Uebersetzungen: Allgemeines

Hallo Leute

Ein Blick auf diesen Thread
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
diene als Grundlage meiner Frage.
Carl bittet dort, wenig von der Kunst des Uebersetzens wissend, ganz
unbedarft um die Uebersetzung eines Liedtextes, und lyrisch solle sie
sein, wenn’s nicht allzuviele Umstaende mache.
Ich weise ihn drauf hin, dass dies schon eine Stunde dauern koenne,
worauf Eklastic ihr Erstaunen darueber ausdrueckt, dass ich mit so
wenig Zeit auskommen wolle. Ruhen muesse die Uebersetzung sogar und
ueber Tage reifen.
Jetzt habe ich dem armen Carl seine Bitte erfuellt und finde das
Ergebnis nicht besonders lyrisch, aber den Quelltext auch nicht.
Ich stehe auf folgendem Standpunkt:
Denken wir uns zwei Menschen, die sich nur in einer einzigen
Eigenschaft unterscheiden: Der eine (SA) ist in einem Land der
Sprache A aufgewachsen und der andere (SB) in einem Land mit der
Sprache B. Entsprechend sind ihre Muttersprachen verschieden und
ebenso ihr kultureller Hintergrund. Ansonsten seien sie aber von
gleichem Temperament, haben die gleiche Bildung etc.
Die ideale Uebersetzung eines Textes aus der Sprache A in die Sprache
B ist nun die, die in SB dieselben Assoziationen und Emotionen
hervorruft, wie in SA, wenn dieser den Text in der Sprache A liest.

Die beste Uebersetzung ist die, die der idealen am naechsten kommt.

Es ist klar, dass diese Definition ein Gedankenexperiment bleiben
muss, denn SA und SB gibt es nicht. Aber das Ideal ist ja immer etwas
Unwirkliches und doch leitet es uns zu grossen Taten und Werken.

Aus dieser Anschauung heraus folgt auch, dass eine Uebersetzung nicht
besser sein darf als der Quelltext.
Jetzt schliesse ich den Bogen: Uebersetze ich das englische Lied in
eine poetisch sehr anspruchsvolle Weise, dann ist es keine
Uebersetzung mehr, sondern eine eigene Dichtung auf Grundlage des
englischen Liedes. Damit rechtfertige ich die Schlichtheit meiner
8-Minuten-Uebersetzung - sie ist so niveauvoll wie das Original.

Ich wuerde gerne etwas darueber diskutieren.
Zu meinem Hintergrund, was das Uebersetzen angeht: Ich habe an der
Uni einen Uebersetzungskurs Spanisch->Deutsch besucht, in welchem wir
Texte aller Art uebersetzt haben: Gedichte, Prosa, Fachtexte.
Ich schreibe dies nur, um mitzuteilen, dass ich mich mit der Kunst
des Uebersetzens theoretisch und praktisch befasst habe, dabei gar
nicht so schlecht war (genaugenommen sogar der Beste im Kurs), und
viele der Fallen und Schwierigkeiten kenne. Trotzdem moechte ich -
immer bestrebt, dazuzulernen- die Meinungen anderer Forumsmitglieder
zu meinen Ausfuehrungen und zu meiner Lieduebersetzung erfahren, die
sich auch mit Uebersetzungen befassen, oder vielleicht sogar damit
ihr Geld verdienen.

Viele Gruesse, Tychi

Hallo Tychi,

ich melde mich nur zu einem Punkt.

Die Qualität der Übersetzung muß nicht höher sein als die des Originals. Übersetzer, die darüber hinaus schauen und das Original übertreffen, sind große Meister des Fachs, die ihre „eigene“ (Muttersprache)Literatur nachhaltig beeinflussen und in derselben Liga stehen, wie große Schriftsteller. Es ist halt die Selbsteinschätzung, die einem den Weg zeigt. Es ist kein Muß, man kann es aber… :smile:

Gruß

Hallo,

Aus dieser Anschauung heraus folgt auch, dass eine
Uebersetzung nicht besser sein darf als der Quelltext.

