Robuste Mandate als solche

Nun sind die Bedingungen also raus, die die libanesische Regierung erfüllt sehen will, bevor sie VN-Einheiten die Küstenüberwachung in den eigenen Hoheitsgewässern erlauben will:

  • Beendigung der Seeblockade durch Israel

  • Einhaltung einer 7 Meilen-Zone

Das bedeutet, daß sich die deutschen Marineeinheiten erst in Bewegung setzen werden, wenn Israel seine Seeblockade beendet. Dies wiederum bedeutet, daß es dann knapp zwei Wochen lang keine Kontrolle der Küste geben wird (mal abgesehen davon, daß ich sowieso der Ansicht bin, daß Landtransporte ohnehin nicht zu unterbinden sind, aber man hat sich ja nun auf die Seetransporte eingeschossen), es sei denn die Franzosen, die etwas eher da sein könnten, übernehmen diese Aufgabe übergangsweise.

Viel entscheidender ist aber, daß die libanesische Regierung eine 7 Meilen-Zone ohne deutsche Bötchen sehen will. Da die Waffentransporte aber nicht aus Kuba oder Indonesien sondern aus Syrien herangekarrt werden, wird die ganz Aktion dadurch vollkommen sinnlos. Die Waffen werden mit kleinen Schnellbooten im Schutz der Küste transportiert und nicht mit riesigen Frachtern auf hoher See. Wer das aus 7 Meilen (~13 km) beobachten und vor allem verhindern soll, hat schon von vornherein den Griff ins Klo erfolgreich hinter sich gebracht.

Offensichtlich ist natürlich auch, daß die Hisbollah erheblichen Einfluß in der libanesischen Regierung hat und daß der Libanon letztlich die Sache mit der Kontrolle der Waffenlieferungen auch nicht ganz so ernst nimmt, wie es zeitweise aussah und wie man das gerne hätte.

Es bleibt die Frage, ob sich die Bundesregierung auf so ein Schwachsinnsmandat einläßt, um sich dann vorhersehbarerweise anschließend verdreschen zu lassen, wenn der Waffenschmuggel unvermindert weitergeht (was vermutlich - über Land - eh der Fall sein wird). Für die Israelis wäre das dann ein netter Anlaß, die Kampfeinsätze wieder aufzunehmen, allerdings mit der Erleichterung, daß der Süden des Libanon von den VN kontrolliert wird.

Dies wiederum böte dann Gelegenheit, sofern die Angriffe der Hisbollah nicht dauerhaft ausbleiben, den VN Vorwürfe zu machen. Frei nach dem Motto: „Nun dürft Ihr mal eine Resolution umsetzen, und was kommt dabei heraus? Nix! Also könnte Ihr Eure anderen 723 Resolutionen auch vergessen. Wir nehmen das Recht wieder in unsere Hand.“

Der Nahe Osten bleibt ein Irrenhaus.

Gruß,
Christian

Moin Christian,

ich stimme dir in allen Punkten zu.

Gruß
Marion

Hallo Christian,

ich stimme dir in fast allen Punkten zu. Den hier möchte ich gerne korrigieren:

Der Nahe Osten bleibt ein Irrenhaus.

Falsch. Die ganze Welt ist ein Irrenhaus. :wink:

Das ist ja echt eine bescheuerte Situation, wenn jetzt da deutsche Soldaten hingeschickt werden, die einen Waffenschmuggel verhindern sollen, aber das aus den von dir genannten nachvollziehbaren Gründen nicht können. Nachher sind wir noch Schuld am Waffenschmuggel. :frowning:

Aber man muss die Sache immer positiv sehen: Immerhin ist es dort schön sonnig. Das macht den Soldaten sicher Spaß. :wink:

Schöne Grüße

Petra

Der Nahe Osten bleibt ein Irrenhaus.

Falsch. Die ganze Welt ist ein Irrenhaus. :wink:

Das ist wahr.

Aber der Nahe Osten ist die Intensivstation davon.

Hallo Christian,

Für die Israelis wäre das dann ein netter
Anlaß, die Kampfeinsätze wieder aufzunehmen, allerdings mit
der Erleichterung, daß der Süden des Libanon von den VN
kontrolliert wird.

IMHO ist das erst die Vorstufe. Hier wird gezielt das „Old Europe“ in den Krisenherd gezogen, damit es sich beim Krieg gegen den Iran (und ect. auch gleich Syrien) nicht raushalten kann.

Und dieser Krieg wird kommen, da bin ich fest überzeugt (und es haben ja auch schon genügend Personen, die es wissen müssen gesagt).

