Rede zur eigenen Pensionierung / Vorschläge und Verbesserungen

Bei uns in Middlfrangn sagt man „heuer“, wenn man das lfd. Jahr meint. Somit ist die heurige Weihnachtsfeier die kommende, ne?

Gruß T

So, hier kommt der halbwegs endgültige Versuch eines Österreichers, der anlässlich einer österreichischen Weihnachtsfeier mit vornehmlich österreichischen KollegInnen seinen Austritt aus dem regelmäßigen Erwerbsleben bekanntgeben möchte.

Der Text ist fast auf Hochdeutsch (soweit Österreicher dazu überhaupt in der Lage sind), er klingt daher vielleicht etwas hölzern.

Auf so einen Tag soll man sich natürlich ein wenig vorbereiten.
Ich habe mir gedacht, ich lasse mir von der Künstlichen Intelligenz helfen und habe mal ein paar Stichwörter eingegeben: „Pension“, „letzter Arbeitstag“, „Verabschiedung“

Aber dann ist mir bewusst geworden, es ist ja noch gar keine „Pension“. Es ist Altersteilzeit und auch wenn ich ab Jänner nicht mehr im Büro sitzen werde, so kann ich doch voraussichtlich noch einige Jahre im Ausland herumwerkeln.
„Letzter Arbeitstag“ passt demnach auch nicht und bei „Verabschiedung“ sind gleich einige Einträge zur Urnenbestattung gekommen. Da habe ich mir dann gedacht, das muss jetzt auch noch nicht sein.

Ich war jetzt über 37 Jahre in der Firma. Das ist so eine lange Zeit, dass ich mir das selbst oft gar nicht richtig vorstellen kann. Aber ich kann dann jederzeit einen Stock runter ins Servicebüro, in die Dispo gehen und mir den RP anschauen. Der R ist exakt an dem Tag geboren, an dem ich meinen ersten Arbeitstag in der Firma hatte.
Ich könnte aber auch den HN fragen, wie sich 37 Jahre anfühlen. Er hat vor ein paar Tagen auch dieses Jubiläum gefeiert.

Aber nicht nur wir beiden Methusalems – wobei H natürlich wesentlich jünger ausschaut, ich weiß auch nicht, wie er das macht - , sondern auch eine ganze Reihe anderer Kolleginnen und Kollegen ist schon seit 20, 25 oder weit mehr als 30 Jahren in der Firma.
Ich denke, das ist nicht nur ein Zeichen für die Loyalität der Mitarbeiter, sondern auch ein Beweis, dass die Firma G eine gute Firma ist.

Aber jede Firma ist nur so gut wie ihre Mitarbeiter. Und auch für die Mitarbeiter selbst sind die Kolleginnen und Kollegen wahrscheinlich das Wichtigste, um sich in der Arbeit wohl zu fühlen.
Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt, für mich war die Firma ja auch wie eine Familie.

Einzelne Kolleginnen oder Kollegen hervorzuheben ist fast unmöglich, aber ich kann mich heute auch nicht von euch verabschieden, ohne mich bei ein paar Personen besonders zu bedanken.

Gleich zu Beginn – und mit ihm hat tatsächlich alles für mich begonnen – steht HS. Wie manche von euch vielleicht wissen, sind H und ich alte Schulkameraden. Und wenn wir auch nur zwei Jahre in derselben Klasse waren, ganz zu Beginn im Gymnasium, so ist daraus doch eine Freundschaft entstanden, die jetzt bald mal 50 Jahre hält. Ich glaube, nächstes Jahr wird unser Jubiläum sein. 50 Jahre – das werden sich viele von euch nicht mehr wirklich vorstellen können, manche sind ja nicht einmal halb so alt.
Ich habe damals dringend eine Arbeit gesucht und habe H gefragt, ob es nicht irgendeinen Job in ihrem Familienunternehmen gäbe, wenigstens zum Aufräumen. Ich vermute, die Familie hat sich da aber gedacht, zum Aufräumen ist der sicher zu ungeschickt, vielleicht probieren wir was Einfacheres aus, Buchhaltung zum Beispiel. Und so hat meine Karriere im Rechnungswesen begonnen.

Wenn man doch einige Jahre die Geschicke der Firma mitgetragen hat, wenn man manches entwickeln oder gestalten dürfen hat, dann wünscht man sich natürlich, dass das ein bisschen so weitergeführt wird, wie man es selber machen würde.
Ich glaube, dass das in der Buchhaltung jedenfalls so sein wird und dafür möchte ich mich bei VL bedanken. Ich habe nie eine bessere Kollegin gehabt und ich bin froh, dass V zu uns zurückgekommen ist. Sie hat den Laden bestens im Griff.

Bedanken möchte ich mich auch bei MR. Er ist erst vergleichsweise kurze fünf Jahre in der Firma. In diesen fünf Jahren haben wir sehr intensiv zusammengearbeitet und es war immer eine sehr angenehme Zusammenarbeit. Ich glaube, wir haben nie einen besseren Geschäftsführer gehabt. Da liegt die Latte für zukünftige Generationen ziemlich hoch!