Also IMHO darf sie stilistisch schon besser sein, was ich grundsätzlich nicht mache, ist den Sinn zu verfälschen. Blöderweise wird das einem dann aber manchmal als falsche Übersetzung vorgehalten, nur weil das Original schon sachlich falsch war und man diesen Fehler nicht korrigiert hat, wie vor einigen Tagen hier geschehen.

Grüße,

Anwar

Hallo Tychi

Nach meinen Erfahrungen, besonders bei der Übersetzung von Gedichten, ist es durchaus gerechtfertigt, eine Neuschöpfung in Kauf zu nehmen, ja oft ist es unausweichlich.

Natürlich ist das nicht generell. Es gibt durchaus Gedichte die nicht zu spröde sind, sich fast wörtlich übersetzen zu lassen, wie z.B. hier in einem Gedicht von Julia A. Fletcher:

The little things

Little drops of water,
Little grains of sand,
Make the mighty ocean
And the pleasant land.

So the little minutes,
Humble though they be,
Make the mighty ages…

Ich habe das so übersetzt:

Kleine Tröpfchen Wasser,
kleine Körnchen Sand,
schaffen weite Meere
und das schöne Land.

So auch die Minuten,
einfach wie sie sind,
schaffen große Zeiten,
die in Ewigkeiten sind.

Es gibt aber einige (und das sind wohl die meißten), die weitaus schwieriger zu übersetzen sind. Schließlich spielt der Rythmus auch eine große Rolle.

Bei der Übersetzung gehe ich folgendermaßen vor:
Zuerst kommt die wörtliche und dann die rythmische und schließlich die sinngebende die alles kombiniert und auch Schönheit und Wohlklang berücksichtigt. Danach sollte es eine Weile reifen. Nach einigen Tagen, hat man mehr Abstand gefunden und findet oft überraschende Lösungen.

gruß
rolf

Carl bittet dort, wenig von der Kunst des Uebersetzens
wissend, ganz
unbedarft um die Uebersetzung eines Liedtextes, und lyrisch
solle sie
sein, wenn’s nicht allzuviele Umstaende mache.

Dazu meine unmaßgebliche Meinung.

Was ist der Sinn von Übersetzungen? Meiner Meinung nach: einem Sprachfremden zu ermöglichen, einen bestimmten Inhalt zu erfassen. Übersetzungen haben IMHO nur dann einen wirklichen Sinn, wenn es um Sachinhalte, also Berichte, Erklärungen, Anleitungen o.ä. geht.

Lyrik und Prosa sind aber Kunstwerke, bei denen nicht der Sachinhalt sondern Metaphern, Formulierungen, Wortspiele, Andeutungen und Versmaß usw. im Vordergrund stehen. Die jeweilige Sprache gehört zum Kunstwerk dazu wie die Leinwand zum Bild oder das Instrument zum Musikstück. Eine Übersetzung von einem Kunstwerk kann maximal eine Verständnishilfe, eine Krücke, sein. Sie kann nie und nimmer das gesamte Kunstwerk darstellen oder gar ersetzen. So eine Krücke kann man durchaus in 8 Minuten oder gar aus dem Steigreif produzieren. („Worum geht es in diesem Lied?“ Diese Frage kann man beantworten, während es grade läuft.) Kurz: wer die Sprache nicht kann, wird ein sprachliches Kunstwerk eben nie begreifen. Damit müssen wir leben, daß wir die Mehrheit aller Kunstwerke wahrscheinlich gar nicht verstehen.

