Starklaser

Hallo @Kurt_Str_vy.

Vermutlich könnte @X_Strom dir die Lichtausbreitung erklären, das wäre aber ein langwieriges Unterfangen, denn man lernt das immer wieder aufs’ Neue. Erst heißt es einfach, Licht breite sich geradlinig aus. Dann hört man plötzlich, Licht sei eine elektromagnetische Welle und werde an Hindernissen gebeugt oder gestreut. Kurz danach erfährt man dann, „in Wahrheit“ bestehe Licht aus Photonen, welche als Quantenobjekte keine Trajektorien haben. Die Beugung am Spalt wird daraufhin mit der Unschärferelation begründet. Vielleicht heißt es dann aber auch noch, die Wahrscheinlichkeit für die Aufenthaltsorte sei determiniert. Eventuell kommt anschließend sogar noch ein Kommentar, die Bahn eines Photons (jetzt doch wieder!) sei eine geodätische Linie, und man hört den Begriff der Gravitationslinse.

Aber wie erklärt das denn nun, warum man mit der Taschenlampe nicht weit sehen kann? Magst du uns da noch weiterhelfen?,

fragt neugierig der Namenlose.

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Weil es keine Taschenlampen gibt. Ich kenne Glühlampen, Leuchtstofflampen, Natriumdampflampen, Halogenmetalldampflampen, … - aber eine „Taschenlampe“ habe ich noch nie gesehen.

Geschockt? Aber nein… Ich bin berufsmäßiger Besserwisser. Selbstverständlich gibt es „Taschenleuchten“.
Nach ANSI FL-1 Norm wird die Leuchtweite als derjenige Abstand zur Taschenleuchte definiert, bei der ein beleuchtetes Objekt eine Beleuchtungsstärke von 0,25 Lux aufweist.
Das ist natürlich grober Unfug.
0,25 lx liegt in der Größenordnung von Vollmondlicht.
Das wäre ja noch OK - aber die Norm unterschlägt den eigentlich Sinn von tragbaren Leuchten:
Dass man selber (als Träger der Leuchte) das beleuchtete Objekt mehr oder weniger gut sehen kann. Ein in 1500 m Entfernung mit Vollmond-Lichtstärke beleuchtetes Objekt kann man am Ort des Objektes sicher gut sehen - aus 1500 m Entfernung aber sicher nicht mehr!

Ob ich etwas sehe, liegt an der Leuchtdichte. Die Definition über Candela pro Quadratmeter möge man sich selber durchlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Leuchtdichte#Definition
Im Prinzip: Wieviel Lichtleistung pro Qudratmeter wird in meine Richtung ausgestrahlt.
Wir haben drei Faktoren:

  • Je mehr Lichtstrom (Gesamte „Lichtleistung“) ausgesandt wird,
  • Je geringer die Fläche ist, von der dieser Lichtstrom zu mir abgestrahlt wird,
  • Je stärker der Lichtstrom in genau meine Richtung konzentriert wird

-> desto heller erscheint mir das Objekt.

Ein Retroreflektor („Katzenauge“) schickt das Licht meiner Scheinwerfer sehr stark gebündelt in die Richtung der Scheinwerfer zurück. Sehr gute Erkennbarkeit!
Ein Objekt mit 20 m² Größe, dass flächig mit 2000 lm beleuchtet wird, erscheint viel dunkeler als ein Stecknadelkopf großer Laser-Lichtklecks, der mit 10 lm beleuchtet wird.

Na, und dann kommt noch der Abstand dazu. Ein realer „Lichtstrahl“, der sich aufweitet, beleuchtet bei doppelter Entfernung die vierfache Fläche. Daher muss ich, um denselben Reiz im Auge auszulösen, mit der vierfachen Leistung leuchten, wenn der Abstand sich verdoppelt. Oder ich müsste das Licht stärker bündeln.

Dann kommt noch der Kontrast dazu. Vor dem gleißend hellen Licht der Mondoberfläche werde ich keine Sterne sehen, weil das Auge auf „hell“ adaptiert ist.

„Candela“ ist mir die verhassteste SI-Einheit. Sie menschelt, indem sie harte physikalische Fakten (nämlich die Leistung der elektromagnetischen Welle „Licht“) über eine bestimmten Frequenzbereich (dem für den Normmenschen sichtbaren Bereich) mit der jeweiligen Spektralempfindlichkeit eines „Normauges“ wichtet.
Das Lumen ist eigentlich nichts anderes als eine Leistung (für die wir den ollen James Watt haben!).
Man könnte das Lumen komplett streichen und als „Leistung des sichtbaren Lichts nach Bewertungskurve Mensch“ bezeichnen.

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Hallo @X_Strom.

Blockquote Weil es keine Taschenlampen gibt. Ich kenne Glühlampen, Leuchtstofflampen, Natriumdampflampen, Halogenmetalldampflampen, … - aber eine „Taschenlampe“ habe ich noch nie gesehen.

