Hallo,
Voraus: ich betreibe in meinem Büro 3 HP Rackserver, weil ich die Geräte beruflich brauche. Der Krach war ohrenbetäubend, telefonieren unmöglich. Wenn ich die Rackserver nicht brauchen würde, würde ich sie nicht einsetzen, denn sie sind für Systemräume konzipiert, wo Lärm keine Rolle spielt. Eine Weile lang war man sogar der Ansicht, dass ein „guter“ Server ordentlich Krach machen muss, weil das auf eine kräftige Lüftung hinweist. Das erinnert mich ein wenig an die Ofenrohre, welche die jungspunde an ihre GTIs schrauben, damit das Auto schneller klingt
Erste Maßnahme: ich habe die Server in ein Knürr Mini-Rack verbaut. Gebraucht bei Ebay ersteigert für 150 Euro, das geht gerade noch. Einen 2m Serverschrank hätte ich nicht haben wollen, aber der kleine Knürr Schrank hier ist nur 80cm hoch, das ging gerade gut unter den Beistelltisch. Wenn Du es nachmachen möchtest: es gibt kleine und billige Schränke für Netzwerkkomponenten, die sind aber nicht tief genug für Servereinschübe.
Original hatte das Teil hinten eine eigene Lüfterbatterie, die mehr Krach produziert hat als das Gehäuse weggefiltert hat. Ich habe die Lüfter mit einem Dimmer runtergeregelt, weil der Schrank nicht ganz voll ist, und ich - siehe unten - an anderer Stelle Lärm und Strom eingespart habe, brauchen sie nicht auf vollen Touren zu laufen. Es gäbe von Knürr auch eine Lüftereinheit mit Drehzahlregelung und Temperatursensoren, aber die liegt preislich jenseits von gut und böse. Vor dem Schrank ist gut Platz zum Ansaugen, dahinter gut Platz zum Ausblasen, also wird der Schrank innen gerade mal lauwarm, obwohl die Lüfter nur recht langsam drehen. Im Schrank habe ich übrigens die Frontplatten alle brav mit Blechen zugemacht, sonst gab es unerwünschte Warmluftzirkulation innerhalb des Schrankes.
Das Gehäuse hat vorne eine Glastüre. Wenn sie zu war, hört man schon etwas weniger von den Servern. Zu laut war es immer noch, aber besser als vorher. Das zeigt aber, denke ich, auch, dass man mit rein passiven Maßnahmen am Schrank nicht allzu viel ausrichten kann, vor allem wenn man so wie ich immer wieder an die Server heran muss. Außer man baut einen schalltoten Raum außen rum, aber der Aufwand soll wohl im Rahmen bleiben.
Zweite Maßnahme: das Problem an der Quelle bekämpfen. Ich habe einen Server auseinandergebaut und die Lärmquellen erforscht. Führende Lärmquellen waren die hochdrehenden RAID Platten, die Netzteillüfter und die fetten Hauptgebläse im Server.
Die Platten habe ich ersetzt durch welche mit höherer Kapazität und weniger Drehzahl. Den Geschwindigkeitsverlust kann ich akzeptieren, er wurde durch die größeren (tendenziell schnelleren= Platten sogar fast kompensiert, und die wenigen leisen neuen Platten saugen weniger Strom und sind deutlich leiser. Das hat bei 12 verbauten Platten in Summe auch ordentlich was gebracht.
Dritte Maßnahme: die Server haben Temperatursensoren im Netzteil und auf dem Mainboard. Die lauteste Komponente waren die Netzteillüfter (60-er von Delta, laut Datenblatt 60dB Lärm, aber auch über 60m³ Luftfördermenge). Unter Vollast, mit redundanten Netzteilen, müssten sie 560 Watt Netzteile kühlen. Ich verwende nur ein Netzteil, und durch diverse Stromsparmaßnahmen (Platten, aber auch nur eine CPU mittlerer Taktrate statt wie maximal möglich 2 stromfressende High-End CPUs) saugt jeder Server real (nachgemessen) nur etwa 160W. Also habe ich es riskiert, und den 60-er Delta Düsenjäger gegen einen regelbaren 60-er mit etwas weniger maximaler Förderleistung ausgetauscht, und danach den neuen 60-er über Tage (!) langsam immer weiter runtergeregelt, und dabei die Temperaturanzeige des Netzteils im Auge behalten, zusätzlich eine Kontrollmessung mit dem Thermometer am Luftauslass der Netzteile mitlaufen lassen. Das Resultat: er bringt auch mit etwa 50% Drehzahl noch genug Luft, um das einzelne Netzteil ausreichend zu kühlen. Ich habe ihn also runtergergelt, aus dem Jaulen ist jetzt ein leises Summen geworden. Einziges Problem: auf Grund der niedrigeren Drehzahl ist die Drehzahlwarn-LED am Server jetzt permanent an, weil das Management-Board im Server denkt, die Lüfterdrehzahl sei zu niedrig. Kann/Muss ich mit leben.
Letzte große Krachquelle war der Hauptlüfter des Prozessors, ein mächtiges Gebläse, das außerdem gerne zwei CPUs lüften würde, ich habe aber nur eine eingebaut. Hoffnungslos überdimensioniert. Leisere und/oder regelbare Gebläse konnte ich keine finden, die Auswahl ist da nicht groß. Ein kleineres Gebläse würde außerdem schlecht zu verbauen sein, weil die Abmessungen durch die Befestigungsbleche ziemlich zementiert sind. Den Radaubruder habe ich mit einem kleinen Platinchen von ELV („PC-Lüfterregelung“) in den Griff bekommen. Auf dem Kühlklotz sitzt jetzt ein aktiver Temperatursensor, und das 10 Euro Platinchen regelt mir den Lüfter normalerweise so weit runter dass er nicht mehr zu hören ist. Wermutstropfen wieder: die Drehzahlüberwachung jammert permanent.
Kann man als
alternative eine Holztruhe bauen, die man mit Dämmmatten
ausstattet? Wie macht man das mit einem Lüfter; entweicht da
nicht der Schall?
Kann man sicher auch. Du müsstest die Truhe aber gut belüften, und die Luft dabei ein paar Mal ums Eck umleiten, und alles gut mit Dämmaterial verkleiden. Außerdem ist Holz wohl keine gute Wahl, weil brennbar. Gipskartonplatte wäre, meine ich, besser geeignet.
Anderer Gedanke: den Server irgendwo in den Keller stellen, wo er erstens kühlere Luft bekommt, und zweitens Krach machen kann so viel er will, und per Terminal oder KVM fernbedienen. Ich würde es so machen, hätte auch einen geeigneten Raum, aber da ich für meine Tätigkeit öfters Medien wechseln muss wäre das keine gute Lösung. Außerdem macht es sich bei manchen Telefongesprächen gar nicht so schlecht, wenn im Hintergrund Server leise rumoren, dann wirkt das beschäftigt. Deshalb habe ich mich auf die Bastelei mit dem Schrank eingelassen.
AL.