Russland hat in den letzten 25 Jahren mehrfach deutlich gemacht, dass es die Ausweitung der NATO nach Osten missbilligt. Russland hat 2008 im Nachgang zum NATO-Gipfel in Bukarest, auf dem man den NATO-Beitritt der Ukraine und Georgiens quasi angekündigt hat, deutlich gemacht, dass derartige Beitritte die eigenen Sicherheitsinteressen massiv beeinträchtigen würde. Zur Erläuterung dieser Formulierung hat man kurz danach Georgien in einen kurzen, intensiven Krieg verwickelt. Als sich die Ukraine 2013 der EU anzunähern drohte, hat Russland energisch eingegriffen, die Krim annektiert und Teile des Ostens der Ukraine unter seine Fittiche genommen.
Natürlich ist der Angriff auf die Ukraine grundfalsch und völkerrechtlich unzulässig, aber niemand kann behaupten, dass die Kriegsgefahr letztes Jahr auf einmal aus dem Nichts aufgetaucht ist.
Hintergrund des Interesses Russlands daran, dass die Ukraine NICHT der NATO beitritt, ist die geostrategische Lage. Der direkte Weg für Landtruppen aus West- und Mitteleuropa nach Moskau führt über die Ukraine. Die Ukraine und Belarus sind aus Sicht Moskaus Pufferstaaten zwischen Russland und einer NATO, die sich ohne erkennbaren militärischen Nutzen immer weiter nach Osten ausgedehnt hat.
Diese Sichtweise ist tatsächlich nachvollziehbar und entspricht dem, was seit 200 Jahren Staatsdoktrin der USA ist: Amerika ist unser Hinterhof und da hat keiner etwas verloren (Monroe-Doktrin). Truman hat diesen Ansatz auf Westeuropa ausgeweitet. Natürlich hat Russland das Recht, diese Ansicht auch für Osteuropa zu vertreten.
Natürlich hat Russland nicht das Recht, diesen Ansatz mittels Waffengewalt durchzusetzen, aber bei allen internationalen Abkommen und westlich-ethischen Grundsätzen gilt aber leider noch das Recht des Stärkeren, wenn er dieses Recht durchsetzen will. Und es gilt die normative Kraft des Faktischen - d.h. es ist für die NATO keine Option, Russland in einen Krieg um die Ukraine zu verwickeln. Niemand weiß, wie ein bekloppter General oder ein Machtmensch im Kreml (und das muss ja nicht auf ewig der Halbzivilist Putin bleiben) reagiert, wenn sich bei einem solchen Krieg eine Niederlage abzeichnet. Einen mit Atomwaffen geführten Krieg um die Ukraine will und wird der Westen nicht riskieren.
Putin wird sich die Ukraine besetzen und zwar wenigstens den Teil vom Dnjepr bis zur russischen Grenze (gelb markiertes Gebiet. Was dann kommt, wird sich noch herausstellen.
Mir würde ja schon die Erkenntnis genügen, dass Putin ein hochintelligenter Politiker ist,
Die ganze Ukraine anzugreifen, zeugt nicht von hoher Intelligenz, denn dabei kann es nur Verlierer geben. Nicht die Vernunft, sondern offenbar Gefühle oder vielleicht auch Drogen lassen ihn so handeln.
Allenfalls kommen noch die baltischen Staaten hinzu, aber das halte ich für unwahrscheinlich. Sie sind als Aufmarschgebiet für die NATO für einen Angriff auf Moskau nicht gut geeignet.
Das Gegenteil wird passieren, wenn Russland noch andere Ländern bedrängt. Schon jetzt drehen britische und amerikanische Aufklärungsflugzeuge, Drohen und Tankflugzeuge ihre Kreise über der Ukraine bzw. seit heute morgen über dem Schwarzen Meer und Moldawien. Das wird ja nicht weniger, wenn Druck gegenüber NATO-Verbündeten aufbaut und das wären zwangsläufig die nächsten Schritte: die NATO-Mitglieder Litauen, Lettland, Estland, Polen, Rumänien sind die nächsten Staaten eines von Dir postulierten Weges Russlands nach Westen.
Mit Bodentruppen angegriffen werden bisher Großstädte und Landstriche im Osten. Zudem bewegen sich Truppen von Belarus nach Kiew. Die Raketen auf Odessa dienen aller Wahrscheinlichkeit der Schwächung der militärischen Schwächung der Ukraine (Hafenanlagen).
