder ob er für die innerrussische Opposition, egal in welcher Richtung, ein Signal setzen möchte, dass jeder so enden kann, der sich ihm widersetzt.
Dabei ist die Wahrheit doch so einfach: