Typisch Regionale Ausdrücke? D/ A / CH / LUX

Servus,

Gruuscht = Krempel, zusammen-/durcheinandergeworfenes Zeug. Die Gruuschtkischta ist die Kiste, die man in jeder ehrlichen Werkstatt findet, wo alles, was man noch irgendwie einmal brauchen könnte, zu finden ist. Heute habe ich im Fahrradladen erfreuliche Bekanntschaft mit einer Gruuschtkischta gemacht: Zuerst hatte mir der Fahrradladenmann gesagt, es gäbe keine Daumenschalter für Umwerfer mit zwei Stufen mehr, weil man entweder drei Kettenblätter oder eine ganz andere Technik habe; vielleicht könnte er noch einen bestellen. Ich war kaum daheim, als er schon angerufen hat: „Ich habe noch einen zweistufigen Daumenschalter gefunden!“.

Im erzählten Fall Ursel ist Oine aus em Herrgott seiner Gruuschtkischta eine, bei der nichts richtig zusammenpasst, überall harzet es: Sie ist halt zusammengestellt aus den Teilen, die grad noch zu finden waren.

Die Geschichte von der Allgäuer Schöpfung habe ich hier schon öfter einmal erzählt, da kommt es auf einmal mehr nicht an:

Bei der Allgäuer Schöpfung hat der Herrgott Adam und Eva nicht aus Scherben gemacht, sondern aus Holz. Als er jetzt den Eichenkloben für den Adam grob zugehauen hatte, wurde es Mittag und der Schöpfer begab sich zur Suppe und hernach zur Siesta. Wie er jetzt weiter schaffen wollte, musste er sehen, daß sein Adam die ganze Zeit in der Sonne gestanden hatte, der grob behauene Kloben war voller Risse und Schrunden. Er besah sich den Schaden und sagte: „S’ Futtkeia dät me kränka - s’ischt scho-n-e-n-Arbet gsei. Abr en Menscha git sällar Kloba schandahalber ou nummameh. Ah wa, nochat mache halt en Allgaier drvo!“

In diesem Sinne

MM

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Hi,

wenn man das so weit zusammenfassen will, bleiben drei
Sprachen: Schwäbisch, Fränkisch und Alemannisch für
Württemberg, Fränkisch und Alemannisch für Baden.

Gehört Pfälzisch (Kurpfälzisch) zu Schwäbisch, Alemannisch oder Fränkisch?

Sangoma

Servus,

in dieser relativ groben Zusammenfassung gehört es zum Fränkischen, grade wie das Mittelfränkische, das Rheinfränkische und das Hohenloher Ostfränkische, die allesamt in Baden-Württemberg zu finden sind.

Wenn man von Mannheim bis Karlsruhe wandert und dem Volk aufs Maul schaut, sieht man deutlich, wie grob so eine Zusammenfassung der Sprachfamilien ist. Andererseits müsste man sonst ohne jede systematische Nomenklatur auskommen, weil bereits das Filsbächer Kurpfälzisch mit seinen Einflüssen einer Industriestadt mit Zuwanderern von Lautern bis Heilbronn sich vom Handschuhsheimer Kurpfälzisch durchaus unterscheidet.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

hier eine schöne Karte zur ungefähren Verbreitung der deutschen Dialekte

http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/b…

Übrigens ist Schwäbisch eine Unterart von Alemannisch.
Genauso wie Südbadisch, Elsässisch, Schweizerdeutsch und Vorarlbergisch.
Und mit Schwäbisch meine ich hier nicht nur den Teil in Württemberg, sondern auch Bayerisch-Schwaben bis zum Lech inklusive Allgäu.
(das am längste von einer fremden Macht okkupierte Gebiet Europas).

Gruß
Lawrence

Servus,

Übrigens ist Schwäbisch eine Unterart von Alemannisch.

aber eine im Vergleich zu den andren genannten ein bizzle arg lautverschobene. Da hat bestimmt einer vom Bosch daran herumgemacht.

