eben und nicht nur das
Hallo Richard,
ich habe in den letzten Tagen und Wochen schon einige Artikel geschrieben, die einen ähnlichen Tenor hatten, wie Deiner. Da ich mich nicht so gerne wiederhole, wollte ich mir eigentlich verkneifen, darauf zu antworten. Da ich aber sehe, daß wieder einige Herrschaften den - eigentlich nicht gegebenen - Anlaß dazu nutzen, um ihre radikalen Positionen abzulassen, schließe ich mich Dir jetzt doch an.
Die Mentalität „einfach draufhauen, es trifft schon die Richtigen“ hat sich in den letzten Wochen des Entsetzens, der Fassungslosigkeit und der Wut auch in viele nicht direkt betroffenen Köpfe geschlichen. Leider übersehen da auch sonst gemäßigte Geister, daß unter anderem Gerechtigkeit und Rechtstaatlichkeit zu den Errungenschaften gehören, die uns von fanatischen Terroristen unterscheiden (sollten). Nur aufgrund einer sicheren Überzeugung ein fremdes Land anzugreifen, entspricht nicht diesen Prinzipien. Auch wenn es derzeit nicht gern gehört wird: Auch die USA haben das Recht zu derartigen „Missionen“ nicht. Das Vorgehen der USA im Vorfeld solcher Aktionen ist bereits seit langem bekannt und hat sich bewährt: Die UNO bekommt mal wieder ein bißchen von dem Geld, das ihr ohnehin zusteht, den befreundeten Staaten wird bei nicht-Unterstützung mit Liebesentzug gedroht und alle anderen werden in den erlauchten Kreis der Meistbegünstigten (Handel) aufgenommen oder wahlweise mit Hilfsgütern erschlagen.
Mit dem Charme einer tibetanischen Gebetsmühle wird wiederholt, daß bL der Verbrecher sein müsse und somit auch ist und daß es keine andere Möglichkeit gebe, dem internationalen Terrorismus Herr zu werden. Im Gleichschritt werfen wir alle rechtsstaatlichen und völkerrechtlichen Prinzipien über Bord und begeben uns das unterseeische Niveau der Staatskriminalität.
Heute hat man angekündigt, daß nicht zwangsläufig nur Afghanistan Ziel der Angriffe sein muß. Bei der passenden Gelegeheit kann man sich also mit Freibrief von Parlament, UNO und NATO aller mißliebiger Regimes entledigen. Als nächstes wird sich bL dann im Sudan, in Nordkorea und schließlich auch in Kuba versteckt halten. Und wie Rumsfeld schon sagte: Die Tage des Taliban-Regimes sind gezählt. Na, dann fangen wir für die Kollegen in Khartoum, Pjöngjang und Havanna doch gleich mit an zu zählen.
Gruß
Christian
P.S.
Und noch etwas zu diesen Sätzen, die ich hier lesen mußte, wie „wenn du auch nichts besseres weißt“ bzw. „mach halt nen besseren Vorschlag“ usw. Ich habe eine noch dümmere Replik parat:
Ein Irrer macht einen Vorschlag zur Bekämpfung des HI-Virus´: Alle Menschen ausrotten.
Ich entgegne: Das ist aber kein guter Vorschlag.
Was nun? Solange ich nichts besseres weiß, verwirklichen wir den Vorschlag? Das kann es doch wohl nicht sein. In diesem Forum immer wieder gern vertreten, dennoch dadurch nicht richtiger. Etwas kann für falsch befunden werden, ohne daß der Kritiker eine bessere Lösung hat. Nebenbei - wie schon so oft - bemerkt: Genauso falsch „Wer nicht für Politiker/Situation/Meinung A ist, ist damit automatisch für Politiker/Situation/Meinung B.“
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