Unter welchen Bedingungen dürfen Studenten an öffe

Guten Tag,

nach meinem Fachpraktikum Spanisch bat mich die Klassenlehrerin der 6. Klasse einer Gesamtschule, sie nach den Ferien für 9 Wochen zu vertreten. Ich habe in den letzten 6 Wochen an ihrem Unterricht teilgenommen, gemeinsam haben wir den Unterricht gestaltet. Da es keine verfügbaren Spanischlehrer gäbe, wäre es ihr lieber, wenn ich ihre Klasse während ihrer Auszeit unterrichtete.Habe schon öfter von Studenten gehört, die so etwas bereits machen…
Unter welchen Bedingungen können Studenten in ebensolchen Situationen einspringen? Bin ich rechtlich abgesichert, wenn etwas passiert? Ich bin am Ende meines Studiums, falls das irgendwas ausmacht…wahrscheinlich ja eher nicht :wink:

Und: Gibt es hier Studenten, die sowas ebenfalls machen? Wie hoch ist Euer Studenlohn?

Viele Grüße und vielen Dank!
Mareike

Hallo,

Du fragst am besten den Schulleiter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Student für so lange Zeit Vertretungsunterricht in eigener Verantwortung machen darf.
Schließlich musst Du Klassenarbeiten entwerfen und korrigieren, die Mitarbeit der Schüler benoten, bestimmt auch disziplinarisch tätig werden, evtl. Gespräche mit Eltern führen, undsoweiter undsofort. Eine Menge Zeug also, das man im Referendariat lernt.

Grüße
Pit

Hallo Mareike,

zunächst einmal auch hier zuerst die Frage nach dem Bundesland. Denn Bildung ist Ländersache.

NRW hat die höchste Gesamtschuldichte, also gehe ich jetzt einfach mal davon aus. Dort gibt es ein Vertretungsportal namens „Verena“, das Du hier online finden kannst: http://www.schulministerium.nrw.de/BP/VERENA

Dort muss die Stelle ausgeschrieben sein und Du musst diese annehmen. Vielleicht geht es auch ohne diese Plattform, aber Du musst definitiv einen Vertretungsvertrag, zu schließen mit Schule oder Bezirksregierung bzw. derer Entsprechungen vorweisen können, um auch rechtlich abgesichert zu sein. Nur aus reiner Nettigkeit Deinerseits kriegst Du a) kein Geld und b) möglicherweise Probleme, wenn Du etwas passieren sollte.

Bezahlt wird, soweit ich weiß, nach TV-L, angepasst an den Stundensatz, den Du machst. Kann aber auch sein, dass Du nur stundenweise bezahlt wirst - inclusive Vor- und Nachbereitungszeit der Stunden wird es auf ein Taschengeld und die unbezahlbare Unterrichtserfahrung hinauslaufen.

Gruß sannah

Moin sannah,

Dein Link lässt tief in die Bildungspolitik blicken: den Kultusministerien geht der Arsch anscheinend ganz schön auf Grundeis, und der Lehrermangel lässt den Behörden das Wasser der Proteste über Unterrichtsausfall bis zum Halse steigen.

Die nehmen ja praktisch jeden, der sich nicht wehrt:

"Wer kann Vertretungsunterricht erteilen?
Zugelassen sind insbesondere: [wieso „insbesondere“? wer denn im Unbesonderen?]
* Personen mit Lehramtsbefähigung
* Zukünftige Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter sowie zukünftige Studienreferendarinnen und Studienreferendare mit abgeschlossener Erster Staatsprüfung, die ihren Vorbereitungsdienst erst noch beginnen werden
* Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen, die für den Schuldienst geeignet sind
* Pensionärinnen und Pensionäre nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst
* Lehrkräfte in der Beurlaubung
* Studentinnen und Studenten, die während ihres Studiums bereit sind, im Schuldienst tätig zu sein
* Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung ohne Lehramtsbefähigung, die für den Schuldienst geeignet sind
* Nebenberuflich tätige Personen ohne Lehramtsbefähigung, die für den Schuldienst geeignet sind

Nicht zugelassen sind Personen, die eine Staatsprüfung für ein Lehramt endgültig nicht bestanden haben."
http://www.schulministerium.nrw.de/BP/VERENA?action=…

Da soll noch irgendjemand an planerische, vorausschauende Kompetenz unserer unserer Politiker glauben!