Schöne Grüße aus der römischen Besatzungszone

MM

Hallo,

aber grade nur so viel lautverschoben, dass der gemeine Schwabe für das schweizer Fernsehen weder Untertitel noch Simultandolmetscher benötigt, weil sich viele Ausdrücke dennoch in urschwäbischen Dialekten erhalten haben.

Gruß vom Limes diesseits der Barbaren
Lawrence

Hallo,

ich habe jetzt nicht alle Antworten gelesen:

Für’s Schwäbische fällt mir spontan das Wort „fei“ ein. Schwaben verwenden es recht oft und wissen meist nicht, wie sie es in einem hochdeutschen Satz bedeutungsgleich ersetzen könnten.

In den allermeisten Fällen läßt sich „fei“ mit „aber“ ersetzen und wird gerne als irgendwas verstärkendes genutzt oder um etwas hervorzuheben.

Außderm werf ich noch ein „ha no“ in die Runde:
http://www.altwuerttemberg.de/schwaebisch/default.as…!?

Grüße
Didi

Hiho,

vom Ha no zum Ha noi haben wir uns bereits vorgearbeitet. Mit der Erkenntnis, daß Halle Neustadt auch so heißt.

Ich hab mir grad Mühe gegeben, zum „fei“ => „aber“ eine Ausnahme zu finden, und muß bruttelnd zugeben, daß das zu funktionieren scheint, auch wenn es auf den ersten Blick eigenartig anmutet. Man muß halt Obacht geben, daß man es nicht lexikografisch auffasst; umgekehrt „aber“ => „fei“ goht dann fei et!

Nicht daß dann so eppes herauskommt wie im „Lieben Augustin“, wo die Sommerfrischlerin aus England, die aus allem Gehörten und Aufgeschnappten ein Glossar notiert, den Augustin fragt: „Sind Sie vielleicht ein Depp?“ - weil sie glaubt, „Depp“ hieße „Bergsteiger“: Sie hat angesichts eines Alpengipfels einen Ansässigen gefragt, ob man da denn hinaufsteigen könne, und die Antwort war „Den Deppn möcht i sehn, der wo do aufegeht!“

In diesem Sinne

MM

Hallo!

Ich hab mir grad Mühe gegeben, zum „fei“ => „aber“ eine
Ausnahme zu finden, und muß bruttelnd zugeben, daß das zu
funktionieren scheint, auch wenn es auf den ersten Blick
eigenartig anmutet.

Ich hab was für Dich:

„'S isch fei schau drui, mr soddet gau gau!“

(Hochdeutsch: Es ist … schon drei (Uhr), wir sollten bald gehen!)

Da passt das „aber“ ganz bestimmt nicht, eher noch „übrigens“.

Man findet bei Wikipdia fei auch etwas über dieses Wort, und zwar im Artikel über Partikel (hübscher Reim und nichtmal beabsichtigt …):

„fei“ markiert in oberdeutschen Dialekten einen Hinweis des Sprechers, der im Hochdeutschen unmarkiert bleibt. (= Achtung! Falls du es noch nicht weißt, pass auf, was ich dir jetzt sage; „Des is fei wichtig!“.)

Michael

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Hallo!

Deinen Artikel betreffend, wäre es sicherlich hilfreich, so manche österreichische Lieder (mir fällt spontan „hupf in Gatsch“ ein) nach interessanten Wörtern zu durchforsten. Um beim Beispiel von „Hupf in Gatsch“ von Wolfgang Ambros zu bleiben, einige Auszüge:

Alleine bereits der Titel des Liedes, die Redewendung „Hupf in Gatsch“ (Hüpfe in den Schlamm/Matsch), soll eine Aufforderung sein, sich bitte zu entfernen. Gleichzusetzen mit „verpiss dich“, „hau ab“ oder auf gut Österreichisch „schleich di“.
Nun aber zum Liedtext:

