Selbstmordversuch - Selbstmordgedanken

Hi

Weil Priester eine Seelsorger-Ausbildung haben?

lg
Kate

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Ok, da haben wir teilweise aneinander vorbeigeredet. „Sc
huld_gefühl_“ ist doch zunächst mal das Gefühl, etwas falsch
gemacht zu haben. Und das kann ja auch zu Recht empfunden
werden.

Ja. Aber nicht im Zusammenhang mit der Suizidandrohung! Ohne wenn und Aber! Kein Diskussionsspielraum.

Oder liege ich da so daneben?

Ohne diese absolute, rigorose Ausgrenzung in Bezug auf die emotionale Erpressung ja, s.o.

Aber auch sonst gibt es nichts Sinnfreieres, als (Beziehungs-)Probleme über die Schuldfrage zu klären. Es ist destruktiv, bringt nichts, nicht für die aktuelle Beziehung, nichts für die Zukunft, es befriedigt noch nicht mal…

Uns wird hier durch
die UP eine Seite einer Beziehungskrise vorgestellt. Aber daß
diese Seite an der Krise tatsächlich völlig unschuldig ist,
unterstellen wir (wohl nicht zuletzt, weil uns die emotionale
Erpressung empört).

Die emotionale Erpressung empört auch völlig zu Recht! Ansonsten sehe ich nicht, dass - außer dir - jemand auf der Beziehungsschuldfrage rumreitet. Sie hat damit auch gar nichts zu tun. So lange eine emotionale Erpressung dieses Ausmaßes im Raum steht, ist überhaupt nicht sinnvoll an einem Beziehungsproblem zu arbeiten. (Auch ohne Schuldfrage!) Das ist ja das perfide an so einer emotionalen, druckvollen Erpressung wie einer Suizidandrohung, dass sie so ultimativ ist, dass sie die Handlungs- und Entscheidungsspielräume auf diesen einen Punkt reduziert.

Aber läßt sich das so sauber auseinanderhalten? Die
Suiziddrohung ist - so verstehe ich es wenigstens - die
Reaktion auf die Trennung. Die Trennung ist die Folge der
mißlungenen Beziehung. Auf dem grünen Tisch mag man das
auseinanderfieseln können, aber „in echt“?

Man muss es auseinderfieseln. Denn hier ist jemand bereits ein zweites Mal mit dieser Situation konfrontiert. Und das, nachdem offenbar beim ersten Mal die Schuldgefühle nicht nur vom Erpresser geäußert wurden, sondern auch noch von weiterer Seite verstärkt wurden. Wer hier nicht sehr stark ist, sondern stattdessen emotional sehr betroffen, der steckt so etwas nicht so leicht weg.

Beichte kann aber auch ein
persönliches Gespräch von Angesicht zu Angesicht sein, in dem
über Schuld und Schuldgefühle gesprochen und am Ende auf
Wunsch der Betroffenen Vergebung zugesprochen wird. Und gerade
weil sich Schuldgefühle, und seien sie noch so unberechtigt,
nicht einfach wegdiskutieren lassen, sehe ich darin zumindest
eine Option.

Nein. Das ist eben keine Option. Aus zwei Gründen: Erstens sind normale Seelsorger für bestimmte Bereiche schlicht nicht geschult! Punkt. Basta. Aus. Seelsorge ist Seelsorge, hier geht es aber nicht um Seelsorge. Der Seelsorger heilt auch nicht mit göttlichem Seegen eine Depression o.ä. Wenn er gut ist, kennt er seine Grenzen und macht in dem Bereich nichts anderes. Leider kennen viele die Grenzen nicht.

Wenn er auch nur anfängt, das Thema Schuldgefühle im Kontext der Suiziddrohung derart Ernst zu nehmen, dass er den Weg der Vergebung zur Befreiung anbietet, dann wäre das fatal. Dazu hat sich Metapher bereits klar und völlig richtig geäußert.

Um mal einen Vergleich zu bringen: Ein Mensch mit Blackout wird neben einer Leiche gefunden. Variante 1: Er hat die Tat in einem Suff begangen, den er selbst zu verantworten hat. Variante 2: Er hat die Tat begangen, allerdings in Notwehr und der Blackout ist „nur“ Schock bedingt. Juristisch ist er entlastet. Variante 3: Er hat die Tat gar nicht begangen und der Blackout ist „nur“ Schock bedingt. Eine Entlastung erfolgt, in dem er im Glauben gelassen wird, er habe getötet, aber wie Variante 2 als nicht schuldhaft.

Du wirst wohl einräumen, dass die drei Varianten sich zum Thema „Schuld“ und Verantwortung ganz verschieden verhalten. Es kann hier im vorliegenden Beispiel kaum die Lösung sein, der Betroffenen hier „im Beichtstuhl“ Variante 3 anzubieten.

Kommt erschwerend hinzu, dass hier jemand gleich ein zweites Mal mit so einer Situation konfrontiert ist. Mit allem Vorbehalt der großen Distanz und fehlenden Infos würde ich vor dem Hintergrund übrigens sogar eine von Metaphers Empfehlung abweichende tendenziell eher nahe legen: Nämlich dass sich die Betroffene selbst mal Rat bei einem Therapeuten holt. (Das schließt übrigens nicht aus, dass auch Paartherapie sinnvoll sein kann) Die Gefahr, gerade durch die Wiederholung, ist nicht ausgeschlossen, dass so etwas auch über die reine Beziehungsproblematik hinaus bei jemandem etwas nachhaltig anrichten kann. Und zwar das auch in einem Bereich, der über Seelsorge hinaus geht!

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Hallo,

könnte deine lange Einleitung in die Irre führen? Irgendwann kommst du auf diesen Punkt:

Da ihre Ehe jetzt in der Krise ist und sie sich mit dem Gedanken gespielt hat ihn zu verlassen, erfuhr sie von ihm, dass er kurz Selbstmordgedanken hatte.

Wenn man dies liest, dann frage ich:

Wo stehen sie momentan eigentlich?

Hat sie ihn überhaupt schon direkt darauf angesprochen, dass sie an Trennung denkt? Oder ist es noch ein Ansinnen?

In welchem Zusammenhang und bezüglich welcher Probleme (stehen sie mit ihr in direktem Zusammenhang?) hat er diese Selbstmordgedanken ins Spiel gebracht? Zu welchem Zeitpunkt? Bezogen auf die Mitteilung einer Trennung?

Meine Frage wie soll meine Bekannte nun mit dieser Situation umgehen?

Das kommt entscheidend darauf an, wie sie die obigen Fragen beantwortet. Was sie wie miteinander verbindet, möglicherweise aus früherer Erfahrung heraus ohne konkreten Bezug zur Partnerschaft schon mal konstruiert.

Man muss unterscheiden zwischen tatsächlichen Vorgängen gegenüber lediglich Vorahnungen/Befürchtungen deiner Freundin.

Hat das hier heiß diskutierte Thema „emotionale Erpressung“ überhaupt einen Hintergrund? Viele setzen dies einfach mal so voraus.

Franz