Rache? Was haltet ihr davon?

Aloha!

Ich hatte selbst ein schlimmes Gewalterlebnis und kann die Gefühle der Frau gut nachvollziehen.
Auf der anderen Seite erschreckt es mich total, dass sie soetwas vor hat.
Ich bin einfach unentschlossen

Anhand dieser drei Sätze: Lügnerin!!

Lüge = Unwahrheit behaupten.
Du kennst die Fragestellerin nicht. Wie kommst du dazu, ihr zu unterstellen, dass sie lügt?

Ich hoffe auch interessante Antworten…

Schäme dich!!
Pfui Teufel!!

Aber sonst geht’s dir gut?

karin

Wenn jemand die deine Augen bei vollem Bewusstsein raus reißt, oder du vergewaltigt wirst, dass du nie wieder Kinder bekommen kannst, wenn deine Kinder von einem Sexualtäter getötet werden, willst du dann keine Rache?

Zwar steht jedem Menschen das Recht auf eine ordentliche Verhandlung zu, aber ich verstehe diesen Wunsch nach Rache.

Darum bin ich unentschlossen!

Aber gut, wenn du dieses Gefühl gar nicht nachvollziehen kann, bist du scheinbar über jegliche menschlichen Gefühle erhaben.

Gruß

Hi,
Rache ja oder nein!? Wer will das aus der friedlichen und lieben BRD beurteilen? Wer keine oder nur schwache Erfahrungen mit Gewalt und eigenen Gewalterlebnissen hat, wer hiervon kaum bedroht ist, wird sich bei uns traditionell angeekelt wegdrehen und völliges Unverständnis zum Ausdruck bringen. Bei uns ist ebenso traditionell das Verständnis für den Täter viel stärker ausgeprägt, wie die Belange der Opfer. Dem armen Täter gilt die ganze Aufmerksamkeit, dass er nicht zu hart bestraft wird und es ihm an nichts mangelt, überhaupt hatte er es auch nicht immer leicht.
In Bogota oder Sao Paulo würde die Frage nach der Rache immer anders beurteilt werden als bei uns, die Gewalt ist dort allgegenwärtig und für nahezu alle Menschen erlebbar; ebenso ist der Wunsch nach Bestrafung der Verursacher / Täter naturgemäß stark ausgeprägt, da die Bedrohung jeden angeht.

Das jemand dringend Rache oder Vergeltung ausüben muss, damit er überhaupt weiterleben kann oder möchte, ist für uns unvorstellbar, unsere Gedanken sind nur bei dem ehemaligen Täter, der so zum Opfer würde.

MfG

Ralf W.

Hi,

Aber gut, wenn du dieses Gefühl gar nicht nachvollziehen kann,
bist du scheinbar über jegliche menschlichen Gefühle erhaben.

man kann seine Gefühle auch anders kanalisieren. Sich von einem Täter das Leben derart versauen zu lassen, dass man auf die gleiche Stufe rutscht, gehört für mich nicht dazu. Rache ist wie schon gesagt sehr kurzlebig, ich kann mir gut vorstellen, dass man darunter im Endeffekt länger leidet als unter der Straftat, die einem selber angetan wurde.

Gruß
Cess

Hi,

Wenn es meine Familienangehörigen
betrifft, begebe ich mich gerne auf
das „Niveau des Täters“.

und du meinst, deine Familienangehörigen wissen es zu schätzen, dass ihr Vater/Ehemann/… genauso ein Schwein ist wie der Täter? Dass er zu denselben Taten in der Lage ist?

Dann doch lieber zusehen, dass der Täter hinter Schloss und Riegel kommt und den Verwandten noch in die Augen sehen können.

Gruß
Cess

Hallo Gianmarco,

dass ein Staat nur sinnvollerweise mit Schuld und Strafe gegen :Verbrecher argumentieren darf.

Was ist Schuld? Was ist Strafe? Was sind Verbrecher?

Wie gesagt, die Problematik ist echt umfangreich und hier nicht vollkommen wiedergebbar. Aber ich versuche die Begriffe so zu wählen, dass der in der Regel dazu assoziierte Inhalt dem möglichst nahe kommt, was ich beabsichtige zu sagen.

Sicherheitsbedürfnis ist untergeordneet, und solche Dinge wie Rache :sind komplett falsch.

