Sind die jetzt völlig durchgeknallt in Hamburg?

Für 85.000€ wird in in dem Problemvirtel Vettel eine Fassade mit Blattgold verkleidet.
Natürlich mit Steuergeldern der Hamburger Kulturbehörde.
Was glaubt die denn, ausser Häme und massivem Unverständnis, damit zu erreichen, fragt sich ramses90 und sicherlich nicht nur der.

Hi!

Die alte Vettel? Oder doch die Elbinsel Veddel? :wink:

Ab 02:00 lässt uns Bettina Steinbrügge, Direktorin des Kunstvereins in Hamburg und Teil der Entscheidungskommission wissen, worum es geht.

Hier kommt auch der Künstler zu Wort http://www.zeit.de/2017/10/boran-burchhardt-veddel-kunst-fassade-vergoldet. Was erwartest Du denn von einem Stipendiaten? Der muss doch irgendwie über die Runden kommen und wenn schon dummes Geld verfügbar gemacht wird…

„Vielleicht sind die Menschen auf der Veddel ein wenig verwöhnt mit Beteiligung.“

:joy:

Ausserdem musste er doch schon massiv abspecken http://www.mopo.de/hamburg/-das-wuerde-sechs-millionen-euro-kosten--kuenstler-will-die-veddel-vergolden-25021890

Kein Witz: Ursprünglich war es tatsächlich seine Absicht, sämtliche Gebäude der Elbinsel mit 23,5-Karat-Blattgold zu belegen. „Das würde sechs Millionen Euro kosten, was ich eigentlich gar nicht so teuer finde“, sagt der Künstler zur MOPO.

Schon schlimm, wie die Kunst in Deutschland behandelt wird. Abgespeist, an den Rand gedrängt, diskriminiert. :cry:

Gruß
vdmaster

Über diese Art von Kunst am Bau an der Fassade eines Hauses der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga wird in HH heftig gestritten. Es gibt nicht nur begeisterte Zustimmung …

…für den kreativen Geniestreich

Man muss aber die Zwangslage der Hamburger Behörden verstehen: Geld gibt’s reichlich; man weiß nicht mehr, wohin damit - ein echter Notstand. Es gibt keine armen Bürger…

… und die die Wohnsituation ist vom Feinsten

Das durch Steuern hereinkommende Geld kann man beim besten Willen nicht ausgeben.

Alle Schulgebäude …

sind in tadellosem Zustand, wie das an einem Hamburger Gymnasium entstandene Foto eindrucksvoll beweist.

Soi ist nachvollziehbar, dass auch die letzte Möglichkeit, Geld auszugeben, genutzt werden muss. Und sei es durch Vergolden einer Fassade. Schließlich kann man jeden Scheiß als Kunst verkaufen. Wer damit ein Problem hat, ist ein Kunstbanause.

Die dafür verantwortlichen Behörden- und Saga-Heinis gehören zum Teufel gejagt und persönlich verantwortlich gemacht, weil sie halben Kram beschlossen. Angesichts der Geldschwemme in der städtischen Kasse wären ein paar Tausend Karat lupenreiner Diamanten rund um die Fenster doch wohl das Mindeste,

Gruß
Wolfgang

von wem, von ausgewiesenen Kunstbanausen ? oder von empörten BILD-Lesern ?

Und natürlich mit Geld von der Kulturbehörde. Von wem denn sonst ?
Die hat einen Etat für Kunstprojekte und lobt Wettbewerbe aus oder nimmt Vorschläge von Künstlern an, Kunst im öffentlichen Raum zu präsentieren.
Es ist ihre Aufgabe das zu machen. Und das ist gut so.

Und das es auch Diskussionen über einzelne Projekte gibt ist weder neu und verwerflich. Kunst an sich muss sich gar nicht rechtfertigen, sie soll ja auch in gewisser Weise provozieren- im Sinne von anregen und über das Werk nachzudenken und auf sich wirken zu lassen. Man muss es nicht „mögen“.

Und natürlich auf der Veddel, das ist doch das Konzept des Künstlers.
Es soll ein Blickfang auf der eher tristen Klinkerfassade (die übrigens gar nicht so trist ist !) geschaffen werden. Ein bewusster Gegensatz, Gold und Klinker
Und das ist gelungen.

Das Geld mit an anderer Stelle dringend nötigen Renovierungen oder Modernisierungen zu verknüpfen ist unredlich.
Es war nie dafür eingeplant und wäre zudem ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Dafür müssen andere Behörden Geld bereitstellen. Durch den Kulturetat geht keinem anderen Resort etwas verloren.

MfG
duck313

Moin,

ich jetzt nur einen Kurz-Recherche gemacht:

Es gibt also eine gewisse Verpflichtung bei größeren Projekten auch eine gewisse Summe für Kunst einzusetzen.