Wer legt denn eigentlich fest, wie die Teile genannt werden? Im Wörterbuch von DUDEN und in meinen Deutsch-Englisch-Lexika von Langenscheidt und PONS finde ich eine Taschenlampe, jedoch keine Taschenleuchte, und im Wörterbuch von Wahrig keines von beiden.

Natürlich weiß ich, dass die zugehörigen Glühbirnen als Leuchtmittel verkauft werden, sodass es naheliegend ist, sie in Leuchten einzubauen.

Aber andererseits gibt es ja auch Lampen, du hast ja einige genannt. Und eine Taschenlampe als eine „Lampe für die Tasche“ wäre eine sinnvolle Analogiebildung zum Taschentuch (als Tuch für die Tasche) oder Taschenmesser (als Messer, das man unterwegs in der Tasche dabei hat).

Liebe Grüße
vom Namenlosen

DIN 5039.
Beim (Aus)Beut(h)-Verlag kannst du diese drei Seiten kaufen. Nur 33€ für den Download. https://www.beuth.de/de/norm/din-5039/2580547

Lampen sind stets die Bauteile, in denen die durch Umwandlung von Energie Licht erzeugt wird.

Es ist aber sinnlos, eine spezielle „Lampe“ für die Tasche zu bauen. Man könnte eine derartige Lampe ja auch in eine Deckenleuchte einsetzen. Insofern sind auch „Deckenlampen“ oder „Gartenlampen“ fachsprachlich nicht korrekte Bezeichnungen.

Fachgroßhändler setzen die Fachsprache ein und klassifizieren ihre Produkte entsprechend.
Suche ich bei der Sonepar nach „Taschenlampe“, so habe ich dieses Ergebnis:

Eine Artikelklasse „Taschenlampe“ existiert nicht. Mir werden jedoch gnädigerweise „Taschenleuchten“ als Treffer angezeigt.

Aber es ist ein „Leuchtgerät“ gemenit, das man im Ggs. zu anderen Geräten, die Licht erzeugen, in die Tasche stecken kann. Es ist eben ein umgangssprachliche Wortbildung, die nicht in der Fachsprache entstand, und die dort nicht so benutzt wird. Klar… Und trotzdem weiß jeder, was damit gemeint ist.

Es gibt auch keinen „Big Bang“ und keine „Schwarzen Löcher“ :slight_smile: Das eine ein polemischer Sarkasmus von Fred Hoyle, das andere augenzwinkernder Humor von Archibald Wheeler. Trotzdem weiß jeder, was gemeint ist (und sie werden sogar von der Fachwelt benutzt).

Übrigens danke für deine umfangreiche sachliche Aufklärung oben!

Gruß
Metapher

Moin,

das ist sicher sehr lehrreich und für Fachsimpeleien bestens geeignet. Als unbedarfter Kunde erwarte ich vom Verkäufer, dass er versteht, was mein Wunsch nach einer Taschenlampe bedeutet - ohne jeglichen Kommentar, weil ich nicht zum Fachsimpeln in den Lampenladen gehe.

Gruß
Ralf

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Klar - gerade auch deswegen, weil der umgangssprachliche Begriff fachsprachlich gar keinen Sinn ergibt. Dieses „Lampe-Leuchte“-Problem kommt aber in meinem Beruf häufiger vor - und da ich einen Mitarbeiter habe, der sich den Unterschied auch nach vielen Jahren angeblich nicht merken kann, stellt dieses Thema eine Art Schlüsselreiz für mich dar.
Ich kann dann nicht anders und verliere mich in

"Hubert, du müsstest nachher noch zur Firma Brörmeier im Önkelstieg, da müssen Lampen ersetzt werden."
„Wo denn da genau?“
"In der Würgenippel-Produktion, da ist ab 14 Uhr Feierabend, lass dir das vom Meister Söttrup zeigen."
„Oh, so spät. Welche Lampen sollen denn da hin?“
"58W, neutralweiß."
„Die aus Kunststoff mit der geriffelten Abdeckung?“
"Lampen, nicht Leuchten."
" _____?"
"Leuchstofflampen. Röhren. Diese langen Dinger aus Glas mit den zwei Stiften an beiden Enden. Nur die Lampen wechseln."

Und dann geht er viermal unter der Lagertür durch und in der nächsten Woche erkläre ich es erneut. Ich glaube, da hängt ein starker Gedächtnis-Löschmagnet.

Das hat man aber doch bei vielen Themen. Rad - Reifen - Felge. Gewicht - Masse. Besitz - Eigentum. Überweisung - Lastschrift. Und manchmal sogar Mond - Planet - Stern. Kraft - Arbeit - Leistung.

Da muss man leider immer wieder zwischen dem, wie es richtig ist und dem, was der Volksmund so wiedergibt bzw. von sich gibt, umschalten.

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