Der Staat darf bestrafen, aber als Strafe eine Erlaubnis für Rache zu :verhängen, halte ich für unlogisch und unsinnig. [Und wenn die Staatsgewalt selbst die Rache vornähme?]

Du scheinst hier zu verwechseln, was „recht ist“ und was
„Recht ist“. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
(Auch wenn es Staaten gibt, die bestrebt sind, das eine dem
anderen anzupassen.)

Nein, der Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Gesetz ist mir sehr wohl bekannt, und eben die von Dir kritisierte Vermischung wollte auch ich kritisieren.

Der Staat darf Gesetze erlassen, die normativ dem Inhalt des Begriffes „Strafe“ nahe stehen.

Dem „schwachen“ Menschen hingegen kann man gar nicht verbieten, in Kategorien wie „Rache“ zu denken. Er tuts einfach, das ist ganz natürlich.

Der Kernpunkt meiner Aussage sollte sein, dass sich der Staat hier zum Zwecke der Strafe sich des Mittels der instrumentalisierten Rache bedient. Und die beiden Dinge „Strafe“ und „Rache“ sind zwar auf der Ebene des Gerechtigkeitsempfindes manchmal sehr nahe beieinander, aber auf der Ebene Rechtsnormen fast schon konträr.

Auf der Ebene der Gerechtigkeitkeitsempfinden und Ethik wollte ich überhaupt keine Aussage treffen, und habe es wohl nicht ganz geschafft in der Kürze der hier notwendigen sehr reduzierten Formulierung, das eindeutig zu vermeiden.

Gruss, Marco

Hi!

und du meinst, deine Familienangehörigen wissen es zu
schätzen, dass ihr Vater/Ehemann/… genauso ein Schwein ist
wie der Täter? Dass er zu denselben Taten in der Lage ist?

Zwischen „Niveau des Täters“ und „denselben Taten“ liegt eine feine, entscheidende Nuance …

Grüße,
Tomh

Ja,

die Nuance, dass der Täter schon so kaputt ist, dass er die Tat begeht - und man selber so kaputt wird, es genauso zu machen. Sonst sehe ich keinen Unterschied.

Gruß
Cess

Hallo

Wenn es meine Familienangehörigen
betrifft, begebe ich mich gerne auf
das „Niveau des Täters“.

und du meinst, deine Familienangehörigen wissen es zu
schätzen, dass ihr Vater/Ehemann/… genauso ein Schwein ist
wie der Täter? Dass er zu denselben Taten in der Lage ist?

Es ist eine sehr rezente Erfindung, eine Tat
nach ihrer „Intention“ unter Berücksichtigung
der „Zurechnungsfähigkeit“ des Täters abzurechnen.

Und dies ist auch nur in einem Teil der
„modernen“ Menschheit verbreitet.

„Normal“ wäre dagegen der „adäquate Ausgleich“,
Blut gegen Blut oder Blut gegen Blutgeld. Alles
Andere halte ich für einen dünnen (gelegentlichen)
„Zivilisationslayer“, der schon spezifisch „geformte“
Menschen (welche das akzeptieren) voraussetzt.

Dann doch lieber zusehen, dass der Täter hinter Schloss und
Riegel kommt und den Verwandten noch in die Augen sehen
können.

Ja, mit Fernsehen, Internet, Handy, Sportraum und Anwalt.

Wems gefällt …

Grüße

CMБ

Moin!

Ich finde das dieses Thema (wie so viele) im zivilisierten Abendland immer etwas schräg diskutiert wird.

Sofort steht immer jemand auf und erklärt, was man moralisch darf oder nicht darf.

Ich habe weder diesen Beitrag gesehen noch mich intensiver mit der dahinterliegenden Geschichte befasst. Ich kann (glücklicherweise) bisher auch auf keine einschneidenden eigenen ähnlich traumatischen Erlebnisse verweisen. Aber ich habe eine klare Meinung zur Bestrafung körperlicher Gewalttaten.

Meiner Ansicht nach muß ein Mensch der zweifelsfrei einem anderen Menschen gegen dessen Willen ein körperliches Leid angetan hat dafür angemessen bestraft werden.
Was ist angemessen? Angemessen ist die Strafe für mich persönlich dann wenn dem Bestraften nach der Strafe jeder Gedanke an eine Wiederholung vergeht.