A Hackler foaht mit’n Moped
vom Heurigen nach Haus’
isst Kirsch’n zwen’gan Mundgeruch
und spuckt die Kerne aus
Hackler - Arbeiter

auf amoi kummt a Spuatwog’n
drin’ sitzt ein feiner Herr
der g’riagt an Kern ins Äug’l
und fäu’t natürlich sehr
fäun - stinken, schimpfen(wie in diesem Falle)

schon bei der nächsten Kreizung
holt er des Moped ein,
und schreit in seiner Gach’n
sie sind vielleicht ein Schwein
Gach’n - Zorn, Erregtheit („gach“ bedeutet soviel wie rasch/schnell, z.B. „hüf ma gach“ - hilf mir mal schnell)

sie Ungust’l sie schiacha
der Hackler g’riagt an Hoss
er spuckt in letzten Kern aus
und sogt zu eahm wass’t wos…
Ungust’l - unguter/ungangenehmer/widerlicher Mensch
schiach(a) - hässlich(er)

Hupf in Gatsch
und schlog’ a Wölln
oba tua mi do net quö’ln
Hupf in Gatsch
und gib a Ruh,
sonst schliess ich Dir die Augen zu…
Hupf in Gatsch - hau ab, verpiss dich (Redewendung)
schlog’ a Wölln - schlag eine Welle (dient hier zur Bekräftigung und Verbildlichung der vorangegangenen Redewendung)

so an Oamutschgal wie Dir schenk’ ich an Schülling
oda na i gib da zwa donn bist a Zwülling,
wö aner allan konn doch net so deppert sein,
Hupf in Gatsch und grob di ein…
Oamutschgal - bemitleidenswerter Mensch (oft auch sarkastisch verwendet)

Wie er daun später z’haus kummt
liegt seine Frau im Bett
sie mocht a Batz’n Schnoferl ,
und sagt: Bist wieda fett
z’haus - nachhause („i geht z’haus“ - ich gehe heim/nachhause)
a Batz’n - viel, groß
Schnoferl - beleidigter Gesichtsausdruck
a Batz’n Schnofer - sehr beleidig sein
fett - betrunken (wird auch oft noch bildlich ausgeschmückt. z.B. „wie ein Radierer“, „wie a Häusltschick“, „wie a Paarl Blunz’n“)

Das war eben nur ein Beispiel von vielen… Davon gibt es garantiert in jedem Dialekt sehr viele, die einen Anreiz zum Übersetzen oder Erklären geben könnten.

lg
Botrytis

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Servus, Botrytis,

wäre es sicherlich hilfreich, so
manche österreichische Lieder (mir fällt spontan „hupf :in Gatsch“ ein) nach interessanten Wörtern zu durchforsten.

Wie ich oben schrieb…das hieße jetzt hier ein Faß ohne Boden aufzumachen. Ich glaube, es ist leichter, auf ganz konkrete "Übersetzungs"wünsche einzugehen, als hier quasi ein Wörterbuch einzurichten…*lach*.

Außerdem finden sich zu den meisten Anfragen auch schon genügend Artikel im Archiv, so dass man www durchaus - neben den vielen Wörterbüchern (real und Netz) - auch als solches benutzen könnte.

Nur als Beispiel:

http://www.wer-weiss-was.de/app/search?q=wienerisch

Und da gibts noch viele mehr unter speziellen Stichwörtern, wie z.B. Liedertexte oder Gedichte.

Aber damit es nicht langweilig wird und auch was „zum Üben“ gibt:smile:), hier ein Liedtext, den man durchaus auch als Übungsprogramm „Wienerisch für…“ nennen könnte:smile:)

Ein echtes Wienerlied
Roland Neuwirth

_Er hat an Abgang gmacht,
Er hat die Patschn gstreckt,
Er hat a Bankl grissn,
er hat se niedaglegt,
Er hat se d’ Erdäpfel von unt angschaut,
Er hat se sozusagn ins Holzpyjama ghaut.

Er hat die Bock aufgstellt,
Er hat an Wuaf angsagt,
Er hat se d’ Schleifn gebn,
Er hat die Stufn packt,
Er is umegstandn,
Er hats umebogn
Er is als arme Sööö zum Petrus aufe gflogn.

