Einbringen ist ja nicht das Thema. Es geht darum, dass dem
Militär bestimmte Ressorts zustehen. Mehrmals hat das Militär
der Politik den Weg vorgegeben. Das lässt sich alles auf
wikipedia lesen. Das ist alles weit mehr als nur
„Mitspracherecht“. Zuletzt hat das Militär 1997 Erbakan zum
Rücktritt gezwungen. Letzteres dürfte die meisten EUlern
freuen, ist aber eben nicht sehr demokratisch!
Kommt drauf an, was man unter demokratisch versteht. Wenn man darunter die Durchsetzung des Volkeswillen versteht, dann war es eine demokratische Aktion. Denn nicht alle Politiker machen das was das Volk will.
Wenn man darunter das System versteht das sich in Europa etabliert hat und das in Europa entwickelt wurde, dann ist es sicher nciht demokratisch.
Erbakan ist glimpflich davon gekommen. Bei einer anderen Aktion des Militärs wurde ein anderer Ministerpräsident Türkeis (Adnan Menderes) sogar gehängt.
Mag ja alles sein, ist aber eben nicht gerade „lupenrein“. Das
Militär sollte in einer Demokratie dazu da sein, den Willen
der Politik (die das Volk repräsentieren sollte) auszuführen.
Wenn das Militär eigene politische Ziele verfolgt, dann gibt’s
einen (möglicherweise blutigen) Kuddelmuddel…
Ja das ist es halt. Das was du in deinen Klammern angegeben hast, das fehlt nämlich meistens.
Das sieht man auch schon an europäischen Staaten (zb Kriege führen auch wenn Volk dagegen ist). Aber dies ist in „armen“ Ländern noch mehr der Fall.
Wenn ein Land arm ist, dann geschieht es öfters, dass Parteien und Bewegungen unter dem EInfluss und Manipulation der „Reichen“ Länder stehen. und wenn du korrupte Politiker hast, und davon hat man in ärmeren Ländern haufenweise…dann führt die Demokratie dazu, dass nciht der Volkeswille im Parlament ist sondern die Interessen von anderen Ländern oder einzelnen Interessengruppen.
Zb der Menderes, der wollte gewählt werden, dem gings um Macht, und dafür musste er das Volk gut stimmen (also den Lebensstandard heben)…dafür hat er aber soviele AUslandsschulden gemacht (bei der USA), dass nachdem er gehängt wurde, die Türkei praktisch in den Händen der USA war. Er war auch ein Populist, vor ihm waren den Muslimen einige Sachen verboten, er hat die Verbote aufgehoben. Aber auf der anderen Seite hat er das Land praktisch verkauft.
Und für solche Fälle ist das Militär halt gut. Sowas wie Hitler könnte in der Türkei gar nicht so weit gehen. Der würde vorher schon durchs Militär ausgeschaltet werden. Hitler hat das Land durch seine Kriege zugrunde gerichtet und (fast) keiner hat sich getraut aus dem Raum des Militärs da einzuschreiten. Da war halt diese Doktrin, Militär gehorcht dem Staatsoberhaupt, kontraproduktiv.
Die Demokratie, wie du sie meinst, kann nur in einem Land funktionieren, der Reich ist, indem es wenige Parteien gibt (wie in D und USA) und in dem die zivilen Organisation soweit ausgebaut sind, dass sie den Staatsoberhaupt kontrollieren können.
Ich denke zb dass sobald in der EU die Länder verarmen, die Sache nicht funktioniert ohne dass das Militär erstarkt und aufpasst.
Und bei dem Türkischen Militär musst du auch beachten, dass das nciht das Militär von irgendwelchen Lateinameriaknishen Staaten ist. Denen gehts nicht um persönliche Macht. Die putschen gegen einen Ministerpräsidenten, und dann wird er vor Gericht gestellt und muss sich für seine Taten verantworten. Das Militär putsch sich aber nicht selbst an die Stelle der Politischen ELite. Sie übergibt meistens sofort ohne Unterbrechung die Macht wieder in die Hände der Politiker.