Trotzdem gibt es „Übersetzungen von Kunstwerken“, aber das würde ich nicht als Übersetzung sondern als „eigenständiges Werk, inspiriert durch das Original“, betrachten. Es gibt zb. übertragene Liedtexte. Daß das Tage dauert und keine 8 Minuten ist aber selbstverständlich! Und daß das nicht jeder zusammenbringt, auch wenn er das Original zu 100% begreift, ist auch klar. Das ist eben Kunst und keine reine Übersetzung.

Soweit meine Meinung dazu.

Gruß
dataf0x

Hallo dataf0x

Gefaellt mir, deine Unterscheidung zwischen sachlichen Texten und
solchen, in denen die Sprache selbst das Kunstwerk ist. Letzteres
kann man dann eigentlich nicht uebersetzen.

Gruss, Tychi

Hallo Thorshammer

The little things

Little drops of water,
Little grains of sand,
Make the mighty ocean
And the pleasant land.

So the little minutes,
Humble though they be,
Make the mighty ages…

Ich habe das so übersetzt:

Kleine Tröpfchen Wasser,
kleine Körnchen Sand,
schaffen weite Meere
und das schöne Land.

So auch die Minuten,
einfach wie sie sind,
schaffen große Zeiten,
die in Ewigkeiten sind.

Deine Version finde ich gut.

Bei der Übersetzung gehe ich folgendermaßen vor:
Zuerst kommt die wörtliche und dann die
rythmische und schließlich die sinngebende die
alles kombiniert und auch Schönheit und Wohlklang
berücksichtigt. Danach sollte es eine Weile reifen. Nach
einigen Tagen, hat man mehr Abstand gefunden und findet oft
überraschende Lösungen.

Sicher kann es nicht schaden, das Werk nach einiger Zeit noch einmal
zu begutachten und zu bearbeiten.

Gruss, Tychi

Hallo.

Ein einfaches Beispiel, was ich an der Stelle immer gerne bringe.
Nimm Dir Shakespeare. Übersetze ein Werk von ihm selbst unter Aufbeiten aller lyrischen Kniffe, die Du im Deutschen drauf hast.
Lies die adäquate deutsche Übersetzung und schäme Dich in Grund und Boden.

Bei poetischen Übersetzung ist der aktuelle Zustand genau der Sprache wichtig, in die portiert werden soll (die Zielsprache).

Dabei gibt sich ein unschöner Effekt zu erkennen - Sprachwissenschaftler behaupten allgemein immer „Sprache an sich ist hochdynamisch“. Das stimmt auch in dem Sinne so, leider lassen - wider besseren Wissens - die meisten dann den Pferdefuß weg: Sprache mag an sich dynamisch sein, hat aber immer eine drastische Tendenz sich lediglich nach unten zu öffnen. Was viele immer so als das Dynamische preisen, ist oft ein „Verfall“, ein Wegbrechen in (überzeichnet!) „Gossenjargon“.

Bestes Beispiel MACHEN. Dem einschlägigen Sprachliebhaber bereitet dieses Wort Alpträume.

„Sinn machen“ hat sich im journalistischen Bereich schon fest durchgesetzt, obwohl es ein seltendämliches Beispiel für mangelndes Deutsch ist (und mangelndes Englisch). „Sinn machen“ hat sich vom „make sense“ eingeschliffen und heißt im Deutschen eigentlich „Sinn ergeben“. Vor 70 Jahren hätte niemand die Idee gehabt, zu sagen „Mach die Tür zu“ - da hieß das anständig „Schließe die Tür“.
„Ich mach nach hause“, „Ich mach raus“ …

Es gibt unzählige weitere Beispiele.

Heißt, Deine Shakespeare-Version wird mit der hochpoetischen Übersetzung wenig gemeinsam haben, dazu hat heute fast niemand mehr ausreichend Sprachgefühl (abgesehen von den Studierten in diesen Gebieten).