Leider wird von Gerichten dieser Aspekt zu häufig aussen vorgelassen. Es geht um eine Zeit X hinter vergitterten Fenstern. Es geht vielleicht auch noch um ein paar Stunden Psycho-BlaBla mit einem Therapeuten. Und dann war’s das. Das Opfer? Das interessiert doch hier in Europa keine Sau.
Leider geht es hier beim Umgang mit Straftätern irgendwie immer um Rehabilitation und Wiedereingliederung des Täters. Warum eigentlich?
Ein Strafsystem mit einem deutlichen Hang zur Abschreckung scheint mir wesentlich effektiver.

Mal ganz klar formuliert: Es gibt Straftaten, bei denen ich in mir eine gewisse Neigung zur Selbstjustiz nicht verleugnen kann. Es gibt Straftaten, da empfinde ich die vom Deutschen Justizsystem verhängten Strafen als eine Verarsche der Opfer.

Insofern finde ich, das dieses Urteil in gewisser Weise nachvollziehbar und aus meiner Sicht begründbar ist. Sicherlich wäre meine Begründung für dieses Urteil eine andere als die dieses Gerichts. Aber am Ergebnis täte es nichts ändern.

Ist meine Meinung, nun schlagt mich…

Gruß vom

Dicken MD.

Hallo Dicker,

ich finde deine Antwort gut.

Wenn einem Menschen so unglaubliche Gewalt angetan wurde, dann fühlt er sich nicht besser wenn der Täter nur ein paar Jahre Gefängnis bekommt.

Und im Gefängniss geht es ihm nicht schlecht!
Und dann nach der Entlassung ist die Gefahr eines Rückfalles doch recht hoch. Ich sag ja nicht, dass jedem Autodieb die Hand abgeschlagen werden soll, aber man muss dafür sorgen das ein brutaler Kindervergewaltiger das nicht noch mal macht.
Ich verstehe die Frau so gut und ich glaube auch, dass es ihr besser gehen wird, wenn sie das Urteil durchgezogen hat.

Ich bin jetzt nicht für Selbstjustiz, aber doch dafür, dass Verbrecher härter bestraft werden!!

Gruß

Und im Gefängniss geht es ihm nicht schlecht!

Ich nehme doch wohl an, daß Du bereits ein paar Jahre abgesessen hast und dies kompetent beurteilen kannst…?

Und im Gefängniss geht es ihm nicht schlecht!

Ich nehme doch wohl an, daß Du bereits ein paar Jahre
abgesessen hast und dies kompetent beurteilen kannst…?

Genau das wäre meine Bemerkung dazu gewesen.

Und einer jungen Frau, die sich noch nicht mal traut, ihr Kind eigenverantwortlich aufziehen zu können, kann ich eh nicht ganz ernst nehmen.

Sorry, das musste jetzt sein.

Gruß,

Anja
die jede Art von „Rache“ verabscheut

Schonmal nen Besuch im Knast gemacht? Da ist nichts mit Handy oder Internet. Ziemlich bedrückende Stimmung, da kann man an einer Hand aufzählen, was man darf, alles andere darf man nicht.
Ich war jedenfalls sehr erleichtert nur Besucher zu sein. :smile:

Hi,

„Normal“ wäre dagegen der „adäquate Ausgleich“,
Blut gegen Blut oder Blut gegen Blutgeld. Alles
Andere halte ich für einen dünnen (gelegentlichen)
„Zivilisationslayer“, der schon spezifisch „geformte“
Menschen (welche das akzeptieren) voraussetzt.

was heißt denn „normal“ - wir haben uns vom Steinzeitmenschen weiterentwickelt und sind in weiten Teilen „zivilisiert“. Blutgeld kann ich noch nachvollziehen - sowas wie Schadensersatz, auch wenn sich das makaber anhört wenn man bedenkt, was einem im Zweifelsfall genommen wurde.

Aber was bringt es denn, wenn ich dem Täter das Gleiche antue, außer, dass ich mich aufs gleiche Niveau begebe und mich selbst schuldig mache? Ich sehe das so: Er hat mir was angetan, was wirklich schrecklich war. Dazu in der Lage zu sein, macht für mich „böse“ Menschehn, Verbrecher, … aus, deren Gedankengänge ich absolut nicht nachvollziehen kann. Wenn ich ihm jetzt das Gleiche antue, dann scheine ich ja auch in der Lage dazu zu sein, was mich auch zu einem Verbrecher macht. Es würde mir tatsächlich Angst machen, wenn ich in der Lage wäre, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Dieses negative Potenzial möchte ich nicht in mir wissen.

