Stiften gehen

oder: „stiftengehen“?
Stiften gehen
Ihr Lieben, das sollte ich nun vielleicht doch
endlich, aber nicht, bevor ich weiß,
„wo“ man da hinkommt"
Dittrich, „Redensarten auf der Goldwaage“
("vielleicht Rotwelsch´") und Röhricht sagen gar nichts dazu. Der Begriff Stift´ für Lehrling oder modern
„Auszubildender“ wurde ja vor kurzem erst hier
besprochen. Eigentlich ja mehr „Kurzer“…
Aber woher KOMMT „stiften GEHEN“
(welch schönes Wortspiel)?
Hat jemand vielleicht ne gute Idee?
Stifte gehen ja normal weniger stiften, oder?
Und nen Orden stiften gehen hinkt wohl auch ziemlich.
Und außerdem: zusammenschreiben, zusammen schreiben
oder nur mit Gewalt auseinander(-)schreiben?
Ich hab nicht mehr lang[e],
aber laß nu lang[e] hängen. Mahlzeit!
Knuddel, Kuddel.

Pst.: habe grade im Archiv gefunden, die Anfrage und
den Beitrag von Petzi und Florian von lamge her.
Vielleicht weiß inzwischen doch einer etwas?
Das MUSS doch eigentlich einfach zu erklären sein!?!

Hi Manni,

wieder in aller Kürze: Man schreibt „stiften gehen“. Der Etymologie-DUDEN kann sich die Herkunft des Wortes nicht erklären – „trotz aller Deutungsversuche“, wie er entschuldigend angibt.

Gruß
Christopher

Hallo Christopher,

auch der KLUGE kann keine eindeutige Herkunft angeben,
sagt aber „aus der Soldatensprache“ und
vermutet "vielleicht zu „stieben“ ".

Gruß
Barney

Servus, Christopher:smile: und Manni,

es gibt doch noch zwei Deutungsversuche
entnommen der Seite der Gesellschft für deutsche Sprache ( http://www.gfds.de )

Zitat:
[GfdS] Die Wendung stiften gehen ist noch nicht (sicher) geklärt. Das Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache von Kluge/Mitzka/Seebold (23. Auflage, 1995) will sie auf mittelhochdeutsch stieben – ›Staub aufwirbeln (auf der Flucht)‹ zurückführen und verweist auf die Soldatensprache seit 1900; anderswo wird sie als unerklärt nur verzeichnet.
Ein Herleitungsversuch von Prof. Dr. Johann Knobloch (Universität Bonn) in unserer Zeitschrift Muttersprache (Heft 5/1978) führt zur Imkersprache: Die Bienenkönigin muss einige Tage im Stock verbringen (dessen Geruch annehmen), danach hat sie die Eier, die wie Stifte aussehen, am Grunde der Zellen abzulegen. Die Wendung stiften gehen lässt sich hier wörtlich verstehen; später wurde sie übertragen und allgemein gebraucht, Jahrhunderte vor der Verwendung dieser Redensart in der Soldatensprache bzw. der Umgangssprache.

Lieben gruss, jenny

2 Like

Hallo Manni!

Scheint ja wirklich ein interessanter Ausdruck zu sein -
In unserer Gegend wurden früher, als die Leute noch arm waren und von dem leben mussten, was der Boden hergab, Kinder „ausgestiftet“, d.h. sie wurden zu Familien gegeben, die solche Kinder ernähren konnten (gegen Arbeit natürlich), meistens waren Kinder lediger Mütter davon betroffen.

Der Begriff `Stift´ für Lehrling
Aber woher KOMMT „stiften GEHEN“

Lehrlinge mussten nach Abschluss ihrer Lehre ja auf Wanderschaft gehen, nicht wahr? Also auch „weg gehen“ - vielleicht lässt sich da eine Sinnverwandtschaft zu „ausstiften“ herstellen? Ist mir nur mal so durch den Kopf gegangen und da geht öfter auch wirres Zeug durch :smile:

… der Grimm gibt auch nicht viel her

:wink: Helene

Hallo !

Schuhe werden schon immer mit Stiften genagelt.
Diese Stifte werden heute verdeckt durch die Sohle, die geklebt wird. Früher waren die Stifte zu sehen. Sie waren aus Holz und liefen mit der Sohle ab.

Der Spruch „Stiften gehen“ bedeutet „weglaufen“. Sieht man jemanden weglaufen, so sieht man seine Schuhstifte.

Vielleicht ist das die Herkunft.

mfgConrad

Stiefelstifter?
Hallo, Barney, das „stieben“ hatte ich schon gesehen, und Conrad, warum ist die Redewenungn nicht IRGENDWIE in den Sprint gegangen?
„mussidenn…“, liebe Helene, klingt mir sehr stifterisch „zum Stehdele hinaus“, und wann kehr´n wir wieder ein bei Dir?
Das Lied hat mir übergens Elvis sympathisch gemacht.
Aber wieso sollten denn „Stifte stiften gehen“, vor der eigentlich bWalz?

