die Frage neu aufgegriffen
Hi Anwar,
(übrigens anders als im Iran,
wie Du richtig hervorhebst… aber das ist ein Problem im Iran
und nicht im Koran).
Also, was die rechtsextreme Regierung in Österreich oder die
Spacken im Iran sagen, hat nichts mit dem Koran zu tun.
Tatsächlich sind in den von Dir zitierten Suren zu tun, in
denen, um es nochmal zu sagen, es um eine Bekleidungsregelung
für - und NUR FÜR - Muslimas geht. Es handelt sich also
NICHT um einen Zwang für alle Personen, was genau das ist, was
Letwin meint.
denn sowohl
in Deutschland, als auch im Vereinten Königreich ist es
verboten (ja, unter Strafe verboten) nackt herumzulaufen - was
ja auch eine Bekleidungsvorschrift - und diesmal wirklich eine
Vorschrift, da mit Strafen belegt - darstellt.
Diese Argumente sind wohl allesamt korrekt, aber bleibt da nicht ein Rest, der damit nicht abgedeckt ist?
Abgesehen von der Minimal-Vorschrift der Bedeckung der primären Geschlechtsmerkmale -und sogar da gibt es Ausnahmen- gibt es wohl in X (offene Gesellschaft, freie Welt, Westen, Gottlose, Dekandente, suchdirwasaus) keine schwer umgehbaren positiven Bekleidungsvorschriften (die besagen was zu tragen wäre), nur negative (die besagen, was nicht getragen werden darf; Insignien der Macht, bestimmte Symbole, etc.), während es in Y (islamische Länder, islamistische Länder, einige Länder des Nahen Ostens, patriarchalistische Gesellschaften, suchdirwiederwasaus) diese positiven Bekleidungsvorschriften gibt; entweder vermittelt über den Staat (z.B. Saudi-Arabien), oder vermittelt über gesellschaftliche Einheiten wie etwa die „Familie“; also über Einheiten, die prinzipiell hier in unseren Breitengraden ebenfalls Bekleidungsvorschriften aufstellen, denen man sich hier aber wohl (?; Hypothese) deutlich leichter entziehen kann.
Von daher sehe ich in Letwins Aussage:
Letwin, führender Kopf der konservativen Tories, kritisiert Straws Aussagen mit den Worten, es sei eine gefährliche Doktrin, Menschen vorschreiben zu wollen, was sie anzuziehen hätten.
durchaus eine ungewollte „Rekursion“, denn (staatliches) Nicht-Vorschreiben heißt durchaus faktische Affirmation (durch Nicht-Einschreiten) der wohl ziemlich unleugbar existierenden (familialen, religiösen, gegenöffentlichen) positiven Bekleidungsvorschriften.
[Dein Argument der zwanglosen freien „Selbstvorschreibung“ teile ich nicht, weder auf die Muslima bezogen noch auf den Krawattenzwang, oder sonstige handlungsleitende Institutionen]
@Heinrich: die „Rekursion“ sehe ich selbst in Letwins Aussage gegeben, aber als falsche Rekursion, weil m.E. zwischen negativen und positiven Bekleidungsvorschriften zu unterscheiden ist, was Letwin als typischer Konservativer ausblendet;
Straw will eine negative Bekleidungsvorschrift errichten, keine positive, seine Doktrin ist grundsätzlich anders als die der „Verschleierer“, eine korrekte Rekursion ist daraus also gar nicht herstellbar.
Viele Grüße
Franz