Pit

Na klar, gargas,

die Hauptsache ist doch, die Unterrichtsversorgung ist gesichert! Von Unterrichtsqualität spricht da niemand. (Ohne der Threaderstellerin Unrecht tun zu wollen.)
Und das ist auch kein Problem allein in NRW, andere Bundesländer handhaben das ähnlich - es heißt nur anders, in Hessen z.B. U+ (Unterrichtsversorgung plus). Das dort dann selbst Leute mit 2. Staatsexamen sich von Vertretung zu Vertretung hangeln müssen, weil die echten Stellen fehlen, steht noch einmal auf einem ganz anderen Blatt.

Gruß sannah

Hallo

Du fragst am besten den Schulleiter. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass ein Student für so lange Zeit
Vertretungsunterricht in eigener Verantwortung machen darf.
Schließlich musst Du Klassenarbeiten entwerfen und
korrigieren, die Mitarbeit der Schüler benoten, bestimmt auch
disziplinarisch tätig werden, evtl. Gespräche mit Eltern
führen, undsoweiter undsofort. Eine Menge Zeug also, das man
im Referendariat lernt.

Tja, das dachte ich auch. Ein Kumpel von mir ist jetzt seit einem halben Jahr neben seinem Studium Lehrer. Im nächsten Schuljahr (hier in Bayern beginnt das erst nächste Woche) gibt er sogar 10 Stunden die Woche eigenverantwortlichen Unterricht. Ich bewerb mich auch wenn ich wieder aus England zurück bin. Verglichen mit Studentenverhältnissen verdient man sich da nämlich dumm und dämlich :wink:

Tja, das dachte ich auch.

Durch die Antwort von sannah /t/unter-welchen-bedingungen-duerfen-studenten-an-oe…
Ich hoffe, dass die Bildungspolitiker mit diesem Unsinn kräftig auf die Schnauze fallen werden. Bezahlen müssen wird eh keiner von ihnen für den Mist, den er anstellt.

Verglichen mit Studentenverhältnissen verdient man
sich da nämlich dumm und dämlich :wink:

Es sei Dir gegönnt!

:wink:
Pit

Tja, das dachte ich auch.

Durch die Antwort von sannah
/t/unter-welchen-bedingungen-duerfen-studenten-an-oe…
erfahren, dass ich mich geirrt habe und ein für mich als
Ex-Pauker unvorstellbarer Gedanke Realität im deutschen
Bildungs-Unwesen geworden ist.

Naja, ich finde es aber besser, dass in Bayern immerhin Lehramtsstudenten eingesetzt werden. In Hessen darf mit U-Plus jede Mami, die nix zu tun hat, sich in die Schule stellen und unterrichten.

Ich hoffe, dass die Bildungspolitiker mit diesem Unsinn
kräftig auf die Schnauze fallen werden. Bezahlen müssen wird
eh keiner von ihnen für den Mist, den er anstellt.

Naja, ich denk halt, ob ich jetzt nach dem 6. oder 7. Semester oder nach dem 8. oder 9. Semester als völliger Grünschnabel in der Schule anfange, ist eh egal. Außerdem geh ich ja jetzt erst mal ein halbes Jahr in England unterrichten, dann hab ich ja schon ein bisschen Erfahrung :smile:.

Verglichen mit Studentenverhältnissen verdient man
sich da nämlich dumm und dämlich :wink:

Es sei Dir gegönnt!

:wink:

Danke :wink:.

Pit

Geht auf die Barrikaden, Eltern!
Guten Morgen,

würdet Ihr die Elektro-, Gas- oder Wasserinstallation in Eurem Haus einem Lehrling überlassen?
Nee, gell…

Genau so etwas passiert anscheinend derzeit im Schulwesen: da werden Lehrer-Lehrlinge, ohne ausreichende Ausbildung, auf die Jugend losgelassen - Eure Kinder.
Klar, niemand kann von heute auf morgen den Lehrermangel beheben. Den gibt es schon seit Jahren, und unsere Politiker haben es nie für notwendig erachtet, etwas dagegen zu tun.
Aber mittel- oder langfristig (Brechreizwörter) muss es doch möglich sein, attraktive Arbeitsbedingungen für qualifizierte Lehrer zu schaffen.

Sucht jemanden, der das will und durchsetzt - bei 16 Bundesländern eine Sisyphus-Arbeit.

