Ineffizienzen - CDS vs. Zinsniveau
Hallöchen,
Nur aus Neugier: Hast du auf die schnelle einen Link für mich
der das aktuell wiederspiegelt?
http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=CDBR1U5:I…
Mir kommt es so vor als habe sich der gesamte
Ausfallwahrscheinlichkeiten Block in Korrelation zum CDS
ziemlich verschoben.
Du meinst, daß die CDS nicht mehr die „objektive“ Ausfallwahrscheinlichkeit widergeben? Da will ich gar nicht widersprechen. Allerdings ist der ganze Markt derzeit höchst ineffizient.
Die CDS-Preise für Deutschland) sind auf dem Höchststand (d.h. die vom Markt angenommene Ausfallwahrscheinlichkeit dementsprechend), während der Bund-Future auf dem Höchststand ist, d.h. die Zinsen auf dem niedrigstens Stand aller Zeiten. Das paßt nicht so recht zusammen.
Gleichzeitig kosten CDS auf die USA derzeit halb so viel wie vor zwei Jahren (wenn auch der Kurs tendenziell ansteigt). Dennoch liegen die Zinsen für US Treasuries deutlich über denen für deutsche Anleihen. Paßt auch nicht recht.
Ich kann mir das nur so erklären: die Ausfallwahrscheinlichkeit für Deutschland wird aus zwei Gründen als höher angesehen als die für die USA: erstens wird die FED wird unbegrenzt US-Anleihen kaufen und so eine Zahlungsunfähigkeit verhindern (also kein default bei den CDS) und zweitens wird erwartet, daß Deutschland in den Euro-Strudel gerissen wird.
Gleichzeitig aber ist Deutschland für die europäischen Anleger der sicherste Hafen innerhalb des Euro, was die Zinsen drückt. Weiterhin ist die Inflationsgefahr in Europa immer noch niedriger als in den USA, so daß Anleger lieber im Euro bleiben (bzw. dorthin gehen) als im Dollar.
Derartige Ineffizienzen werden aber nicht auf Dauer Bestand haben, so daß ich mich frage, wie man an diesem Irrsinn Geld verdienen kann; es ist kein Emittent in Sicht, den ich für stabil genug halte, das Gewitter zu überstehen. Selbst wenn ich - ganz banal - einen Put auf den Euro oder einen CDS auf Deutschland kaufe, der von einer Schweizer Bank emittiert wurde: wer sagt mir, daß die am Ende noch steht? Jede Bank in Europa hat im Zweifel genug EURO-Vermögen auf den Büchern, um am Ende den Bach runterzugehen.
Hinzu kommt, daß bei einem fallenden Euro die SNB gegenhalten muß, wenn sie sich an ihr Versprechen hält. Das kann nicht ohne Folgen bleiben und vor diesen Folgen wird sicherlich auch kein Schweizer Kreditinstitut gefeit sein.
Ich habe neulich wieder etwas gelernt: die Leute, die auf den Einbruch am Subprime-Markt gesetzt haben, stellten irgendwann fest, daß sie zwar gegen das System gespielt haben, aber daß sie von diesem System auch die CDS gekauft hatten. Aus der Überlegung heraus, daß die Emittenten einen flächendeckenden default von CDS nicht überstehen würden, wenn es hart auf hart kommt, haben sie die CDS kurz vor der Pleite von Lehmann verkauft - mit fettem aber nicht amximalem Gewinn.
Die Frage ist halt, ob man sich zutraut, auf die richtige Art und Weise gegen den Euro, die Eurozone und Deutschland zu spekulieren und - genauso wichtig - rechtzeitig den Absprung zu schaffen.
Schwierig.
Momentan gibt es quasi keine CDS die der Rating
Ausfallwahrscheinlichkeit entsprechen würden… vielleicht mit
Ausnahme der USA (wo die Notenbank einfach das Geld zur
Bedienung der Schulden drucken würde, egal was das dann wert
wäre), der Schweiz, Australien und New Zealand.
Die Frage ist, wer am Ende recht hat. Daß es die Ratingagenturen sind, bezweifle ich. Vom Zeitpunkt, ab dem die Investmentbanken anfingen, faire Preise für CDS auf Subprime-Anleihen/CDOs zu stellen (Sommer 2007) bis zum Knall hat es ziemlich genau ein Jahr gedauert. Die Preise für CDS auf deutsche Anleihen haben ab etwa Juni 2011 massiv angezogen.
Bei den Euro-Anleihen ist der Markt deutlich größer und die Folgen eines Zusammenbruchs wären dieses mal nicht auf die USA beschränkt, sondern würden (noch stärker) global wirken, so daß ich davon ausgehe, daß man noch länger dagegen halten wird.
Nur: womit? Und: wie lange?
Gruß
Christian