Moin,
deine Frage war ketzerisch, zumal, wenn als Quelle die BILD genannt ist, die Artikel auch gern mal durch weglassen aufwertet.
In dem Artikel ist auch keine Rede von Kindesmissbrauch, Raub und Mord, dennoch sollte allen klar sein, dass das ebenso (noch mehr verboten geht nicht, aber sonst wäre es so) verboten ist.
Schwarzarbeit war lange Jahre gesellschaftlich akzeptiert (ist es zum Teil heute noch), erst in den letzten Jahren ist manchem klar geworden, dass hier (insgesamt) Milliarden am Sozialsystem vorbei gehen. Ob manche Hausbauten entstanden wären ohne Schwarzarbeit, wird keiner eindeutig sagen können.
Sozialbetrug ist häufig moralisch abgesichert, „die haben ja nichts“, so dass kaum einer wagt, Sozialbetrug zu melden. Der (sogenannte) Protest der schweigenden Mehrheit in der Richtung wurde erst in letzter Zeit offener, als es um die ALG2 Sätze ging, dabei insbesondere um den Anteil von Genussmitteln.
Natürlich gibt es Leute, die alles abgreifen, was sie beantragen können. Da wohnen Paare plötzlich getrennt, Vermögen ist plötzlich nicht mehr da. Umgekehrt sind viele ALG2 Bezieher sehr zurückhaltend in dem Beantragen der ihnen zustehenden Bezüge, z. B. weil sie sich schämen oder nicht wissen, was ihnen zusteht.
Und wieder haben wir hier ein Problem, das wir schon in der Integration haben. Man versucht, die ganzen Bandbreite in einen Topf zu werfen.
Wenn jemand in ALG2 lebt und ein großes, teures Auto fährt, sollte man mal überprüfen, wie er die Tankfüllungen finanziert. Meist prahlt er auch damit, wie einfach es ihm fällt, sich ohne Steuern zu finanzieren. Natürlich ist Neid da der entscheidende Antrieb, ist in dem Fall aber auch durchaus legitim.
Wenn eine Familie mit vier Personen in drei Zimmern lebt und bei der Angabe der qm-Zahl (mit Einverständniss des Vermieters) 3-5 qm nach unten korrigiert, dann halte ich das auch für legitim.
Das sind so die zwei Grenzbereiche, die mir einfallen.
Der Haken ist, wann jemand für sich die Grenze für notwendige Schwindelei zum moralisch verwerflichen Betrug zieht.
Ein Beispiel: Eine Horde von „glatzköpfigen Bombenlegern“, die einen Fiat Panda mit einer türkische Flagge am dem hinteren Fenster diverse Beulen treten, will man gern hart bestrafen. Einem jungedlichen Punk, der das gleiche mit einer S-Klasse im Halteverbot macht, sieht man das eher nach? Beides ist sachlich die gleiche Tat.
Auch wenn ich vielen Kommentatoren in den Tageszeitungen momentan widersprechen möchte, stelle ich fest, dass sich die Bevölkerung separiert. Und das tun sie eben nicht an den Grenzen der Parteien entlang sondern zum einen an dem gefühlten persönlichen Leben, zum anderen aber auch an dem von der Presse (und da schließe ich Blogs bewusst mit ein) neu aufgehobenen Gräben.
Dänen sind erst mal simpel gestrickt, sie haben eine eigentlich geniales Sozialsystem, verbunden mit den Gewerkschaften, dass geradezu perfekt Fortbildung und Unterstützung verbindet. Daher ist das auch nicht übertragbar.
Und nu?
ALex