Richtfest Deutschland

Ich habe gesehen, dass das Nachbarhaus, nach der Fertigstellung des Dachstuhls, einen Richtbaum aufgestellt hat. Beim Googlen habe ich festgestellt, dass der Richtbaum sogar eine sehr lange Tradition hat - und sogar eine wichtige Bedeutung: er ist eine Bestätigung - vergleichbar mit einer Urkunde, dass das Baugeschehen beendet ist und alles seine Richtigkeit hat. Gibt es außer in Deutschland und Österreich auch in anderen Ländern eine ähnliche Tradition? Oder haben außer dem Zimmermannshandwerk auch andere Handwerker ähnliche Bräuche?

Viele Grüße
Steffi

Hi.

Ist so nicht ganz richtig. Eher ist es ein Zeichen, das der Rohbau und der Dachstuhl fertiggestellt sind. Richtig ist, das die Tradition lange zurück reicht. Untertan und Obrigkeit kamen damals zusammen um z.B. Zahlungen zu entrichten.
Keine Ahnung, ob es Vergleichbares in anderen Ländern gibt. Allerdings könnte man in diesem Zusammenhang auch das Erntedankfest nennen.

Früher war das dann ein Besäufnis. Heute nehmen die Handwerker gerne Geld statt Bier.

Globus

Ja.

Bei Maurern (und früher auch Steinmetzen) wird der Bau nach dem Ausschachten, aber vor Beginn der eigentlichen Bautätigkeit mit der Grundsteinlegung gesegnet. Bis ins Mittelalter hinein ging es dabei übrigens um eingemauerte Tier- und Menschenopfer, die für ein glückliches Gelingen des Baus gebracht wurden.

Bei Mineuren und Bergleuten werden Tunnel und Schächte der Hl. Barbara oder der Hl. Anna (diese bevorzugt im lutherischen Sachsen, mit Bezug auf das Gelübde Luthers im Gewitter) geweiht - teils bei Beginn des Vortriebs, bei Tunneln auch zum Anlass des Durchstichs. Barbara-Nischen bleiben erhalten, solange ein Schacht befahren wird - wurden übrigens auch während der sozialistischen Ära nicht geschleift, der Aberglaube der Bergleute wurde respektiert.

Schöne Grüße

MM