Hallo Bianca,
Was kann den Inhalt einer Meldung in den Medien beeinflussen?
Da gibt es zahlreiche Faktoren. Zunächst mal die medienspezifischen Gegebenheiten. TV-Meldungen werden nach ganz anderen Regeln aufgebaut als Printmeldungen.
Dann die organisatorischen Rahmenbedingungen. Besteht z.B. die Zeit (Ressourcen), eine Meldung selbst nachzurecherchieren oder wird einfach der DPA-Text bzw. die Agenturmeldung übernommen.
Sehr wichtig ist auch die weltanschauliche Ausrichtung der Medienmacher. Jedes Medium wird von Menschen gemacht, betrieben, hergestellt. Menschen haben Ansichten darüber, wie die Welt funktioniert (Weltmodell) und das findet sich natürlich auch in den Ergebnissen ihrer Tätigkeit wieder.
Auch die sog. Unabhängigkeit der Medien ist reines Wunschdenken. Wenn Du als Zeitungsmacher für 200.000 Stück Auflage pro Tag und 500 Arbeitsplätze verantwortlich bist und aus der Marktforschung weisst, das 73% Deiner zahlenden Leser konservativ denken, überlegst Du es Dir bestimmt, ob Du eher sozialliberale Meinungsartikel und Kommentare häufiger drucken lässt.
Natürlich stellt sich auch die Frage der Zielsetzung. Der Stern verfolgt sicherlich andere Ziele als die deutsche Nationalzeitung, das Onlinemagazin der PDS oder der vierteljährliche Rundbrief des Taubenzüchtervereins in Posemuckel.
Solange Medien von Menschen gemacht werden, die am Monatsende einen Gehaltsscheck erwarten, spielen immer auch betriebswirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Lohnt es sich eigene Leute nach Usbekistan zu schicken, um eine halbseitige Reportage bzw. eine 20-minütige TV-Sendung über die Lebensumstände der dortigen Bevölkerung zu schreiben? Ist das ein Stoff, der die eigenen Leser/Zuschauer interessiert? Wieviel darf es überhaupt kosten (in Relation zu den Kosten der Gesamtausgabe (egal ob Print, TV, Online …). Kann das gesammelte Material danach noch zweit- und drittverwertet werden?
Anzeigenkunden! Über die kann man ganze Bücher schreiben. Sie sind wichtig, weil sie (ähnlich wie Leser) Geld einbringen. Deshalb darf man sie auch nicht übermmäßig verärgern. Also keine BMW-Anzeige direkt neben den Artikel über die Verkehrstoten des letzten Jahres knallen. Sonst hat man mit denen das letzte Mal Geschäfte gemacht. Mit Werbekunden im Fernsehen dürfte es ähnlich sein.
Und da finden sich bestimmt noch weitere Aspekte…
Gruß,
Guido Strunck