Liebe/r Do,
Sie hat klar und eindeutig verzettelt gesagt - und ich sehe
darin schon einen Unterschied, was ich höre und was du sinngemäß
draus machst.
wenn du das anders sehen willst, bleibt
dir das selbstverständlich zugestanden.
Was aber nichts an meiner grundsätzlichen
Frage ändert. Die hat ja nur bedingt damit
zu tun.
Für mich ist verwässern und verzetteln auch noch was
Verschiedenes.
Für mich auch und ich sagte bereits wie ich das
gemeint habe! Außerdem bedeutet dieses in
„Anführungszeichen“ setzen ja genau, dass man es
nicht wortwörtlich meint! Du erinnerst schon
an religiöse Dogmatiker, die einem Anderen
eben partout etwas unterstellen, ohne
sich die Mühe zu machen, diesen verstehen zu wollen!
Aber lass uns jetzt wirklich in medias res gehen,
statt diesen sinnlosen Spitzfindigkeiten die Macht
zu geben uns zu „verzetteln“ und die Qualität der Diskussion
zu „verwässern“.
Dazu hat sich Frau Demirkan genau geäußert: Junge Menschen
brauchen für ihre Orientierung Halt und die Gemeinschaften und
Gruppen, die sich anbieten und andienen und um sie werben,
benutzen sie oftmals für ihre Zwecke.
Das mag ja sein, in diesem Falle aber geht es nicht
um junge Menschen, sondern um reifere, die an einem
Punkt angelangt sind, an dem man nicht mehr geführt
werden muss, sondern selbstbestimmt agiert.
Und bevor du wieder widersprichst: ich habe diese
Fragen gestellt!
Dazu müsste man dann eben sehen, dass jede Gemeinschaft so
etwas wie eine Religion hat, man nennt sie nur Ideologie, aber
es ist Religion. Nämlich weil Religion gemeinschaftsbildend
ist, durch ihre Riten und Gebräuche, ihre Werte und ihre
transzendente Ideen.
Die Religionen verlieren doch mehr und mehr an
Bedeutung, jedenfalls in unserer Zivilisation
und Kultur. Ein Blick in die leeren Kirchen,
Priestermangel etc. sprechen eine klare Sprache.
Und die anachronistische Quintessenz ihrer
Inhalte wird sich irgendwann nicht mehr
aufrecht erhalten lassen.
Es ist natürlich eine seltsame Vorstellung man könne irgendwas
erreichen, in dem es keine Unklarheiten gäbe.
Weshalb seltsam? Gerade Unklarheiten führen
zu falschen Schlüssen:
Wenn die Prämisse falsch oder unklar ist,
müssen auch die Konklusionen falsch oder
entsprechend unklar sein.
Und wenn
Menschen, gleich welchen Alters keinen Halt haben, sind sie
haltlos und damit verwirrt.
Und wenn verwirrte Leute, die selbst nicht klar
sind, anderen „Halt“ geben wollen, was ist dann
wohl das Resultat? Ich verzichte jetzt aber auf
„spitzfindige“ Beispiele.
In der, wie auch immer man das
wertet, Weise wie Religion Sinn stiftet, haben die Religionen
auch selbst ihren Sinn -
Aber nur innerhalb dieser Tautologie.
aber wenn sie da dann konkurrieren,
weil ihnen die Masse an Anhängern wichtig ist, dann
instrumentalisieren sie Menschen und dann brauchen sie für den
inneren Zusammenhalt ein äußeres Feindbild.
Und wer ist dieses Feindbild? Der Andersgläubige,
der Nichtgläubige,…Wer einen inneren Zusammenhalt
durch Abgrenzung sucht, hat kein homozentrisches
Wesen sondern sitzt lediglich in einem selbstgeschaffenen
Gefängnis.
Das einzige was hilft ist der Dialog und die Aufklärung über
die Religionen, die Geschichte und das Wesen dieses
Bedürfnisses nach Transzendenz.
Es waren und sind schon immer die Visionäre,
die die Welt
verändern/t haben. Eben diese, die Transzendenz
ge- und durchlebt haben und nicht nur von
etwas unklarem sprechen, das sie gar nicht kennen!
Das macht ja den Mensch aus,
dass er über sich hinaus gehen muss.
Genau, da sind wir uns einig!
Gruß
Paul