Grüße,

Anwar

Moin Marion,

ich stimme dir in allen Punkten zu.

es gibt doch noch Fälle, in denen wir gleicher Meinung sind :wink:

Gruss Harald

Besser kann man die Situation nicht zusammenfassen.

Danke Christian.

Gruss Ivo

Moin,

IMHO ist das erst die Vorstufe. Hier wird gezielt das „Old
Europe“ in den Krisenherd gezogen, damit es sich beim Krieg
gegen den Iran (und ect. auch gleich Syrien) nicht raushalten
kann.

Auch möglich, würde auch erklären, warum Israel so scharf auf deutsche Beteiligung war. Andererseits waren die Libanesen auch scharf auf den UN-Einsatz. Kann ja sein, dass die ganze Aktion nur dazu dient, die Libanesen vor den Angriffen der Israelis zu schützen, nur mag das den Israelis niemand sagen. Dann macht auch die Meilenzone durchaus Sinn.

Und dieser Krieg wird kommen, da bin ich fest überzeugt (und
es haben ja auch schon genügend Personen, die es wissen müssen
gesagt).

Ich hoffe, unsere Politiker sind schlau genug, unsere Leute dann rechtzeitig rauszuholen, bevor dort alles in die Luft fliegt.

Gruß
Marion

Ich hoffe, unsere Politiker sind schlau genug, unsere Leute
dann rechtzeitig rauszuholen, bevor dort alles in die Luft
fliegt.

Was macht denn das für einen Unterschied, ob „unsere Leute“ unter den Opfern sind oder nicht? Ich meine, tot ist tot, das tut den anderen sicher genauso weh, die im Krieg (oder auch sonst) ums Leben kommen.

Viel besser fände ich es, wenn man dort endlich zu einem Frieden finden könnte.

Schöne Grüße

Petra

Ich hoffe, unsere Politiker sind schlau genug, unsere Leute
dann rechtzeitig rauszuholen, bevor dort alles in die Luft
fliegt.

Was macht denn das für einen Unterschied, ob „unsere Leute“
unter den Opfern sind oder nicht?

Ich halte es für eine der primären Aufgaben von Politikern, „ihre Leute“ (also die, welche sie gewählt haben) vor Tod uns Schaden durch kriegerische Auseinandersetzungen zu schützen. Wenn die Israelis das nicht auf die Reihe kriegen, dann ist das deren Problem. Das heißt aber nicht, dass unsere Politiker es ihnen gleichmachen müssen, indem sie sich in diese idiotischen Kriege verwickeln lassen.

Gruß
Marion

Wenn die Israelis das nicht auf die Reihe kriegen, dann ist
das deren Problem.

Ich weiß nicht, ob man es sich so einfach machen kann. Erstens einmal, wie gesagt, ein Terroranschlag oder ähnliches tut denen genauso weh wie uns.

Außerdem breitet sich der Unfrieden ja in der Welt aus. Der bleibt nicht schön lokal beschränkt auf den Nahen Osten. Wenn man dort dem Hass einfach freien Lauf lässt, weil es uns nichts angeht, dann entstehen solche Figuren wie Bin Laden. Der war ja auch irgendwann einmal ein ganz normaler Junge. Und dann ist er eben langsam zum Terroristen geworden.

Weißt du, der hätte auch mich erwischen können. Er hätte seine Flugzeuge nur für einen späteren Zeitpunkt planen müssen. Mein Besuch auf dem WTC war für den 11.09. am Nachmittag oder für den 12.09. irgendwann im Lauf des Tages geplant.

Ich finde es gefährlich, einfach zu sagen, „das geht uns nichts an“. Außerdem fühle ich mich auch verantwortlich.

Schöne Grüße

Petra

hilfreiche Aktivitäten vs. Zurückhaltung

Außerdem breitet sich der Unfrieden ja in der Welt aus.

Das liegt sicher nicht daran, daß sich irgendein Land nicht an irgendwelchen militärischen Operationen beteiligt, sondern daß vielmehr einige Länder militärische Operationen nach eigenem Gutdünken an beliebigen Orten und zu beliebigen Zeitpunkten durchführen.

Das Problem Nahost ist letztlich ein hausgemachtes Problem, an dem natürlich die US-Amerikaner einen wesentlichen Anteil haben. Die Vermittlungsversuche anderer westlicher Staaten haben einen Teil zur zwischenzeitlichen Entspannung beigetragen, aber das war es auch schon mit der aktiven Beteiligung.