Eigentlich bedauerlich, denn Deutsch ist defacto die tiefere und gewandtere Sprache. Das Deutsche bietet wesentlich mehr Möglichkeiten sich extrem bildhaft und lyrisch auszudrücken. Die abweichende Satzgliedstellung erweist sich oft als sehr hart - sie verträgt viel an Verbiegungen, Auseinandersetzungen und Verschachtelungen.

Lustig immer bei einer UN-Vollversammlung: Fällt eine witzige Bemerkung mit diversen Verneinungen, so lacht der Deutsche oft zuletzt, weil es die formale Satzgliedstellung nicht anders hergibt (die Übersetzer im Ohr portieren ja eher sachlich).

Du steckst also in einem Dilemma: Einerseits ist Dir durch fehlendes Sprachgefühl in der Fremdsprache die Erschließung der ganzen Poesie eher verschlossen. Ich würde grob überschlagen, daß sich erst nach Jahren im Ausland so langsam die Türchen öffnen, die man braucht, um wirklich intuitiv bspw. Englisch zu sprechen. Der erste Schritt ist ja das bekannte „Englisch träumen“.
Andererseits fehlen Dir hervorstechende Fähigkeiten im Deutschen, damit die poetische Dimension auch erhalten bleibt
(bezogen auf einen normalen Menschen).

Das ist bspw. etwas, was in den Schulen absolut zu kurz kommt: idiomatische Redewendungen. Eigentlich die perfekte Spielwiese, um dem Schüler die Kultur zugänglich zu machen. Daß zum Beispiel der „Sturm im Wasserglas“ von den Engländern in die Teetasse verlegt wird.
Gerade hier bietet das Deutsche unendlich viele Redewendungen (auch viele geflügelte Worte, die im alltäglichen Leben benutzt werden).

Wie Du schon sagtest, irgendwie sind gewisse Hürden als Fremdsprachler nie ganz zu überwinden. :smile:

MfG

Hi Tychi,
habe jetzt keine Zeit, vielleicht sogar erst
nach dem WE, aber etwas wollte ich anmerken:

Du hast vergessen, dass eine Übersetzung auch
vom Empfänger abhängt. Eine Übersetzung ist nicht
unabhängig vom Empfänger und von der Übersetzungsabsicht.
Ein ganz banales (aber offensichtliches) Beispiel:
die Übersetzung einer Gebrauchsanleitung.
Die kann im Original grauslich sein, die Absicht ist
aber einem potentiellen Benutzer die Anwendung des
Gerätes so sicher und gut wie möglich zu vermitteln.
In dem Fall wäre eine Übersetzung, die besser
als das Original ist, „richtiger“ als eine
Übersetzung die Ungenauigkeiten enthält.

Auch dazu gibt es theoretische Abhandlungen, man
beschäftigt sich bei einem Studium zum Übersetzer
ziemlich ausführlich damit.

Und jetzt: Weekend-Stress.

Gruß
Elke

Hallo StudIng

Ein einfaches Beispiel, was ich an der Stelle immer gerne
bringe.
Nimm Dir Shakespeare. Übersetze ein Werk von ihm selbst unter
Aufbeiten aller lyrischen Kniffe, die Du im Deutschen drauf
hast.
Lies die adäquate deutsche Übersetzung und schäme Dich in
Grund und Boden.

Fehlt mir die Zeit zu. Aber dass ich mich schaemte, da bin ich mir
nicht sicher. Die eigenen Kinder sind einem doch die liebsten.

Bei poetischen Übersetzung ist der aktuelle Zustand genau der
Sprache wichtig, in die portiert werden soll (die
Zielsprache).

Was ist das, „der aktuelle Zustand einer Sprache“?

Dabei gibt sich ein unschöner Effekt zu erkennen -
Sprachwissenschaftler behaupten allgemein immer „Sprache an
sich ist hochdynamisch“. Das stimmt auch in dem Sinne so,
leider lassen - wider besseren Wissens - die meisten dann den
Pferdefuß weg: Sprache mag an sich dynamisch sein, hat aber
immer eine drastische Tendenz sich lediglich nach unten zu
öffnen. Was viele immer so als das Dynamische preisen, ist oft
ein „Verfall“, ein Wegbrechen in (überzeichnet!)
„Gossenjargon“.