Einer, bei dem ich mich auch unbedingt bedanken muss, ist GM. Ich glaube, so groß konnte der Scheiß nicht sein, dass ich damit nicht zu G gehen konnte. Und er hat fast immer eine Antwort auf meine Fragen oder eine Lösung für meine Probleme gehabt. Und wenn er einmal nicht gleich etwas wusste, dann hat er sich vor seinen Kasten gesetzt und es hat nicht lange gedauert, bis er mit einer Antwort gekommen ist.
*Aber nicht nur ich muss mich bei G bedanken, das solltet ihr alle tun – und zwar jeden Tag. *
Es sind Menschen wie der G, die das Rad am Laufen halten und es sind Leute wie G, die die Firma G zu dem machen, was sie ist.

Dasselbe gilt auch für eine Kollegin – und jetzt bin ich gleich durch -, die auch schon über 30 Jahre in der Firma ist und die ich gerne als Freundin bezeichnen würde. Es hat nicht viel gegeben, was sie in der Firma noch nicht gemacht hat und sie würde wahrscheinlich auch alles andere noch machen, wenn es nötig ist. Wir sind durch viele Höhen und Tiefen gegangen und ich weiß gar nicht, wofür ich mich im Einzelnen bedanken sollte. Ich sage einfach: Danke für alles, BK!

So, das war meine Vergangenheit, aber viel wichtiger ist ja die Zukunft. Und zu der wird euch MR jetzt noch ein bisschen was erzählen.
Mir bleibt, euch einen schönen Abend zu wünschen, ein schönes Fest und ein paar ruhige Tage und nicht nur ein, sondern noch viele gute neue Jahre in der Firma G.

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Ich finde den Entwurf super - persönlich, humorvoll, mit einer gewissen Selbstironie, aber eben auch mit Dankbarkeit und Anerkennung für die Leistung anderer, den Zusammenhalt und das Unternehmen. Ich habe bisher nur eine Rede dieser Art gehört, die an Deine heranreichte und das ist ziemlich genau 25 Jahre her.

Einfach toll!

Gruß
C.

Das ist nett, danke!

Wirklich keine Einwände?

Na ja, ich würde vielleicht statt „Scheiß“ irgendwie anders formulieren :wink:

Ansonsten gefällt mir deine Rede!

Danke, ich werde „Schmarren“ nehmen, okay?

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Ich würde das einfach so lassen, es ist authentisch. :slight_smile: Und ich bin mir sicher, das wird dir auch keiner anlasten!

Bei „Scheiß“ gibt’s mehr Lacher. Ich würde es lassen :slight_smile:

Mir gefällt’s auch gut, nur eine kurze Frage für mein Verständnis: Ist HS ein Mann oder eine Frau? Du schreibst ein Mal ‚ihm‘ und dann ‚ihrem‘ .

Ob Scheiß oder Schmarren überlege ich mir noch :slight_smile:
HS ist ein Mann, das „ihrem“ bezog sich auf die Familie (Familien-Unternehmen). Das ist zugegeben etwas verwirrend. Im Dialekt-Original („eanan“) ist es klarer.

nö… lass bitte Scheiß stehen… das ist doch mal klar ausgedrückt…
Ansonsten finde ich die Rede auch echt und wirklich ganz authentisch und ich bin sicher, es werden ein paar Tränchen fließen bei den Angesprochenen…

Unbedingt so machen… :+1::+1::+1:
und von meiner Seite auch einen herzlichen Glückwunsch zu so einem erfüllten Berufsleben… :blush:

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Danke dir und allen anderen!

Ja, stimmt, mein Arbeitsleben war wirklich spannend!
Es fällt gar nicht so leicht, das jetzt hinter sich zu lassen.

Harald.

Hallo,
ich wünsche dir einen sehr langen und sehr angenehmen Ruhestand und vor allen Dingen Gesundheit. Ja, es fällt zuerst sehr schwer loszulassen - ich kenne das, habe 48 Jahre am Stück beim gleichen Arbeitgeber einen tollen Job. Erst, als ich auch nicht mehr davon geträumt habe, so nach sechs Monaten (2016/2017) hatte ich wirklich losgelassen und das war dann auch gut so.
Nochmals, alles Gute für die Zukunft als Rentner/Pensionär.
Gruss
Czauderna

Danke!
Dir auch alles Gute!

Guten Morgen!

Falls hier noch jemand dem Thema folgt:
Ich habe die Rede noch etwas adaptiert, aber im Großen und Ganzen belassen, wie euch vorgestellt.
Ich denke, sie hat gepasst! Sie ist bei allen, soweit ich es mitbekommen habe, gut angekommen.

Danke noch einmal für eure Unterstützung!

Harald.

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