Stifterstiefel?

„stiefeln“ vielleicht, ähnlich wie in „sich so gaaaaanz allmählich (in Wirklicher Bedeutung rasant! sort of not amused understatemant) verziehen“?
Verwandt vielleicht mit engl. „step off from“?
Erinnert mich daran, wie ich mich manchmal erstmal gaaaanz langsam wegrühre, immer die Loi, ähem, den Löwen fest im Auge, und denn, erstmal in richtiger „Sprungstellung“ hopp und weck, pardon, weg!

T.J. Hoad (Engl. Etymology) schreibt noch zu stifle´ (neben dem ersticken´): "joint at the junction of the hind leg and the body of a horse, etc, XIV. of unkn. orig. „XIY.“: century!
Damit ist wohl eine Art Sprunggelenk´ gemeint beim Pferd. Helft bitte, liebe Profi-Anglisten! Bei Wasserzieher ("Woher") ist auch noch ein Hinweis auf die holländische Variation "stichten" stiften´ zu finden.
(dies f/ph/gh ch findet man ja auch in engl. laughter´ = Lachen) Und in KneCHt´-knight´ kneiFen´
Haben wir hier vielleicht auch eine Verwandtschaft mit „in See steCHen“???
Eine prinzipielle Frage von mir bzgl. des Herangehens an solche „Rätsel“: Hilft hier überhaupt noch etwas anderes als Phantasie, wo nirgendwo „alles steht“? Und offenbart nicht doch manchmal „reine“ Spinnerei ERST den eigentlichen Sinn von Redewendungen, die „aus dem Bauch entstanden“ sind im Volke, als „Geburtshelfer“? Kommt NICHT bisweilen der „eigentliche Sinn“ eines (auch uralten´) Wortes erst "am Ende" richtig zum Vorschein, zumindest bei Dingen/Eigenschaften/Tuheiten, deren Genese noch im "Wesen" ist? Da spielen denn gerade die Germanisten Geburtshelfer! \*GG\* Da fällt doch gleich mein Gedanke auf das "Werden"-Thema im Fremdsprachenbrett. Frz. devenir´, ital. divenir´, englisch to become´ (without begottery). Man „wird“ irgendwie nicht verantwortlich, zumindest indem man es wird, IST man es, solange bis "die Sache erledigt ist! Man wird dies aber nicht so, wie man errötet, as when we redden, quand on rougi. Don Quixotte combateva contra ruborizarse… (kämpfte gegen sein Erröten, und wurde dadurch erst `richtig´ rot). Meist wird man verantwortlich durch das, was man selber (tun) TUT.
Und das genau in diesem Moment. Aber dessen bewußtwerden dauert oft…
Lieber Krüßße, moin,moin, Kuddel
Naja, aber „stiften gehen“, das ist doch schon fertig, oder?
Weiß denn niemand Rat?

An Abu und Jenny und auch alle
Ausstiften, Einstiften, Anstiften?

Hallo, :smile: Jenny, das mit der Bienenkönigin, bestätigt das mehr als die Etymologie: stiftenstichtenStecken? ich glaube, daß laß ich mal lieber stecken. Dennoch Dank an alle!
Und hallo, Abu (ich hatte euch beide leider „überflogen“ vorhin):
versteht man nicht „aus dem Bauch heraus“ unter „stiften gehen“ sowas wie „irgendetWAS stiften gehen“? Aber was stiften´ da die Stifte´ (Azubis oder auch der Betreuung ledige Kinder), und wem? Naja, sicherlich hat das Teil „stiften“ seine Transitivität verloren. Ähnlich wie ja „wahrsagen“ nichts vorher falsch (gesagtes) erst zu Wahrheit veredelt.
„Scheint ja wirklich ein interessanter Ausdruck zu sein -“
Danke für das überraschende „wirklich“. Entwirre ich allmählich?
„In unserer Gegend wurden früher, als die Leute noch arm waren
und von dem leben mussten, was der Boden hergab, Kinder
„ausgestiftet“, d.h. sie wurden zu Familien gegeben, die solche
Kinder ernähren konnten (gegen Arbeit natürlich), meistens waren
Kinder lediger Mütter davon betroffen.“
Lieber Abu, da interessiert mich doch sehr, von welcher Region du sprichst, wo man dieses Verfahren „ausstiften“ nennt. Eher verständlich wäre für mich hier „einstiften“, dies auch als einen sprachlichen Bogen spanmnend zum Bodenertrag („Rübenstechen“, ich bin hier nicht sicher).
Vielleicht bringt eine tiefere Beleuchtung von „anstiften“ Näherungen?
Puuuh: „stiften gegangen“!!!??? Klar: weg! Aber wie SO?
Liebe Krüßße an alle, Kuddel (`Kurt´ ist der trk. Wurm UND Wolf)