Was meinst du mit „Sprache ist dynamisch“ und „nach unten oeffnen“
und „Verfall“? Aus deinem folgenden Beispiel wird das nicht klar.
Gossenjargon gab es auch zu Shakespeares Zeiten.

Bestes Beispiel MACHEN. Dem einschlägigen Sprachliebhaber
bereitet dieses Wort Alpträume.

Was ist ein „einschlägiger Sprachliebhaber“?

„Sinn machen“ hat sich im journalistischen Bereich schon fest
durchgesetzt, obwohl es ein seltendämliches Beispiel für
mangelndes Deutsch ist (und mangelndes Englisch). „Sinn
machen“ hat sich vom „make sense“ eingeschliffen und heißt im
Deutschen eigentlich „Sinn ergeben“. Vor 70 Jahren hätte
niemand die Idee gehabt, zu sagen „Mach die Tür zu“ - da hieß
das anständig „Schließe die Tür“.
„Ich mach nach hause“, „Ich mach raus“ …

Es gibt unzählige weitere Beispiele.

Heißt, Deine Shakespeare-Version wird mit der hochpoetischen
Übersetzung wenig gemeinsam haben, dazu hat heute fast niemand
mehr ausreichend Sprachgefühl (abgesehen von den Studierten in
diesen Gebieten).

Kannst du hellsehen? Meinst du, ich wuerde Shakespeare in meine
Alltagssprache uebersetzen? Und nach welchen Kriterien wertest du
Sprache? Warum ist „er machte die Tuer zu“ schlechter als „er schloss
die Tuer“? Du begehst hier den Fehler vieler Laien, naemlich alte
Sprachformen und Ausdrucksweisen als besser hinzustellen als die
neuen.
Stelle dir die Sprachentwicklung als Zeitstrahl vor, der, sagen wir,
im Jahre 1000 beginnt und im Jahre 3000 endet. Fuer das Jahr 1000
tragen wir fruehes Mittelhochdeutsch ein und fuer das Jahr 3000
irgendeinen Kauderwelsch-Mix aller europaeischer Sprachen mit vielen
chinesischen Lehnwoertern. Was du jetzt tust, ist folgendes: Du
schreibst an die im Jahr 1958 erschienene Shakespeare-Uebersetzung
„gut“ und an meine Shakespeare-Uebersetzung aus dem Jahr 2006
„schlecht“. Allgemeiner: Du machst eine geschweifte Klammer, die von
1800 bis 1900 reicht und schreibst „gut“ darunter und schreibst unter
eine geschweifte Klammer, die den Zeitraum von 1980 bis heute umfasst
„schlecht“.
Jetzt nimmst du zwei Meter Abstand und stellst fest, wie willkuerlich
du in diesem Kontinuum der Sprachentwicklung Wertekennzeichen fuer
bestimmte, kleine, Zeitausschnitte angebracht hast.

Eigentlich bedauerlich, denn Deutsch ist defacto die tiefere
und gewandtere Sprache. Das Deutsche bietet wesentlich mehr
Möglichkeiten sich extrem bildhaft und lyrisch auszudrücken.

Unsinn. Du bist nicht nur willkuerlich, was Entwicklungsabschnitte
angeht, sondern uebersiehst auch die Aequivalenz aller natuerlichen
Sprachen. Jeder naive Muttersprachler kann sich nicht vorstellen,
dass andere Sprachen so viele Ausdrucksmoeglichkeiten haben wie seine
eigene. Manchmal ist auch ein Fremdsprachlerner beeindruckt von den
scheinbar ueberlegenen Ausdrucksmoeglichkeiten seiner Fremdsprache.
Aber niemals halten solche Urteile objektiven Betrachtungen stand.
Glaube mir: Alle Menschen koennen sich in ihrer Muttersprache im
Durchschnitt gleich gut ausdruecken und gleich gut mit der Sprache
spielen. Es gibt keine ueberlegenen natuerlichen Sprachen.