Ja, mit Fernsehen, Internet, Handy, Sportraum und Anwalt.

Selbst wenn es so wäre - und ich bin sicher, das ist es nicht - immerhin ist er sein Leben lang oder sehr lange weggesperrt, kann niemandem mehr etwas antun, kann nicht auf die Straße, ins Kino, zu Freunden, … gehen, wann es ihm gefällt. Sein Leben wird fremdbestimmt und hat klare und enge Grenzen. Meinst du, das wiegt Fernsehen auf? Zumindest rechtfertigt es in meinen Augen keine Rache, nur weil der Täter nicht so schlimm wegkommt wie ich. Wird die Tat denn ungeschehen, wenn ichs ihm heimzahle? Nein. Kann ich, wenn ich ihn verstümmle oder Ähnliches verhindern, dass er es wieder tut? Nein. Kann ich, wenn ich ihn hinter Gitter bringe, verhindern, dass er es wieder tut. Ja! Und alleine das zählt.

Gruß
Cess

Hi,

Wenn einem Menschen so unglaubliche Gewalt angetan wurde, dann
fühlt er sich nicht besser wenn der Täter nur ein paar Jahre
Gefängnis bekommt.

ich möchte dich bitten, hier nicht zu verallgemeinern.

Und im Gefängniss geht es ihm nicht schlecht!

Meinst du?

Ich bin jetzt nicht für Selbstjustiz, aber doch dafür, dass
Verbrecher härter bestraft werden!!

Härtere Strafen unterstreiche ich. Da ist es grad in Deutschland in einiger Hinsicht recht lau.

Gruß
Cess

Als Demokrat und verfechter des Rechtsstaats kann ich das nicht gut heißen.

Als Opfer würde ich mir den Typen krallen und in verdünnter Schwefelsäure langsam auflösen - SEHR langsam…

AKQJ10s

Hi,
was heißt weiterentwickelt? Wer? Wir? Die Chinesen oder die Araber? Versuche mal einem Chinesen klar zu machen, warum z.B. ein Gewaltverbrecher oder ein Wirtschaftsstraftäter, nur 4 Jahre Gefängnis bei voller Verpflegung bekommen soll. Es ist schwer mit unseren (klein-) bürgerlichen Moral- und Ethikbegriffen international zu arguementieren; sie gelten wirklich nur bei uns. „Sich auf das Niveau des Täters zu begeben…“, ist eine Floskel, die es ebenfalls nur bei uns gibt. Nirgendwo ist das Verständnis für den Täter oder Verursacher stärker ausgeprägt als bei den Deutschen, wir finden immer Gründe, den Täter zu beschützen.

MfG

Ralf W.

Hi,

Es ist
schwer mit unseren (klein-) bürgerlichen Moral- und
Ethikbegriffen international zu arguementieren;

das spielt doch keine Rolle. Hier wurde nach unserer Meinung gefragt, und meine Meinung ist sicherlich nicht international.

Nirgendwo ist das Verständnis für den Täter oder
Verursacher stärker ausgeprägt als bei den Deutschen, wir
finden immer Gründe, den Täter zu beschützen.

Mir geht es weder darum, Verständnis für einen Täter aufzubringen noch ihn zu beschützen, im Gegenteil. Mir geht es vielmehr darum, meine eigene Psyche zu schützen und zu vermeiden, dass es weitere Opfer gibt, und das kann ich am besten, wenn ich nicht Auge um Auge vergelte, sondern anders Gerechtigkeit suche. Dass die Chinesen z.B. das anders machen, heißt ja noch lange nicht, dass es darum richtig ist.

Was hab ich davon, jemandem, der mir ein Bein abhackt, auch eines abzuhacken, wenn der dann wiederum kommt und mir das zweite Bein abhackt …?

Gruß
Cess

Drei Mahlzeiten am Tag, gesundheitliche Betreuung, ein Dach über dem Kopf, Möglichkeiten um Schulabschluss oder Ausbildung zu machen…

gut vielleicht Probleme mit dem Mithäftlingen, aber die haben andere mit ihren Nachbarn…

es gibt echt deutlich Schlimmeres als Knast!

Gruß