In den letzten 12 Monaten hat sich die Lage im nahen und mittleren Osten massiv zugespitzt und der Anlauf in Richtung Regionalkrieg wurde vor rd. zwei Wochen nur kurzzeitig gestoppt. Über kurz oder lang wird es einen US-amerikanischen Angriff auf den Iran geben, an dem sich Israel allein schon aus Gründen des Selbstschutzes beteiligen wird.

Es muß allerhöchste Priorität der deutschen Außenpolitik sein, sich aus diesem Konflikt soweit wie möglich rauszuhalten.

Der
bleibt nicht schön lokal beschränkt auf den Nahen Osten. Wenn
man dort dem Hass einfach freien Lauf lässt, weil es uns
nichts angeht, dann entstehen solche Figuren wie Bin Laden.
Der war ja auch irgendwann einmal ein ganz normaler Junge. Und
dann ist er eben langsam zum Terroristen geworden.

Er ist nicht langsam zum Terroristen geworden sondern wurde von den USA und Saudi-Arabien als ein Anführer der Mudschaheddin aufgebaut, um für sie stellvertretend in Afghanistan gegen die Sowjets zu kämpfen. Leider hat man den Mann ein bißchen falsch eingeschätzt und ihn für einen willfährigen Lakeien gehalten. Daß er durchaus seine eigenen Ziele verfolgte, war lange Zeit einigen relevanten Personen eher unklar.

Nachdem das afghanische Problem aus seiner Sicht durch die Machtergreifung der Taliban erledigt war, konnte er sich auf das Projekt „fundamentalistischer Islam worldwide“ konzentrieren und zerlegte zu diesem Behufe das ein oder andere Gebäude und Kriegsmaterial der Amerikaner und der Saudis. Das vorläufige große Finale war der unkontrollierte Abriß der Zwillingstürme.

Sofern ich die ganze Sache nicht völlig mißverstanden habe, ist bin Laden gerade kein Freund der inzwischen nahezu omnipräsenten Truppen der westlichen Länder und daher habe ich ernsthafte Zweifel daran, daß deren Präsenz auf dem Hoheitsgebiet eines weiteren islamischen Landes, der erneute Schulterschluß mit Israel sowie die Behinderung der Aktivitäten einer islamischen Terrorgruppe zu einer dauerhaften Aussöhnung zwischen bin Laden und seinen Bekloppten Brigaden einerseits und den westlichen Ländern andererseits führen wird.

Gruß,
Christian

Nachtrag: robuste Mandate als solche
Mit welchem Engagement die linanesische Regierung die Unterbindung der Waffentransporte vorantreibt, wird anhand dieser Meldung noch etwas deutlicher:

Zwist zwischen Berlin und Beirut um Befugnisse der Marine
Berlin - Zwischen Bundesregierung und libanesischer Führung gibt es Meinungsverschiedenheiten über die Kompetenzen beim geplanten Einsatz der deutschen Marine. Nach Angaben von Staatsminister Gernot Erler ist ein Betreten deutscher Soldaten von Schiffen auch gegen den Willen des Kapitäns möglich. Dieses Recht sehe die UN-Resolution vor, sagte Erler in Berlin. Die Regierung in Beirut hatte dagegen klargestellt, dass die deutschen Besatzungen vor der Küste Libanons nicht auf eigene Faust fremde Boote durchsuchen sollen.

Donnerstag, 07. September 2006, 15:04 © RZ-Online GmbH & dpa-infocom

Jetzt mal ehrlich
Hallo!

Ich stimme in allen Punkten zu.
Ist es eigentlich möglich die Bretter Nahost und Witze zu verschmelzen? Manchmal weiss man ja wirklich nicht wohin, aber das Gezerre um den UN-Einsatz (Man braucht uns dort. Hallo ihr im Libanon, wir haben gesagt ihr braucht uns. Dass müsstet ihr jetzt nur noch bestätigen…) setzt dem ganzen die Krone auf.

Viele Grüsse!

Er ist nicht langsam zum Terroristen geworden sondern wurde
von den USA und Saudi-Arabien als ein Anführer der
Mudschaheddin aufgebaut, um für sie stellvertretend in
Afghanistan gegen die Sowjets zu kämpfen.

Wie bitte? Den haben sie auch „aufgebaut“, wie du das so schön nennst? Ja sind die denn von allen guten Geistern verlassen???

Nun ja. Das Bin Laden Special, das ich (leider erst ab der Hälfte) sah, war von CNN. Da ist das entweder unter den Tisch gefallen, oder es wurde gesagt, bevor ich eingeschaltet habe. Ich gewann den Eindruck, dass da ein zunächst ganz netter junger Mann einfach in die falsche Gesellschaft geraten ist.