Die abweichende Satzgliedstellung erweist sich oft als sehr
hart - sie verträgt viel an Verbiegungen, Auseinandersetzungen
und Verschachtelungen.

Das ist im Deutschen genauso problematisch wie in anderen Sprachen
auch. Nur, dass diese Unsitte hier mehr gepflegt wird als in anderen
Sprachen.

Lustig immer bei einer UN-Vollversammlung: Fällt eine witzige
Bemerkung mit diversen Verneinungen, so lacht der Deutsche oft
zuletzt, weil es die formale Satzgliedstellung nicht anders
hergibt (die Übersetzer im Ohr portieren ja eher sachlich).

Was willst du damit zum Thema sagen?

Du steckst also in einem Dilemma: Einerseits ist Dir durch
fehlendes Sprachgefühl in der Fremdsprache die Erschließung
der ganzen Poesie eher verschlossen.

Danke fuer dein treffendes Urteil. Du kennst kennst mich gut.
(Ironie)

Ich würde grob
überschlagen, daß sich erst nach Jahren im Ausland so langsam
die Türchen öffnen, die man braucht, um wirklich intuitiv
bspw. Englisch zu sprechen. Der erste Schritt ist ja das
bekannte „Englisch träumen“.
Andererseits fehlen Dir hervorstechende Fähigkeiten im
Deutschen, damit die poetische Dimension auch erhalten bleibt
(bezogen auf einen normalen Menschen).

Was du alles ueber mich weisst, erstaunlich. Beweise deine Aussagen
doch bitte an meiner Uebersetzung des Liedes.

Das ist bspw. etwas, was in den Schulen absolut zu kurz kommt:
idiomatische Redewendungen. Eigentlich die perfekte
Spielwiese, um dem Schüler die Kultur zugänglich zu machen.
Daß zum Beispiel der „Sturm im Wasserglas“ von den Engländern
in die Teetasse verlegt wird.

Was tut dieses Beispiel zur Sache?

Ich komme wahrscheinlich etwas genervt rueber, aber ich bin ganz
entspannt. Ich versuche nur deutlich zu machen, dass ich dein Posting
nicht nachvollziehen kann. Du behauptest viel, belegst aber wenig und
wenn, dann nicht stichhaltig.

Gruss, Tychi

1 Like

Hallo Elke

habe jetzt keine Zeit, vielleicht sogar erst
nach dem WE, aber etwas wollte ich anmerken:

Danke, dass du trotzdem antwortest. Wenn du mehr schreiben willst,
lass’ dir ruhig Zeit. Ich bin am WE selten im Forum.

Du hast vergessen, dass eine Übersetzung auch
vom Empfänger abhängt. Eine Übersetzung ist nicht
unabhängig vom Empfänger und von der Übersetzungsabsicht.

Das beruecksichtigt meine Definition der idealen Uebersetzung. Mehr
noch: Sie orientiert sich ausschliesslich am Empfaenger.

Ein ganz banales (aber offensichtliches) Beispiel:
die Übersetzung einer Gebrauchsanleitung.
Die kann im Original grauslich sein, die Absicht ist
aber einem potentiellen Benutzer die Anwendung des
Gerätes so sicher und gut wie möglich zu vermitteln.
In dem Fall wäre eine Übersetzung, die besser
als das Original ist, „richtiger“ als eine
Übersetzung die Ungenauigkeiten enthält.

Stimmt natuerlich. Da muesste ich meine Definition erweitern. Auf das
Lied trifft das Argument aber nicht zu.

Ich hau’ jetzt auch ab.