Von der ganzen Ukraine kann also nicht die Rede sein. Sofern Kiew erobert werden sollte, dient das im Zweifel dazu, die militärische Kommandostruktur zu schwächen und damit die Gegenwehr im östlichen Teil der Ukraine. Mit dem klar pro-westlichen Westteil der Ukraine kann Putin nichts anfangen. Ein zweites Afghanistan kann man sich nicht erlauben. Allenfalls ist denkbar, dass in Kiew nach der ersten Eroberungsphase ein pro-russisches Regime für den Westteil der Ukraine etabliert wird.
Das sehe ich nicht so und das sollte auch nicht das Ziel des Westens sein.
Einerseits wird sich schon noch ein Käufer für Gas und andere Rohstoffe finden. Die Nachfrage danach ist ja heute Nacht nicht plötzlich eingebrochen. Außerdem sind die Auslandsschulden Russlands extrem niedrig und könnten wahrscheinlich aus der Portokasse bezahlt werden. Inlandsverbindlichkeiten regelt man mit der Notenbank.
Andererseits ist es nicht klug, einen Machtmenschen mit Atomwaffen, der nur vor wenig zurückschreckt, so sehr in die Enge zu drängen, dass er entweder reuig zu Kreuze kriecht oder wild um sich schlägt.
Der direkte Weg für Landtruppen aus West- und Mitteleuropa nach Moskau führt über die Ukraine.
Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis und selbst Putin wird nicht ernsthaft glauben, dass sein Land jemals von NATO-Truppen angegriffen werden würde.
die sich ohne erkennbaren militärischen Nutzen immer weiter nach Osten ausgedehnt hat.
Der Nutzen eines jeden Mitglieds besteht wohl darin, dass ihm von den anderen im Verteidigungsfall geholfen werden muss. Und je mehr Mitglieder so ein Bündnis hat, desto stärker ist es. Wenn die Ukraine bereits NATO-Mitglied wäre, hätte Putin bestimmt noch einmal seine Entscheidung die Ukraine angreifen zu lassen, überschlafen.
Echt jetzt? Warum hat denn dann Russland immer und immer wieder wiederholt, dass es die NATO nicht an seiner Außengrenze haben will?
Ja, wer kennt sie nicht die glorreichen Armeen Rumäniens, Litauens, Nordmazedoniens oder Sloweniens. Bei der Osterweiterung ging es nie um Kampfkraft. Es ging um geostrategische Überlegungen, um das Markieren des eigenen Reviers und darum, dem Osten (namentlich Putin) zu zeigen, wer den Kalten Krieg verloren und wer Einfluss gewonnen hat. Dieses halbstarke Gehabe fällt dem Westen bzw. den Ukrainern jetzt auf die Füße.
Das ist ein klassischer Zirkelschluss. Es geht ja gerade darum, dass die Ukraine nicht NATO-Mitglied wird. Hätte die Ukraine früher versucht, Mitglied zu werden, wäre das ganze halt früher passiert.
Was schlägst Du vor? Die Möglichkeit, einem Lehrer zu sagen, dass Du gerade vom Schulrowdy verprügelt worden bist, gibt es leider nicht, weil der Lehrer (in dem Fall die NATO) nicht eingreifen wird, um die Existenz der Menschheit nicht auf’s Spiel zu setzen.
Die normative Kraft des Faktischen. Isso.
An das Gefühl, das wir wahrscheinlich alle bei dem Gedanken haben, können wir uns schonmal gewöhnen. Es wird wiederkommen, wenn China sich Taiwan einverleiben will. So 5-10 Jahren.
Nein, es ging um die berechtigte Angst dieser Staaten von Rußland wieder in den Vasallenstatus gezwungen zu werden.
Nein, man verbündet sich rechtzeitig mit anderen Jungen (NATO) damit der Rowdy Angst bekommt, mich anzugreifen. Denn nur diese Sprache versteht er.
Sicher gibt es auch andere Jungen, die freiwillig ihr besseres Pausenbrot an ihn antreten in der Hoffnung, daß er nicht das Handy oder die Markenklamotten abgreift - Dich ordne ich z.B. in diese Kategorie ein.
Ja, aus Sicht der Bewerber, aber nicht aus Sicht der NATO. Die NATO (bzw. die vorausgehende Vandenberg-Resolution) ist eine Folge der Truman-Doktrin und hatte den Sinn, den Stalinismus in Europa einzudämmen. Natürlich haben die Mitglieder in Europa den Schutz der USA gerne angenommen, aber das war nicht das primäre Ziel der USA und auch die zusätzliche militärische Macht der Mitglieder spielte angesichts der Übermacht der USA allenfalls bei Frankreich und Großbritannien eine Rolle. Deutschland war als grenznaher Staat für die Stationierung von Mann und Gerät interessant und eben als Bollwerk gegen den WP. Militärisch hat Deutschland nie eine nennenswerte Rolle gespielt und das gilt für die anderen Länder (von GB und F abgesehen) genauso.