Natürlich kann man darüber streiten.

Aber 1% halte ich für vertretbar, die sind sicher an anderer Stelle schneller verschwunden.

Wenn natürlich jeder Klein-Häusle-Bauer das leisten muss, hm, die oft schon zu eng kalkuliert.

Gruß Volker

Die Kunstverschönerung wäre auch anders hinzubekommen, dafür hätte es kein Blattgold gebraucht, da gibt´s zig andere Möglichkeiten. ramses90

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Die haben aber wirkliche öffentliche Bauten mit Kunst beglückt und nicht irgendwelche Wohnblöcke. ramses90

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Hallo!

Und den Menschen des Quartiers die Kunst näher bringen - wie sich eine Dame des zuständigen Ausschusses in unnachahmlich blasierter Weise äußerte.

Aus Sicht eines Menschen, der sich u. a. mit Schutzrechten befasst, kann ich dem Machwerk zwar keine Schöpfungshöhe zubilligen, aber dennoch finde ich es nicht hässlich und ein Kontrast zu den - vorsichtig ausgedrückt - unterprivilegierten Verhältnissen der meisten Bewohner des Stadtteils. Ich finde auch die Elbphilharmonie zumindest äußerlich gelungen. Hatte leider noch keine Gelegenheit, das Bauwerk von innen anzusehen.

Aber Elbphilharmonie und vergoldete Fassade kommen wie so vieles andere zum falschen Zeitpunkt, nämlich zu früh. Anders ausgedrückt: Die Prioritäten werden zum Schämen falsch gesetzt. Wir haben Armut in D, massenhaft auch im reichen Hamburg. Behördenmenschen rechnen etwa einer alleinerziehender Mutter bis auf den letzten Cent vor, wie hoch der Zuschuss für die Klassenreise sein wird. Dummerweise braucht das schnell wachsende Kind auch noch neue Schuhe und ach je, eine neue Badehose. So wird das Kind eben krank gemeldet, um nicht am finanziell überfordernden Ausflug teilnehmen zu müssen. War sicher beim letzten Mal schon peinlich genug, vor anderen Eltern/Schülern die finanzielle Enge darlegen zu müssen.

Soldaten, die für rein gar nix ( … oder um den Amis nicht sagen zu müssen, dass sie sich endlich zum Teufel scheren und ihren Scheiß alleine machen sollen) in Afghanistan ihre physische oder psychische Gesundheit einbüßten, müssen jahrelang um jeden Euro kämpfen. Hilfeempfängern wird von Leuten, die mutmaßlich in ihrem Leben noch nie selbst einkauften, geschweige denn selbst kochten, haarklein vorgerechnet, welchen Centbetrag sie für das Getränk zum Frühstück (1000 l aus dem Wasserhahn für 3 €, Kaffee ist nicht drin) und für z. B. Bildung monatlich ausgeben dürfen.

So lange es an allen Ecken und Enden am Geld fehlt, so lange es ganzen Schichten am Elementaren fehlt, ist die Elbphilharmonie unpassend und eine vergoldete Fassade Ausdruck von - nein, eben nicht von Kunst - sondern von dekadenter Ignoranz. Aber immerhin gehört auch Dekadenz zur Kultur. Hege aber Zweifel, ob wir uns solche Kultur und solche Kulturschaffenden leisten sollten. Von mir aus gerne aus z. B. Spenden von Dekadenten, aber nicht aus der Staatskasse. Wenn die Armut im Land abgeschafft ist, beliebiger Luxus gerne auch aus der Staatskasse, aber keinen Augenblick vorher.

Gruß
Wolfgang

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Ich denke, viele der hier Kommentierenden hätten bei der Eröffnung der Ausstellung über „Entartete Kunst“ ganz vorn gestanden.

Hallo Wolfgang,

so unterhaltsam und pointiert Dein Artikel auch ist: er geht an der Realität vorbei. Oder meinst Du tatsächlich, im Lande oder gar weltweit dürfte kein Euro für kulturelle oder andere nicht-existentielle Zwecke ausgegeben werden, so lange nicht jeder Bauch gefüllt, jede Schule und Straße saniert und nicht jede Familie in x+1 schöne, moderne Zimmer (wobei x für die Zahl der Familienmitglieder) umgezogen wurde?

Gruß
C.

Jetzt hör aber auf! Das ist doch überhaupt nicht zu vergleichen! ramses90

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Kunst sollte öffentlich und uneingeschränkt zugänglich sein. Das ist wohl erreicht.

