Ich finds ja immer lustig, wenn Leute von Quatsch schreiben ohne das jemals gemacht zu haben. Meiner Erfahrung nach, braucht es für die Grundlagen des Kampfes mit dem langen Schwert so 10-20 Übungseinheiten. Dann hat man die Häue, die Huten und Wehren und die einfachen Stücke raus. Notfalls kann man das in 2 Wochen durchnehmen - kommt immer ein bisserl darauf an, nach wem man trainiert - wir haben nach Joachim Meyer trainiert - und dann immer wiederholen, wiederholen, wiederholen - klar. Aber je nach dem, wie intensiv man trainiert und wie gut der Lehrmeister ist, kann man in kurzer Zeit sehr, sehr viel erreichen - allemal, wenn man „wenige Monate“ Zeit hat.
Man braucht auch kein „gutes halbes Dutzend Waffen“. Stangenwaffe (Lanze, Speer, Glefe - gab da wirklich reichlich), Langschwert, Dolch - das sind die wichtigen Waffen, die man beherrschen sollte. Klar der klassische Ritter hat daneben noch eine Keule oder eine Axt - aber in dem Szenario über das wir hier reden wäre das kaum notwendig.
Wie schon gesagt - die Grundlagen sind schnell erlernt und tatsächlich befassen sich die meisten der Lehrbücher aus dem Spätmittelalter eher mit der Hellebarde. Bei Stangenwaffen gilt: Easy to learn, hard to master. Es hat seine Gründe warum der Speer/Lanze die meistbenutzte Waffe überhaupt war.
Besorg mal eine Quelle, die was anderes sagt. In der Schlacht trugen Ritter Stangenwaffen… das Langschwert war eine sehr vielseitige Waffe, aber vor allem gegen Gerüstete Gegner eher von geringer Wirksamkeit. Wenn du dir die mittelalterlichen Lehrbücher anschaust, wirst du feststellen, dass dort vor allem Duell-Techniken gelehrt werden. Es sind keine Waffen für die Schlacht, obwohl sie dort zweifelsohne auch zum Einsatz kamen. Es ist ein bisserl wie mit dem Katana - es gilt als der Inbegriff des Samurais - aber in der Schlacht kämpfte man mit Bogen, Lanze und Speer. Zum Schwert griff man wenn die Hauptwaffe nicht mehr nutzbar war oder im ritterlichen Duell.
Ich kenne ehrlicherweise keine Quelle, welche die Stangenwaffe nicht mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar als Hauptwaffe darstellt.
In einer Duell-Situation hast du zweifelsohne recht. Aber Schlachten sind keine Duelle und das war ein bisserl der Ausgangspunkt meiner Aussage. Ritter sind auch nur Menschen und bei gleichwertiger Ausrüstung in einer typischen Gefechtssituation kann ich mir zumindest gut vorstellen, dass man sich auch mit wenigen Wochen Training gut schlägt.
Zumal ja Ritter nicht gleich Ritter ist - in den Geschichtsbüchern gibt es durchaus Anekdoten über Ritter, die gern auf Kreuzzüge gehen wollten, aber zu fett für ihre Rüstungen geworden waren. Nicht jeder ist ein durchtrainierter Endzwanziger - und wenn Jean D’arc tatsächlich die Rüstung getragen hat, in der man sie immer abgebildet hat - dann war sie deutlich muskulöser als du dir das hier anscheinend grade vorstellst.
Ich hab schon in Vollplatte gekämpft und das ist kein Spaß.