Gruss, Tychi

„Sinn machen“ hat sich im journalistischen Bereich schon fest durchgesetzt,
obwohl es ein seltendämliches Beispiel für mangelndes Deutsch ist
(und mangelndes Englisch). „Sinn machen“ hat sich vom „make sense“
eingeschliffen und heißt im Deutschen eigentlich „Sinn ergeben“.

Ach ja? Wenn du mir eine Begründung lieferst, warum die Zeichenfolge „ergeben“ der Zeichenfolge „machen“ objektiv überlegen ist, gebe ich dir gerne Recht. Du wirst diese Begründung jedoch nicht finden. Zufällig hat sich ergeben, dass die eine Formulierung älter ist als die andere und die jüngere Variante zur Zielscheibe einiger selbst ernannter „Sprachkritiker“ geraten ist. Pragmatisch kann keine der beiden Formulierungen etwas leisten, das die andere nicht ausdrücken kann. In beiden Fällen wird die Bedeutung „zur Folge haben, dass ein Sinn erkennbar wird“ transportiert. Dass manche die eine Formulierung als plumpe Lehnübersetzung ansehen, ist nicht in ihr selbst begründet, sondern in sprachästhetischer Prägung, die abzulegen vielen von uns schwer zu fallen scheint.

Übrigens ist die Formulierung „Sinn machen“ keine Erfindung jüngeren Datums. Schon im 89. Stück Gotthold Ephraim Lessings „Hamburgischer Dramaturgie“ (1767) lese ich:

„Nun ist es wahr, daß dieses eigentlich keinen falschen Sinn macht; aber es erschöpft doch auch den Sinn des Aristoteles hier nicht.“

Vor 70 Jahren hätte niemand die Idee gehabt, zu sagen „Mach die Tür
zu“ - da hieß das anständig „Schließe die Tür“.

Das wird der Grund sein, aus dem es – ein willkürliches Beispiel – in Ludwig Ganghofers „Schloss Hubertus“ (1895) heißt:

„Setz’ dich wieder hinaus und mach’ die Tür zu! Fest, daß ich es höre!“

Oder in Wilhelm Raabes „Abu Telfan“ (1867):

„Mach die Tür zu, Leonhard, wir bringen einen harten Winter von Nippenburg mit.“

Gruß
Christopher

4 Like

Hallo.

Was ist das, „der aktuelle Zustand einer Sprache“?

Wohin soll das jetzt wohl führen? Wenn Du Grundsatzdebatten hören willst, eröffne das entsprechende Thema. Aber laß es doch gleich von Anfang an bleiben, eine einfache Antwort mit solchen Dingen zu torpedieren.

Ich werde ganz bestimmt bei treffender und einleuchtender Formulierung keine 5000-Worte-Erörterung hinzusetzen.

Was meinst du mit „Sprache ist dynamisch“

Ich nicht, ich habe das auch nicht gesagt.

Kannst du hellsehen? Meinst du, ich wuerde Shakespeare in
meine Alltagssprache uebersetzen? Und nach welchen Kriterien wertest
du Sprache? Warum ist „er machte die Tuer zu“ schlechter als „er
schloss die Tuer“? Du begehst hier den Fehler vieler Laien, naemlich
alte Sprachformen und Ausdrucksweisen als besser hinzustellen als
die neuen.

http://www.schweikhardt.net/wider-die-sinnmacher.html
(ist nicht neu und sehr bekannt, paßt aber gerade gut hierher)

Laie ist gut, den Witz merke ich mir.

Ich muß nicht hellsehen können: Dein Sprachvermögen ist einfach dem einstigen Zeitgenossen nicht gewachsen, der Shakespeare in die uns heute vorliegenden Versionen portiert hat.
Das war auch nicht negativ eingefärbt, sondern eine triviale Feststellung.

Unsinn. Du bist nicht nur willkuerlich, was Entwicklungsabschnitte
angeht, sondern uebersiehst auch die Aequivalenz aller natuerlichen
Sprachen.