Er hat se abelassn, wia des so schee haßt,
Er ist nachschaun gangen, ob der Deckl paßt,
Zerst hams eam außetragn mit de Fiaß voran,
Jetzt lacht er si statt d’ Madln drunt die Wirma an._
Lieben Gruß aus Wien, jenny

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Hoi Martin,
des hoisst fei Moleschda (vom französischen moleste??)
und: Kennst Du Klabusterbeeren? Aber da weiss ich nicht, ob das schwäbisch ist.
Gabi

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Servus,

Malesche (von frz. malaise) stammt aus dem Niederdeutschen Sprachraum, die Klabusterbeeren vermutlich auch („klabustern“ = an was herumfrickeln, könnte mit der Entfernung der K. zu tun haben). Man erkennt sofort an der Lautfolge s-t, die es im Schwäbischen nicht gibt, daß der Begriff aus anderen Gegenden stammt.

Molestieren = belästigen und alles, was da so mit dran hängt, kommt unmittelbar aus dem Lateinischen molestare und gehört nicht zu den französischen Wörtern im Schwäbischen aus der Franzosenmode des 19. Jahrhunderts wie Kanebee, Potschamber, Pödäderle, pussiera etc. etc.

Schöne Grüße

MM

Wie verwendet ihr Gruutschikista. (-> bzw. Bedeutung)

Im Schwäbischen heißt es nicht Gruu tsch -, sonder
Gruu scht -.

Grüß Dich Kreszenz,
das mit dem „Grutsch“ war sicher ein Tippfehler. So weit ich es im oberbairischen und Südtirolerischen kenne (bitte berichtigt mich wenn ich
da falsch bin) heißt es Gruschkistn oder Grusch(t)kischtn. Beim „t“ nach „Grusch“ bin ich mir net sicher. Im oberbairischen Raum kenne ich es eigentlich ohne „t“ also „der Grusch/Krusch“. Das Verb heißt „gruschig“.
Servus,
Roland

Danke.

Das ‚gell‘ Problem kenn ich, ist auch bei uns in Südtirol
stark vertreten. (Außer in Bozen da heißt’s ‚weisch‘->
weswegen sie vom Rest des Landes schiefe Blicke ernten.)

„Gell“ ist sehr weit in Deutschland verbreitet. Es wird sowohl im süddeitschn und oft auch im mitteldeutschen Sprachraum verwendet.
Hmm, sagt man zu „weisch“ außerhalb von Bozen normalerweise „woasch“? In Oberbayern heißt „weißt“ es im Westen und Südwesten „woasch(d)“ und sonst „woaßt“.
Wenn ich mit „weisch/woasch“ richtig liege, dann könnte es eine an das Hochdeutsche angepasste Mischform sein. Oft will man sich im Großstadtbereich durch „besseres“ Deutsch (mehr Hochdeutsch) ein bisserl hervorheben. Lange Zeit wurde ja Dialekt als unverständliches schlechtes Hinterwäldlerdeutsch abgetan.
Pfiat di,
Roland

Servus Michael,
„fei“ gibt es auch im Bairischen. Es wurde früher wohl auch im Hochdeutschen als „fein“ verwendet. Im Südbairischen scheint es noch als „fein“ vorhanden zu sein
(nach „fein guat“ suchen). Im Gestanzel kommt es auch vor: Ich erinnere mich auch noch an irgendeinen alten Tex…

oT: Artikel über Partikel
Hallo Michael!

und zwar im Artikel über Partikel (hübscher Reim und nichtmal beabsichtigt …)

Wenn der Reim nicht mal (!) beabsichtigt war, dann musst Du doch nicht gleich mit der Grammatik brechen:

Entweder last Du einen Artikel über Partikeln (Plural), oder aber einen Artikel über die Partikel (hierbei rettet der bestimmte Artikel der Partikel den Reim).

Liebe Grüße
Immo

fei(n)
Sagt nicht das Sandmännchen:

„Liebe Kinder, gebt fein acht:
Ich hab’ Euch etwas mitgebracht.“ ?