Pit

Huhu!

Hälst du denn ein Referendariat für eine sinnvollere Ausblidung?

Wo man jedem, der Noten gibt, in den Hintern kriechen muss und es genauso machen muss, wie die es sagen, obwohl man selber vielleicht durchaus bessere Ideen hätte oder man selber einfach ein anderer Lehrertyp ist?
Wo man Notenabstriche kommt, weil man zu viel gesessen hätte (zu undynamisch) und dann beim nächsten Mal, weil man zu viel gestanden hätte (zu sehr von oben herab)?

Ich weiß ja nicht.

Ich glaube sogar, dass da der ein oder andere Student motivierter rangeht als der jeweilige Lehrer.

PS: Ich hatte mich auch für so eine Aushilfslehrerstelle (NRW) beworben (mit dem Studium so weit durch, fehlt nur noch die Abschlussarbeit), ich wurde aber leider nicht genommen, da sich wohl ein Lehrer beworben hatte und mit der Direktor sagte, dass die dann bevorzugt zu behandeln sind.

3 Like

Guten Morgen,

Hallo!

würdet Ihr die Elektro-, Gas- oder Wasserinstallation in Eurem
Haus einem Lehrling überlassen?
Nee, gell…

Wenn der Lehrling im 3. Lehrjahr ist und immer jemanden hat, an den er sich wenden kann, wenn er nicht weiter weiß - warum nicht? Sobald er die Prüfung gemacht hat, ist er ja auch keinen Deut schlauer - und trotzdem würde man ihm vertrauen.

Genau so etwas passiert anscheinend derzeit im Schulwesen: da
werden Lehrer-Lehrlinge, ohne ausreichende Ausbildung, auf die
Jugend losgelassen - Eure Kinder.

Ja, aber was ist mit denen, die schon lange Lehrer sind? 60jährige, die noch mit Nachkriegsmentalität unterrichten, die nur rumschreien, nicht erklären können und Kindern Angst machen - sind die besser?

Klar, niemand kann von heute auf morgen den Lehrermangel
beheben. Den gibt es schon seit Jahren, und unsere Politiker
haben es nie für notwendig erachtet, etwas dagegen zu tun.
Aber mittel- oder langfristig (Brechreizwörter) muss es doch
möglich sein, attraktive Arbeitsbedingungen für qualifizierte
Lehrer zu schaffen.

Der Lehrermangel wäre ganz leicht zu beheben in manchen Gebieten. Z.B. Mathe: wer an einem bayerischen Gymnasium Mathelehrer werden will, hat drei Möglichkeiten: entweder Mathe-Physik, Mathe-Sport oder Mathe-Schulpsychologie. Super Sache, die meisten wollen nämlich diese Kombinationen nicht. Sie wollen vielleicht lieber Mathe-Englisch, Mathe-Deutsch oder sonstwas. Also studieren sie entweder nicht Mathe oder nicht Lehramt. Was den Mathelehrermangel natürlich keinesfalls behebt.
Und attraktive Arbeitsbedingungen… Kostet ja Geld…

Sucht jemanden, der das will und durchsetzt - bei 16
Bundesländern eine Sisyphus-Arbeit.

Ich bin eh dafür, dass Bildung Bundessache wird.

LG, Sarah

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Hallo,
.

Der Lehrermangel wäre ganz leicht zu beheben in manchen
Gebieten. Z.B. Mathe: wer an einem bayerischen Gymnasium
Mathelehrer werden will, hat drei Möglichkeiten: entweder
Mathe-Physik, Mathe-Sport oder Mathe-Schulpsychologie. Super
Sache, die meisten wollen nämlich diese Kombinationen nicht.
Sie wollen vielleicht lieber Mathe-Englisch, Mathe-Deutsch
oder sonstwas. Also studieren sie entweder nicht Mathe oder
nicht Lehramt. Was den Mathelehrermangel natürlich keinesfalls
behebt.