Behauptung; eine Äquivalenz ist nirgends hieb- und stichfest erwiesen. Man weiß nicht einmal, wie genau das System Sprache funktioniert und ist noch immer dem Generalmuster auf der Spur, das in das Hirn eingeprägt ist und jedwede Sprache für das Baby erlernbar werden läßt.

Jeder naive Muttersprachler kann sich nicht
vorstellen, dass andere Sprachen so viele Ausdrucksmoeglichkeiten
haben wie seine eigene. Manchmal ist auch ein Fremdsprachlerner
beeindruckt von den scheinbar ueberlegenen Ausdrucksmoeglichkeiten
seiner Fremdsprache.

Ich habe da eine etwas andere Intuition für das Englische, weil ich so es ziemlich zeitig erlernt habe.
Glaube mir: Mit Deutsch kannst Du insgesamt mehr anstellen; es gilt nicht umsonst als quasi schwerste westliche Sprache.

Es gibt keine ueberlegenen natuerlichen Sprachen.

Das „überlegen“ hast Du dort reingeschmuggelt.

Die abweichende Satzgliedstellung erweist sich oft als sehr
hart - sie verträgt viel an Verbiegungen, Auseinandersetzungen
und Verschachtelungen.

Das ist im Deutschen genauso problematisch wie in anderen
Sprachen auch.

Eben nicht. Das Englische ist ein gutes Beispiel. Hier klappt es sehr schlecht, wirklich ertragbare „Supersätze“ zu bauen; möglich wird das eigentlich sogar erst durch solche grammatikalischen Spezialitäten wie das Gerund.

Nur, dass diese Unsitte hier mehr gepflegt wird als in
anderen Sprachen.

Wie war das noch mit der Willkür.

Danke fuer dein treffendes Urteil. Du kennst kennst mich gut.
(Ironie)

Du erkennst nicht einmal die unpresönliche Form des „ich“ und des „du“. Soviel dazu.

Was tut dieses Beispiel zur Sache?

Bisher schienst Du des Lesens mächtig zu sein - wo kommt der Aussetzer her?

Ich versuche nur deutlich zu machen, dass ich dein
Posting nicht nachvollziehen kann. Du behauptest viel, belegst aber
wenig und wenn, dann nicht stichhaltig.

Ich habe nur noch einmal das Offenkundige in ein etwas anderes Licht gerückt - in dem Kommentar war nichts wesentlich Neues, als nicht schon aus Deinem Ansatz herausklang. Warum Du hier plötzlich anspringst wie ein V6, bleibt ein Rätsel.

Du wolltest andere Gedanken, ich hab Dir eine knappe und kurze Anwort mit Hinweisen gegeben - das wars dann aber auch schon.

MfG :smile:

1 Like

Hallo,

Ich würde grob
überschlagen, daß sich erst nach Jahren im Ausland so langsam
die Türchen öffnen, die man braucht, um wirklich intuitiv
bspw. Englisch zu sprechen. Der erste Schritt ist ja das
bekannte „Englisch träumen“.

Ich hoffe, der letzte Satz war ironisch gemeint. Ich glaube, es gibt nichts, was WENIGER mit der eigenen Sprachkenntnis in einer Fremdsprache zu tun hat, als in einer Fremdsprache zu träumen.
„Auf Englisch träumen“ ist also absolut kein Maßstab. Auch kein erster Schritt.

Gruß,

  • André

Hallo.

Ich hoffe, der letzte Satz war ironisch gemeint. Ich glaube,
es gibt nichts, was WENIGER mit der eigenen Sprachkenntnis in
einer Fremdsprache zu tun hat, als in einer Fremdsprache zu
träumen.
„Auf Englisch träumen“ ist also absolut kein Maßstab. Auch
kein erster Schritt.

Das sehen viele Dolmetscher ganz anders.

MfG