Und Kunst, stets ein Spiegel gesellschaftlicher Kultur, sollte kritisch sein. Auch das ist irgendwie gelungen: Mit der zusätzlichen, oberflächlichen und hauchdünnen Vergoldung der Fassade! Der äußere Schein, das Symbol unserer Zeit. Nicht der tragende Kern. Diesen überspielend und verdeckend. Deshalb die heimliche Spaltung, Trennung und Auflösung einer Gesellschaft darstellend.

Jetzt bleibt aber doch die Frage, ob es tatsächlich kritisch und dem Zeitgeist folgend und damit auch Kunst ist. Oder vielleicht doch nur einfaches Handwerk mit einem Hauch von Kunst.

Für Kunst hätte ich mir beispielsweise gewünscht, dass den einzelnen Klinkern auch Themen zugeordnet wären. Syrien. Trump. Homoehe, Religion, Glück, Zukunft, Extremismus, . . .
Und eventuell der eine oder andere Klinkerstein angebrochen, halb ausgebrochen oder fehlend wäre (das kann man so einfach ohne Zerstörung der Funktion der Fassade darstellen…). Als zeitgenössischer Spiegel unserer gesellschaftlichen Kultur. Ihrer Zerbrechlichkeit. Und damit zum Nachdenken anregen würde. Nicht über Ästhetik, mögliche Gedanken und Sprüche zu irgendwelches Jemand unwichtige Aussagen oder Vermutungen. Nein, zum Selbstdenken über die dargestellten Themen. Und das Ganze als Ganzes dieser vergüldeten Fassade darstellend.

Nun, ich denke, es ist Handwerk. Verbunden mit der Kunst, ein Handwerk zu beherrschen (was sich im Laufe der Zeit noch herausstellen muss). Und der Kunst, vorhandene Mittel in ein mäßiges Projekt zur Befriedigung einiger weniger zu stecken anstelle sie den nicht angesprochenen Themen zukommen zu lassen. Das Geld musste ausgegeben werden, von und für Leute, die sich selbst darstellen müssen.

Franz

PS:

Die gesamte Fassade steht für die goldene Mitte und die anderen da draußen.

Gesellschaftlich nicht proportional, sonst wäre die Mitte deutlich schmäler.

Politisch nicht proportional, sonst wäre die Mitte deutlich breiter.

Kulturell nicht proportional, sonst wären viele kulturelle farbverschiedene Streifen erkennbar.

Im Grunde der genommen, jetzt so nach all den Überlegungen: Lauwarmer blanker Scheiß.

Lieber Zerschmetterling,

lese dich wirklich gern, sowohl in der Politik und noch lieber in Geologie o. Ä., aber dieser Vorwurf ist wirklich an den Haaren herbei gezogen. Im Zusammenhang mit der Eingangsfrage und vor allem mit der extrem angespannten finanziellen Situation der Stadt Hamburg ist diese Replik mehr als einseitig.

Data

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Entschuldigung, derartige Entgleisungen gehören einfach wegmoderiert. Auch im Sinne des Posters.

Franz

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Das ist kein bisserl an den Haaren herbei gezogen. Das ist kein Nazi-Vergleich, auch wenn es das bei den Nazis eben auch gegeben hat:

Das Geld ist IMMER knapp. Die Frage ist nur, ob sich eine Stadt ein Kunst-Budget leistet oder nicht. Und hier im Forum haben sich einige angemaßt entscheiden zu dürfen, welche Art Kunst gut ist und welche nicht, und welche Art Kunst nun die richtige zu fördern sei - oder ob Kunst überhaupt einer Förderung bedarf.

Deswegen passt der Vergleich aber haargenau.

Ich bin voll bei dir. Ob aber jetzt gerade eine blattgoldverzierte Fassade in einer der ärmsten Viertel der Stadt zum Kunstverständnis beiträgt, sei dahin gestellt. M.E. wird damit ein falsches (dekadentes) Zeichen gesetzt.
Ich bleibe dabei, mit deiner entarteten Kunst bist du übers Ziel hinaus geschossen.

Data

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Der paßt nicht nur nicht, der ist sogar infam!
Entartete Kunst war eine Wortschöpfung und eine daraus einhergehende Vorgehensweise der Nazis… Mit allen daraus einhergehenden Vorteilen für diese, nämlich sich diese angeblich entartete Kunst selbst anzueignen und mit allen daraus entstehenden Nachteilen sowohl für die Künstler wie die Eigentümer der als entartete Kunst definierten Objekte.
Und das willst Du gleichsetzen mit der hier geschilderten Situation und den Kritikern derselben? Wenn ich mir das so recht überlege gab es in eben dieser entarteten Kunstzeit auch die Zeit in der freie Meinungsäußerung oder gar Kritik an den Verursachern dieser Zeit mit Zuchthaus und mehr geahndet wurde.
Da können einen Vergleiche wie Du sie anstellst schon sehr nachdenklich stimmen. ramses90

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