„stolz“ ist vielleicht nicht das richtige Wort. Du kannst dich - so würde ich es formulieren - glücklich schätzen, in Anbetracht dessen, was es im reichen, überglücklichen und fortschrittlichen Mitteleuropa des 3. Jahrtausends eben auch gibt (Geringverdiener, Arbeitslosigkeit, Menschen, die wegen Krankheit oder Behinderung nie am Erwerbsleben teilnehmen konnten, leerstehende Läden und Altersarmut). Das Problem ist nur, wenn wir uns glücklich erst schätzen, sind wir es oft nicht. Wer schätzt, vergleicht, mit anderen, denen es besser oder schlechter geht, mit dem eigenen Befinden vor drei oder acht Jahren. Wer im „flow“ ist, hat weder Anlass noch Zeit zu vergleichen. Und am „flow“, denke ich, mangelt es.
In der Analyse gebe ich FBH recht: Es muss schön gewesen sein, am Wiederaufbau mitzuwirken. Wer den 2. Weltkrieg halbwegs unversehrt überstanden hatte, konnte „sich etwas aufbauen“, wie das heute individuell und kollektiv kaum noch möglich ist.
In meinem eigenen Fachbereich (Bio) würde ich eher noch weiter zurück gehen. Die Kollegen in den vergangenen Jahrhunderten hatten die Möglichkeit, mit ganz einfachen Mitteln bedeutsame Entdeckungen zu machen. Heute sind dafür wahnsinnig teure Laboratorien erforderlich, und dann kommt oft trotzdem nicht viel dabei raus …
… natürlich profitieren wir heute von den Entdeckungen, die damals gemacht wurden (Antibiotika, Nahrungsmittelkonservierung u.s.w.), aber nicht alle wollen nur profitieren …
Um noch mal auf den Titel zu kommen: Glück (gehabt) haben und glücklich sein sind natürlich nicht dasselbe.
FG myrtillus