Stimmt offenbar so nicht: http://www.uni-wuerzburg.de/fuer/studierende/angebot…

Laut Uni Würzburg kann man dort Mathematik mit Chemie, Deutsch, Englisch, Informatik, Latein, Religion und Musik fürs Lehramt an Gymnasien studieren.
LG Orchidee

Hallo Orchidee!
Ja, da ist was dran. Ich habe nicht daran gedacht, dass die Fächerkombinationsbestimmungen mit der neuen Lehramtsprüfungsordnung vom letzten Jahr geändert wurden. Ich hab mich da im Einzelnen nicht so damit beschäftigt, weil die Änderung ja für mich als „Altstudentin“ :wink:nicht gilt. also verbessere ich meine Aussage dahingehend, dass man bis zum Studienbeginn im Sommersemester 2008 Mathematik nur mit Sport, Physik und Schulpsychologie kombinieren konnte.
LG, Sarah

Und ebenfalls mit Wirtschaftswissenschaften!

Die Mathelehrer sind aber offensichtlich immer noch so rar, dass ich mit meiner abstrusen Kombi (Geschichte noch dazu) durchaus Chancen auf Anerkennung gehabt hätte, hätte es mich für das Referendariat nach Bayern verschlagen. Bin aber lieber im Norden geblieben …

Und ebenfalls mit Wirtschaftswissenschaften!

Richtig. Stimmt. So ein Lehrer ist mir mal über den Weg gelaufen.

Die Mathelehrer sind aber offensichtlich immer noch so rar,
dass ich mit meiner abstrusen Kombi (Geschichte noch dazu)
durchaus Chancen auf Anerkennung gehabt hätte, hätte es mich
für das Referendariat nach Bayern verschlagen. Bin aber lieber
im Norden geblieben …

Kann es einen denn überhaupt fürs Referendariat nach Bayern verschlagen? Uns wird immer gesagt, das ginge nicht.

Wenn man die Auflagen erfüllt, die Bayern stellt, was Fächerkombination etc. betrifft und darüber hinaus gewillt ist, in den zwei Jahren etliche Male umzuziehen, dann kann man dort durchaus sein Referendariat machen.

Hallo,

würdet Ihr die Elektro-, Gas- oder Wasserinstallation in Eurem
Haus einem Lehrling überlassen?

Nein ,
genausowenig wie ich Kinder einem durch die Lehrerausbildung versauten Lehrer überlassen würde, hätte ich wirklich die Wahl.
Ich glaube nicht dass die Qualität durch „Laienlehrer“ leidet, eher im Gegenteil.

Ich kann dein Entsetzen aber gut verstehen.

Gruss,
TR

Hallo,

Da soll noch irgendjemand an planerische, vorausschauende
Kompetenz unserer unserer Politiker glauben!

Leider sehe ich da sehr wohl vorausschauende Kompetenz, auch wenn ich vermute, dass der Plan nicht so aufgeht wie gedacht.

Denn all die Notlehrer gehen ja bald wieder und dass ist für die Politik ein Vorteil.
Da die Schülerzahlen schon bald dramatisch einbrechen werden, ist es m. E. eiskalte Berechnung nun für 5-10 Jahre eine Misere durchzustehen (bzw. die Kinder durchstehen zu lassen), um dann nicht für weitere 30 Jahre überflüssige Lehrer am Hals zu haben.

Die in vielen (allen?) Bundesländern vorgenommenen Unterrichtsdeputatserhöhungen, Streichung von Entlastungen, und vor allem Ansparmodelle (jetzt mehr arbeiten, dafür später weniger) gehen alle auch in diese Richtung.

Allerdings vermute ich auch, dass der Notstand zwar bewusst in Kauf genommen wurde, aber dessen Umfang (wie üblich) falsch eingeschätzt wurde.

Gruß
Werner

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Moin,
ich sprach von einem Lehrling , ohne jemanden im Hintergrund. [Lesen und Interpretieren sind zwei Paar Schuhe].
Und diese Vertretungskräfte haben offensichtlich oft niemanden im Hintergrund.

Pit

Hallo!
Ich bin davon ausgegangen, dass es eben so abläuft wie U+ (meine Tante ist Lehrerin in Hessen und hat mir mal erzählt wie das so geht) oder wie die Vertretungsgeschichte hier in Bayern.
Bei U+ bekommt der Vertretungslehrer im Idealfall das komplette Material vom Lehrer gestellt, inklusive Lösungen, und muss die Klasse nur noch „verwalten“.
Und mein Kumpel, der Deutsch und Latein unterrichtet, hat einen Ansprechpartner, der seine Schulaufgaben nachkorrigiert und regelmäßig seinen Unterricht beobachtet.
LG, Sarah