Hallo,
das ist ein „trope“ (ein bildlicher Ausdruck), man redet heutzutage vor allen Dingen im Film / TV davon. Manchmal bilden sie die Wirklichkeit ab, manchmal sind es nur typische Bilder, die sofort mit der Aussage assoziiert werden.
Hier gibt es einen youtube Clip einer US-Amerikanerin, die ein paar solcher „tropes“ in amerikanischen Filmen erklärt und zeigt, warum diese speziellen bei deutschen Zuschauern nicht so richtig funktionieren: https://www.youtube.com/watch?v=X3waHM_TkuQ
Zurück zum Aufzug. Diese Art im Film jemandem im Aufzug zu zeigen, ist erstmal dadurch entstanden, weil es so filmtechnisch am ehesten möglich ist, ein Gespräch darzustellen. Ein anderes Beispiel dafür ist, dass in amerikanischen Sitcoms nahezu niemals Menschen rund um einen Tisch sitzen - weil dann eben immer jemand mit dem Rücken zur Kamera sitzen würde. Das gibt es bereits im Theater in früheren Epochen die vierte Wand (diejenige, die dem Publikum gegenüber offen ist) wird selten so benutzt, als sei da wirklich eine Wand und die Handlung würde in 3D stattfinden. Jeder Schauspieler lernt, wie er sich bewegen muss, damit er vom Publikum gesehen und gehört wird (zum Beispiel stellt man Schauspieler normalerweise so auf die Bühne, dass die beiden im Dialog diagonal nach vorne sprechen und nicht nach hinten).
Dann kommt hinzu, dass eigentlich fast immer nur Szenen in vollen Aufzügen spielen. Ich selbst bin selten in einem wirklich vollen Aufzug. Und da muss man sich irgendwie so verteilen, dass man seine Privatsphäre innerhalb der Verhältnisse schützt, auch gegenüber total Fremden. Denen wende ich ungern meinen ganzen Körper zu. Beim Schlange stehen ist es auch angenehmer, mit einem vor mir stehenden Menschen, wenn ich ihn denn berühren muss, nicht frontal zusammengepresst zu werden.
Um auf deine Frage zurückzukommen: in relativ leeren Fahrstühlen stehe ich und auch die anderen irgendwie; wenn ich mit jemandem zusammen in den Fahrstuhl eingestiegen bin, dann wenden wir uns einander zu und reden miteinander. Wenn ich aber allein bin, wende ich mich durchaus in die Richtung, in der am Ende die Tür aufgehen wird.
Ein letztes: dieses „Problem“ habe ich in den letzten Monaten in mehreren Kolumnen angesprochen gesehen, gelesen habe ich eigentlich nie mehr als die Überschrift und vielleicht die einleitenden Sätze. Aber „Fahrstuhl“, „nach vorne blicken“ und „US Fernsehen/Film“ waren in all diesen Feuilletonbeiträgen angesprochen. Ist das gerade ein Thema?
Grüße
Siboniwe