Inhaltlich teile ich deine Auffassung weitgehend. Allerdings gibt es drei Punkte, die ich an der Kritik verstehen kann und die ich gegenüber der Klinik auch deutlich kommunizieren würde.
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Es war anders vereinbart. Eine Quarantäne, die auf einem Zimmer stattfinden muss, ist kein Spaziergang. Es muss dem Patienten die Möglichkeit gegeben werden, dies frei (!) entscheiden zu können. Es gibt Menschen, die derartiges gar nicht ohne weiteres überstehen würden. Zumal man sich hier in einer psychosomatischen Klinik befindet.
Außerdem reden wir hier auch von einem materiellen Schaden. Bei einer Maßnahme, die auf 3 Wochen, 15 Tage mit Maßnahmen angelegt ist, sind 2 Tage Ausfall 13 %… da darf man wohl noch mitentscheiden dürfen, ob man nicht eine Impfung eher verschiebt… oder in der Klinik organisiert!
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Das Argument, dass Patienten ohne jede Einschränkung aus der Klinik raus und sich im Ort aufhalten dürfen, umgekehrt aber jetzt ein derartiges Gewese wegen der Impfung gemacht wird, sticht. Es scheint nämlich nicht so zu sein, dass man sehr bedacht darauf ist, dass Delta nicht in die Klinik gelangt, sondern man hat einen etwas eigenwilligen Stil gefunden.
Das führt dann zu
- Ein Punkt, den ich bereits unter 1 angesprochen habe: Wir reden hier von einer psychosomatischen Klinik. Für diese gilt, dass sie sich gefälligst und zuvörderst um das psychische Wohl der Patienten zu kümmern hat, mindestens aber dieses nicht aus den Augen verlieren darf… Das noch weniger, als es somatische Abteilungen tun dürften.
Die Klinik betätigt sich mit dieser Art der auch unter neutraler Betrachtung in Teilen willkürlich wirkenden Maßnahmen und dem rigorosen Umgang auf der anderen Seite als Treiber, was bestimmte psychosomatische Erkrankungen angeht. Sie kann ihre Patienten damit gesundheitlich Schädigen und das auch noch an dem Teil Gesundheit, für den sie verantwortlich ist.
Damit kommen wir zu einem ganz wichtigen Punkt der vergangenen 1 1/2 Jahre: Es ist nicht alles Corona! Das hat nichts mit Querdenkerei zu tun. Aber es kann und darf nicht alles erlaubt sein, nur weil wir Corona haben. Es dürfen auch nicht andere Aspekte völlig ignoriert werden, nur weil wir Corona haben. Diese Klinik benimmt sich nach 1 1/2 Jahren noch genauso unreflektiert panisch, wie sich Einrichtungen im vergangenen Jahr April und Mai benommen haben. Damals noch bedingt verständlich, heute aber ein NoGo.
Ein Freund von mir hat Ende Mai vergangenen Jahres vor seiner Tür im Rettungswagen gelegen mit Schlaganfall … 45 lange Minuten, weil man in einer Großstadt wie Berlin mit hoffnungsloser Überversorgung keine Klinik gefunden hat, die ihn aufnimmt. Das nicht etwa, weil es bei ihm Anlass für Verdacht auf Covid gab.
Für den Bereich Psychosomatik ein anderes Beispiel ebenfalls aus dem Berliner Raum: hier hat eine Klinik einige Wochen später einfach Patienten von einem Tag auf den anderen, nein, innerhalb von nicht mal 1 h vor die Tür gesetzt, rausgeworfen, mitten in der Therapie aus einer psychosomatischen Akutklinik, dort liegt man nicht wegen Pillepalle. Weil irgendein Patient positiv getestet worden war. Menschen in akuter psychischer Notlage - schon vorher. Darunter Patienten, in deren Biografie suizidale Phasen bekannt war.
Das Thema Corona muss unbedingt ernst genommen werden. Aber deshalb darf der Blick für anderes nicht verschlossen und Covid zum Totschlagargument (sic!) werden.