Liebe Fabienne,
hier aus dem bereits zit. www.aphorismen.de jeweils ein Gedicht zu den fehlenden Monaten (hättste mal gemacht, was Diana gesagt hat…
:
Also:
Geborgt wird nur einmal im Jahr,
und zwar am 30. Februar.
Alte Bauernregel
Märztag
Wolkenschatten fliehen über Felder,
blau umdunstet stehen ferne Wälder.
Kraniche die hoch die Luft durchpflügen,
kommen schreiend an in Wanderzügen.
Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen
überall ein erstes Frühlingslärmen.
Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder
kurzes Glück träumt durch de weiten Länder.
Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen,
wollt’ es halten, mußt’ es schwimmen lassen.
Detlev Freiherr von Liliencron Deutscher Lyriker des Impressionismus
Was tut wohl die Rose zur Winterszeit?
Sie träumt einen hellroten Traum.
Wenn der Schnee sie deckt um die Adventszeit,
Träumt sie vom Holunderbaum.
Wenn Silberfrost in den Zweigen klirrt,
Träumt sie vom Bienengesumm,
Vom blauen Falter, und wie er flirrt…
Ein Traum, und der Winter ist um!
Und was tut die Rose zur Osterzeit?
Sie räkelt sich, bis zum April.
Am Morgen, da weckt sie die Sonne im Blau,
Und am Abend besucht sie der Frühlingstau.
Und ein Engel behütet sie still
Der weiß ganz genau, was Gott will! -
Und dann über Nacht, wie ein Wölkchen, ein Hauch,
Erblüht sie zu Pfingsten am Rosenstrauch.
Mascha Kaléko
deutsche Schriftstellerin
A Raupn wird zum Schmetterling.
A Maikäfer war Engerling.
A Kaulquapp wird zum Frosch grasgrün.
Was wird am End denn uns nu blühn?
Hermann Lahm
Noch einmal
Noch einmal fällt in meinen Schoß
die rote Rose Leidenschaft;
noch einmal hab’ ich schwärmerisch
in Mädchenaugen mich vergafft.
Noch einmal legt ein junges Herz
an meines seinen starken Schlag;
noch einmal weht an meine Stirn
ein juniheißer Sommertag.
Theodor Storm
Julinacht an der Gedächtniskirche
Die Dächer glühn als lägen sie im Fieber.
Es schlägt der vielgerühmte Puls der Stadt.
Grell sticht Fassadenlicht. Und hoch darüber
Erscheint der Vollmond schlecht rasiert und matt.
Ein Kinoliebling lächelt auf Reklamen
Nach Chlorodont und sieht hygienisch aus.
Ein paar sehr heftig retuschierte Damen
Blühn bunt am Hauptportal vorm Lichtspielhaus.
Laut glitzern Fenster auf der Tauentzien.
Man kann sich herrlich ziellos treiben lassen.
Da protzen Cafés mit dem bißchen Grün
Und geben sich nebst Efeu als Terrassen.
Zuweilen weht ein kleiner Schlager hin.
Gehorsam wippt es unter allen Bänken.
Ein altes Fräulein senkt das welke Kinn
Und muß an längst vergangne Liebe denken.
Wie seltsam, daß jetzt fern noch Dörfer sind,
In denen längst die letzte Uhr geschlagen,
Da noch zu lauten, nutzlos langen Tagen
Uns selbst die schönste Sommernacht gerinnt…
Mascha Kaléko
Im Sommer
Dünnbesiedelt das Land.
Trotz riesigen Feldern und Maschinen
Liegen die Dörfer schläfrig
In Buchsbaumgärten; die Katzen
Trifft selten ein Steinwurf.
Im August fallen Sterne.
Im September bläst man die Jagd an.
Noch fliegt die Graugans, spaziert der Storch
Durch unvergiftete Wiesen. Ach, die Wolken
Wie Berge fliehen sie über die Wälder.
Wenn man hier keine Zeitung hält
Ist die Welt in Ordnung.
In Pflaumenmuskesseln
Spiegelt sich schön das eigne Gesicht und
Feuerrot leuchten die Felder.
Sarah Kirsch
September an der Nordsee
Grauer Himmel, graue Welle,
tote Boje, Federbälle.
Nachsaison der Menschheit.
Campingreste, Sandruinen.
Gänsehäute, Windkabinen.
Mensch, tut mir der Mensch leid.
Nein, Herr Wirt, mir keinen Klaren.
Warum bin ich hergefahren?
Ist es denn zu fassen?
Sei beweint, mein See in Kärnten.
Alle reisen, die nichts lernten.
Gott hat mich verlassen.
Werner Schneyder
[…]
Oktober
Der Sommer liegt in letzten Zügen
Sonne bäumt sich kaum noch auf
dumpfe Ahnung
beschleicht die Seele
Vergänglichkeit
nimmt ihren Lauf…
Hans-Christoph Neuert
Wie läßt sich der November an?
So sanft, wie er es kaum getan.
Ein leiser Wind, ein milder Hauch,
und kleine Blumen blühen auch
im Grase hier und dort. -
Und auf den Gräbern, streng und starr,
welkt, was noch heute im Leben war
Carl Peter Fröhling
Team: Urheberrechtsverletzung gelöscht