Ich weiß nicht, wie man von hier aus am besten etwas für den Frieden im Nahen Osten tun könnte. Aber ich komme halt mit diesem Denken, „ach die sollen machen, was sie wollen“, nicht so wirklich zurecht.

Ich glaube auch, dass der Waffenstillstand nicht ewig halten wird, und dass es dann erst so richtig losgeht. Aber man kann ja nicht einfach wegsehen, „weil es uns nichts angeht“ oder weil wir sonst auch ein paar Terroranschläge abbekommen. … Stell dir nur einmal vor, man liefert keine Waffen mehr an Israel. Dann greift die Hizbollah vielleicht wieder an, und Israel kann irgendwann nicht mehr mit konventionellen Mitteln zurückschlagen. Was wird also passieren, wenn die ersten Raketen auf Tel Aviv zu fliegen? Es werden sich Hunderttausende von Flüchtlingen auf der ganzen Welt verteilen. (Gut, das gibt nur ein bisschen Chaos hier bei uns.) Außerdem wird das, was von Israel noch übrig ist, nun möglicherweise seine Atombomben zum Einsatz bringen.

Das ist doch auch keine Lösung. Ich meine, nicht das ich etwas gegen die Flüchtlinge hätte, aber mir ist es lieber, wenn jemand FREIWILLIG kommt, nicht weil ihm nichts anderes mehr übrig bleibt und seine Existenz zerstört worden ist.

Und wenn irgend jemand anders auch die Möglichkeit hat, mit Atombomben zu antworten - ja dann gute Nacht. Da kannst du nur noch zum Flughafen fahren und mit einem möglichst dicken Geldbündel winken, damit du vielleicht noch ein Ticket nach Südamerika oder Afrika bekommst …

Schöne Grüße

Petra

Er ist nicht langsam zum Terroristen geworden sondern wurde
von den USA und Saudi-Arabien als ein Anführer der
Mudschaheddin aufgebaut, um für sie stellvertretend in
Afghanistan gegen die Sowjets zu kämpfen.

Wie bitte? Den haben sie auch „aufgebaut“, wie du das so schön
nennst? Ja sind die denn von allen guten Geistern
verlassen???

Naja, damals klang das alles vernünftig: Ein direktes Eingreifen der US-Armee kam damals nicht infrage, also suchte man sich einen Anführer eines kleinen Rebellentrupps aus, der den Stellvertreterkrieg für die westliche Welt ausfechten sollte.

Das ist doch auch keine Lösung. Ich meine, nicht das ich etwas
gegen die Flüchtlinge hätte, aber mir ist es lieber, wenn
jemand FREIWILLIG kommt, nicht weil ihm nichts anderes mehr
übrig bleibt und seine Existenz zerstört worden ist.

Es gibt zwischen Flächenbrand und Einstellung aller Hilfen für Israel noch ein paar Nuancen.

Gruß,
Christian

Es gibt zwischen Flächenbrand und Einstellung aller Hilfen für
Israel noch ein paar Nuancen.

Stimmt. Entschuldigung! Da ist wieder meine Phantasie mit mir durchgegangen.

Aber solche Szenarien stelle ich mir halt vor, wenn jemand äußert, der Rest der Welt sollte sich am besten ganz raushalten. Das geht ja auch nicht, weil dann eben irgendwann ein Punkt kommen wird, wo Israel sich mit ALLEN Mitteln wehrt - und dann möchte ich nicht irgendwo in der Gegend sein.

Auch hier im Forum wurde ja mehr als einmal geschrieben, dass man am besten alle dort machen lässt, was sie wollen, ohne sich einzumischen, deswegen habe ich das mit den möglichen Konsequenzen geschrieben, wenn man sich ganz zurückzieht.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra,

Ich gewann den Eindruck, dass da ein zunächst ganz netter
junger Mann einfach in die falsche Gesellschaft geraten ist.

ganz richtig, in die Gesellschaft der CIA ;-((
Da hat er gelernt, wie man der Bevölkerung seinen Willen aufzwingt.

Ich weiß nicht, wie man von hier aus am besten etwas für den
Frieden im Nahen Osten tun könnte.

Ich denke, am besten hilft beten.

Gruss Harald

Wobei wir bis vor einem jahr recht gute wirtschaftliche Beziehungen zum Iran hatten. Die haben sehr viel in deutschalnd gekauft oder von deutschen Firmen bauen lassen.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Ich weiß nicht, wie man von hier aus am besten etwas für den
Frieden im Nahen Osten tun könnte.

Ich denke, am besten hilft beten.

Ok, wird gemacht. :smile:

Schöne Grüße

Petra