Tja, und nun sind wir so weit, dass er keinen Bock hat, dass sich alle Schüler gegen ihn verbünden.
Ach wie schön - schon sind wir auf dem persönlichen Ebene angekommen. Hat ja lang genug gedauert.
Mich kannst Du einordnen, wo Du willst. Damit kommst Du aber nicht weiter. Ich schreibe hier nur Analysen, nicht meine Meinung.
Ist Dir eigentlich klar, daß dieser Weg im Moment in die Gegenrichtung benutzt wird?
Und Weißrußland ist kein Pufferstaat sondern ein Teilnehmer bei der Aggression gegen die Ukraine. Das Militär kommt auch aus Weißrußland und die Behauptung, es seien nur russische Truppen, ist genauso glaubhaft wie die Aussagen Putins.
Das war jetzt die Deine dritte blöde persönliche Anmache in meine Richtung. Vielleicht findest Du ja jemanden, der Bock auf dieses Niveau hat. Mir reicht’s.
Echt jetzt? Warum hat denn dann Russland immer und immer wieder wiederholt, dass es die NATO nicht an seiner Außengrenze haben will?
Echt jetzt? Das frage ich dich auch. Du glaubst also, Putin hat Angst , dass die NATO u.a. Moskau angreift.
Es ist nicht Russland, dass das nicht will, sondern Putin und seine „Ja“-Sager, denn mit Frieden, Demokratie, Freiheit und der Herrschaft des Rechts, so wie es in der Präambel des Nordatlantikvertrages steht, können die nicht viel anfangen bzw. läuft ihren Interessen zuwider. Sie befürchten, dass je näher diese Werte kommen, desto mehr Russen werden davon infiziert.
Hätte die Ukraine früher versucht, Mitglied zu werden, wäre das ganze halt früher passiert.
Und als die baltischen Staaten NATO-Mitglieder wurden, hat Putin die wohl nur nicht angegriffen, weil die NATO-Truppen von dort aus so schlecht Moskau erreichen.
Es ist doch völlig egal, was ich glaube und es ist völlig egal, was Putin denkt oder wovor er Angst hat. Russland hat sich mehrfach und deutlich dazu geäußert, was es davon hält, dass sich die NATO Richtung Osten bewegt und Russland hat sich noch deutlicher dazu geäußert, was es von einem NATO-Mitglied Ukraine hält.
Natürlich sollte jedes Land der Welt wählen dürfen, in welchem Bündnis es Mitglied wird oder ist. Natürlich ist der Angriff falsch, völkerrechtswidrig und verachtenswert. Natürlich wäre es schön, wenn jetzt eine von den USA geführte NATO-Koalition den Aggressor aus dem Land vertreiben und in seine Schranken weisen würde.
Nur haben wir es eben mit der Realität zu tun und in dieser Realität macht Russland das, was die USA seit 200 Jahren machen: es definiert eine Sphäre, in der es Sicherheitsinteressen hat. Und die zweite Realität ist, dass Russland über genug Atomwaffen verfügt, um uns allen den ganzen Tag zu versauen.
Nun hat die NATO die explizit geäußerten und durch einen Feldzug nach Georgien unterstrichenen Interessen in den letzten 25 Jahren ignoriert bzw. die möglichen Folgen in Kauf genommen. Das Ergebnis war 2014, dass ein Teil der Ukraine von Russland annektiert wurde (Krim, Ostukraine) und das zweite Ergebnis wird sein, dass ein noch größerer Teil der Ukraine verloren gehen wird und das viele Menschen sterben.
Natürlich ist Putin ein Aggressor und im Zweifel auch ein Arschloch, aber wenn man willentlich und wissentlich die ausdrücklichen und nicht ganz unberechtigten Wünsche eines aggressiven Arschlochs über Jahre ignoriert, muss man sich zumindest nicht wundern, wenn das Arschloch irgendwann mal etwas echt doofes macht, um seine Interessen durchzusetzen.
Erstens eignen sich die baltischen Staaten nicht besonders gut für einen Aufmarsch und zweitens ist der Zustand der russischen Armee heute ein anderer.