Es ist nicht so, dass sie gegen das Volk handelt. Wenn du den „normalen Mann auf der türkischen Seite“ fragst, keiner würde dir sagen die Putsche wären nicht richtig gewesen. Weil die Putsche in Zeiten kamen wo die politische Elite eine Politik betrieben hat, die das Land zugrunde gerichtet hätte oder hat.
Das einzig divergierende ist die Sicht bzgl. Islam. Und das liegt nciht an den militärs sondern an der Verfassung. Die Generäle gehören alle einer Generation an, die -wegen der Verfassung- keine islamische Ausbildung hatte und die denken das Islam gleichbedeutend ist mit einem Talibanregime. Aber die jüngere Generation im Militär denken nicht so, wie es die jetzigen Generäle tun. Das heisst dieses Problem wird sich mit der Zeit auflösen.
Dazu braucht man nicht Muslim zu sein, schau dir mal die
Verehrung der amerikanischen Soldaten an, da ist ja auch nicht
anders. Trotzdem ist zwischen dem Soldaten (/Offizier) und der
Institution Militär zu unterscheiden. Wenn die Worte eines
Offiziers in der Bevölkerung hoch angesehen sind, dann werden
sie ihm zustimmen und der Politik dementsprechend die Vorgaben
machen…
Nein. Das ist eben nicht so. DIe Türkei ist mit der USA in der Hinsicht gar nicht vergleichbar. Die USA ist genau die Demokratie, die du meinst und die du hochschätzt. Es ist genau das Gegenteil von der Türkei.
In der Türkei wurden bis zu der jetzigen Regierung alle maßgeblichen Entscheidungen mit dem Militär zusammen getroffen. Obs Krieg ist oder nciht. Es ist nciht nur Bewunderung der toten SOldaten wie es bei der USA der Fall ist.
In der USA hat das Militär keine ENtscheidungsmöglichkeit (weder auf dem Papier noch faktisch) bzgl. Krieg/ Aussen- und innenpolitische Belange.
Wenn der Präsident sagt hüpf dann hüpfen sie. In der USA werden auch die innen- und aussenpolitische Pläne für die Weiterentwicklung des Landes von Zivilen Personen gemacht, in der Türkei sind es immernoch die Militärs.
Also nochmal, hätte die politische Elite in der Türkei freie Hand und das Militär würde nicht über sie wachen, dann gäbe es entweder Bürgerkrieg oder das Land würde auf andere Weise (wie zb bei menderes durch Ausverkauf) zugrunde gehen. Also wenn man so eine Demokratie haben will, dann müssen in einem land auch die Voraussetzungen gegeben sein. Du musst dafür eine politische ELite haben, die nciht korrupt ist und die intellektuell in der Lage ist, das Land ohne Ausverkauf voranzubringen.
By the way sowohl Menderes als auch Erbakan sind „islamisch“ orientierte Politiker gewesen, deshalb gewinnen einige den Eindruck, die Putsche gegen sie, wären die Folge des Streits Laizismus- Islam.
Aber in beiden Fällen war es nur vordergründig so. Bei Menderes war es die proamerikanische Politik durch Ausverkauf des Landes und Erbakan hat eine Aussenpolitik durchsetzen wollen, die schwere Sicherheitspolitische Risiken für die Türkei hatte.
Erbakan hat sich Iran, Libyen und anderen arabischen Staaten genähert und sich von dem Westen abgewendet.
Das kann man grds. befürworten. Aber die Türkei ist keine Weltmacht. Sie kann nicht frei von der Realität nach eigenen Vorlieben ihre Aussenpolitik bestimmen. Sie steht unter dem Schutz der Nato der USA, ohne dies wäre sie nicht überlebensfähig. Das heisst sie muss ihre aussenpolitik schon ein bisschen an der USA richten.
Zb die jetzige Regierung macht es richtig. Sie öffnen sich den arabischen Nachbarstaaten ohne sich dem Westen zu verschließen. Das sind auch genau die, die aus der Erbakanpartei rausgingen und eigene Partei grgründet haben, weil Erbakan einfach nicht realpolitisch agierte und damit der islamischen Sache nicht dienlich war sondern im Gegenteil schadete.
MfG